Mit 32 Jahren wurde Stefan Ortega Moreno erstmals für die deutsche Nationalelf nominiert. t-online hat mit einem seiner größten Förderer gesprochen. Der glaubt sogar an die WM-Chance seines ehemaligen Schützlings.
Ein einziger neuer Name stand am vergangenen Donnerstag auf der Kaderliste der deutschen Nationalmannschaft vor den finalen zwei Partien in der Gruppenphase der Nations League gegen Bosnien-Herzegowina und Ungarn (16. und 19. November 2024). Bundestrainer Julian Nagelsmann hatte erstmals Stefan Ortega Moreno nominiert – genau einen Tag, nachdem der Torhüter von Manchester City 32 Jahre alt geworden war.
Dass Ortega Moreno es als Spätzünder doch noch ins DFB-Team geschafft hat, wundert seinen langjährigen Förderer Marco Kostmann nicht. „Die Position war jetzt einfach vakant. Manuel Neuer hat aufgehört, Marc-André ter Stegen ist verletzt, dann gibt es noch Nübel und Baumann, aber drei Torhüter braucht man nun mal im Kader“, so der 58-jährige Torwarttrainer zu t-online. Da sei man beim DFB eben auf Ortega Moreno gekommen.
Kostmann zur Nominierung des Keepers: „Das freut mich natürlich für ihn und macht mich stolz – auch, weil ich Teil seiner Entwicklung war.“ Doch er gibt auch zu: „Dass es mal so endet, hätten wir am Anfang unserer Zusammenarbeit wirklich nicht gedacht.“
Kostmann hatte Ortega Moreno 2011 bei Arminia Bielefeld kennengelernt. Im Anschluss arbeiteten beide dort drei Jahre zusammen, ehe der Keeper nach München zum TSV 1860 wechselte. Kostmann verschlug es ein Jahr später als Torwarttrainer zum HSV. „2017 sind wir dann beide zurückgekehrt – und von da an ging es steil bergauf. Das war im Vorfeld im Grunde gar nicht absehbar“, so Kostmann. Der Grund: „Nicht jeder in Bielefeld hatte ihn noch auf dem Zettel.“
Einer jedoch schon: Samir Arabi. Der damalige Arminia-Verantwortliche habe laut Kostmann den strategischen Blick besessen, Ortega Moreno aus München zurückzuholen – und Kostmann aus Hamburg. „Davon hatte sich Samir Arabi damals sicherlich nicht ganz das versprochen, was es am Ende geworden ist“, sagt Kostmann.
Was er damit meint: Während seines zweiten Engagements in Bielefeld reifte Ortega Moreno unter den Fittichen seines Torwarttrainers zunächst zu einem der besten Schlussmänner in der 2. Bundesliga. Auch dank des Torhüters gelang der Arminia 2020 letztlich der Aufstieg.
In der Bundesliga ragte Ortega Moreno im Anschluss dann aus einer von Anfang an gegen den Abstieg kämpfenden Bielefelder Mannschaft heraus. Am Klassenerhalt im ersten Jahr hatte er deshalb großen Anteil, am Abstieg in der Folgesaison traf ihn keine Schuld. Einer der Gründe, warum Englands Serienmeister Manchester City auf ihn aufmerksam wurde – und ihn 2022 tatsächlich ablösefrei aus Bielefeld verpflichtete.
In Manchester musste sich Ortega Moreno in der Folge hinter Stammtorhüter Ederson einreihen. Einen Job, den er bis heute ausfüllt – und dabei trotz verhältnismäßig weniger Einsatzminuten nachhaltig zu überzeugen weiß.
„Natürlich will City zwei überragende Torhüter im Kader haben. Wenn Ederson als Nummer eins ausfällt, dann brauchst du einen dahinter, der top ist“, erklärt Kostmann die Torhütersituation bei der von Ex-Bayern-Coach Pep Guardiola trainierten Spitzenmannschaft. In Manchester habe sich Ortega Moreno mittlerweile eine unverwechselbare Position erarbeitet. „Pep Guardiola ist jeden Tag froh, dass es Stefan Ortega gibt“, ist sich Kostmann sicher.