Neue Enthüllungen im Entführungsfall Block: Dokumente, die dem „Spiegel“ vorliegen sollen, zeigen wohl schon frühere Entführungspläne.

Die Entführung der Kinder von Christina Block und Stephan Hensel aus Dänemark war wohl nicht der erste Versuch. Das legen Recherchen des „Spiegel“ nahe. In seinem Bericht bezieht sich das Magazin auf die Aussage des Geschäftsführers einer Sicherheitsfirma, die Block damals für ihre Aktion angeheuert haben soll. Außerdem sollen dem Magazin mehrere Dokumente vorliegen.

Der „Spiegel“ zitiert Frank M., zum Zeitpunkt der Beauftragung Geschäftsführer von „BPS 360 Grad“ aus Thüringen. Block habe ihn damals kontaktiert. Sie habe ihm 36.000 Euro für Einsatz- sowie 8.000 Euro für Nebenkosten wie Fahrzeuge und Übernachtungen gezahlt. Der Auftrag: „Unterstützung bei der Rückführung zweier Kinder“.

Gruppe aus 16 Personen fuhr nach Dänemark

Block habe dem Geschäftsführer mithilfe von Gerichtsdokumenten versichert, die Aktion sei juristisch in Ordnung. Es seien „zwei Einsatzteams“ involviert worden.

Am 8. November schließlich sei eine Gruppe von 16 Personen nach Dänemark gefahren. Mit dabei, neben Mitarbeitern der Sicherheitsfirma: ein Kinderarzt sowie Christina Block selbst, ihr Bruder – und ihre Mutter Christa Block, der in dem folgenden Entführungsplan eine besondere Rolle zukommen sollte, wie dänische Ermittlungsunterlagen zeigen, die dem „Spiegel“ vorliegen sollen.

Christina Block sollte aus der Ferne beobachten

Vor Ort soll sich Geschäftsführer M. versichert haben, dass Hensel und die Kinder zu Hause seien. Später sollte M. die Partnerin von Stephan Hensel zusammen mit den Kindern abpassen und die Frau ablenken. In dieser Zeit sollte die damals Anfang 80-jährige Großmutter die Kinder greifen und in ein wartendes Auto ziehen.

In dem Auto sollte Christina Blocks Bruder die Kinder in Empfang nehmen. Die Mutter selbst habe das Geschehen aus der Ferne beobachtet.

Christa Block starb im Juli 2023

Zu der Entführung kam es jedoch nicht. Anstelle der Frau kam Vater Stephan Hensel selbst an die Tür. M. soll Ermittlern erklärt haben, er habe daraufhin die Aktion abgebrochen. Wenig später sei die Polizei gekommen. Der Wagen von Christina Block sei davongerast, M. zurückgelassen worden. Die Polizei habe ihn vorübergehend festgenommen. Später hätten die Ermittlungen aus Dänemark das Unternehmen komplett entlastet, zitiert der „Spiegel“ die Sicherheitsfirma „BPS 360 Grad“.

Christa Block ist nicht mehr am Leben. Sie verstarb im Juli 2023 im Alter von 82 Jahren.

Block gibt wenige Tage später „Bild“-Interview

Hensel reagierte auf den Entführungsversuch: Im November 2022 beantragte der Vater Personenschutz für sich und seine Familie, stattete die Kinder mit eben jenen Alarmknöpfen aus, die sie auch während der Entführung am Neujahrstag gedrückt haben sollen.

Am 11. November 2022, drei Tage nach dem Entführungsversuch, gab Christina Block der „Bild“-Zeitung ein Interview, in dem sie auch von ihrem Aufenthalt in Dänemark erzählte. Sie sei mit ihrem Bruder und ihrer Mutter zum Haus des Vaters gefahren, in der Hoffnung, „die Kinder zu sehen, vielleicht sogar mitzunehmen“. Außerdem seien Personenschützer dabei gewesen – „für den Fall, dass er mich oder die Kinder bedroht“.

Seit Jahren schwelender Konflikt

In der Silvesternacht hatten acht dunkel gekleidete Männer zwei Kinder der Steakhaus-Erbin Christina Block und ihres Ex-Manns Stephan Hensel aus Dänemark nach Deutschland entführt. Hensel wurde dabei niedergeschlagen. Kurz darauf tauchten die Kinder bei Block und Delling in Hamburg auf.

Es wirkte wie der brutale Tiefpunkt eines über Jahre schwelenden Sorgerechtsstreits. Die Kinder sind nach gerichtlicher Anordnung inzwischen zurück beim Vater in Dänemark.

Zuvor hatte Stephan Hensel die Kinder trotz eines entsprechenden Urteils des Oberlandesgerichts Hamburg nicht herausgegeben und an seinem Aufenthaltsort in Dänemark behalten.

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