Eine wichtige Frage also lautet: Wie lange soll der Herz-Kreislauf-Stillstand anhalten, damit die Organe entnommen werden können? Dazu macht die FDP keinen Vorschlag. Deswegen erklärt die Gesellschaft für Kardiologie: „Zum jetzigen Zeitpunkt wissen wir leider zu wenig über den Vorschlag der FDP, um uns dazu fundiert äußern zu können.“ Sobald mehr über das Positionspapier bekannt wird, wollen sich die Herz-Fachleute intensiv damit beschäftigen.
Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) erklärte im vergangenen Jahr in einem Positionspapier, wie eine Organspende nach kontrolliertem Herz-Kreislauf-Stillstand ablaufen könnte: Ein aussichtslos kranker Patient muss zuvor erklärt haben, dass er nicht reanimiert werden will. Die Therapie erfolgt nicht mehr kurativ, sondern palliativ, es geht also nicht mehr um Heilung, sondern um Linderung. Die intensivmedizinischen Maßnahmen werden eingestellt.
Wenn der Herz-Kreislauf-Stillstand festgestellt wurde, schließt sich eine Beobachtungszeit an, die sogenannte No-Touch-Time, in welcher der Patient nicht berührt wird. Die Divi spricht von fünf Minuten, in anderen Ländern wird länger gewartet. Dann wird der Tod festgestellt, oft mit zusätzlichen Tests, und die Organe entnommen.
Mehr Organe wie Nieren, Lebern oder Herzen für schwer kranke Patienten werden seit Jahren dringend benötigt. Im vergangenen Jahr gaben 965 Menschen nach ihrem Tod ein Organ oder mehrere Organe für andere frei, wie die koordinierende Deutsche Stiftung Organtransplantation ermittelte. Zugleich standen aber 8.400 Menschen auf Wartelisten. Damit Spenden überhaupt infrage kommen, müssen zwei Fachärzte unabhängig voneinander den Hirntod eines Verstorbenen feststellen.
Ja. Die Deutsche Transplantationsgesellschaft betont, die Spende nach Tod durch Herz-Kreislauf-Stillstand und folgendem Hirntod sei in vielen Nachbarländern bereits etabliert – „und hat dort zu einer deutlichen Zunahme des Spenderpools geführt“. „In kaum einem anderen europäischen Land ist das Missverhältnis zwischen Spenderorganen und Patientinnen und Patienten, die dringend ein neues Organ benötigen, so groß wie in Deutschland“, so Präsident Utz Settmacher.
Längst erprobte Alternativen sollten eingeführt werden – dazu gehört die sogenannte DCD-Spende (Donation after circulatory death), die Organspende nach einem primären Herz-Kreislauf-Stillstand und folgendem Hirntod. Fast alle Nachbarländer ermöglichen solche Spenden.