Radikale Maßnahme

Olympia-Held erhält Schock-Diagnose – seine Frau auch


Aktualisiert am 21.10.2024 – 08:01 UhrLesedauer: 4 Min.

Chris Hoy und seine Frau Sarra Kemp im Juli 2024 beim Tennisturnier von Wimbledon. (Quelle: Karwai Tang/Getty)

Die Krebsdiagnose von Chris Hoy war seit Februar bekannt. Nun spricht der Olympiasieger ausführlich über seinen Kampf – und den seiner Frau Sarra Kemp.

Im Februar hatte Großbritanniens Bahnrad-Legende Chris Hoy erstmals über seine schwere Erkrankung gesprochen: Der Sportstar, der 2008 von der Queen zum Ritter geschlagen worden war und seitdem ein Sir im Namen trägt, hat Krebs im Endstadium.

Nun hat der sechsmalige olympische Goldmedaillengewinner ausführlich über seinen Leidensweg gesprochen – und auch über den seiner Frau Sarra Kemp. Hoy sagte der „Sunday Times“ in einem Interview, dass die Krankheit unheilbar sei und ihm die Ärzte noch zwei bis vier Jahre Lebenszeit gegeben hätten. Der 48-jährige Schotte berichtete auch, wie er von der Erkrankung erfahren habe: durch Zufall.

Demnach hatte er zeitweise Schmerzen in der Schulter gehabt, dies aber auf eine vermeintliche Muskelzerrung geschoben. Als er schließlich zum Arzt ging, um einen Scan anfertigen zu lassen, kam der Schock. Es tue ihm wirklich sehr leid, sagte der Arzt zu ihm: „Aber wir haben da einen Tumor in ihrer Schulter gefunden“, erzählte Hoy nun der „Times“ von dem Moment, der sein Leben auf den Kopf stellte. „Die Krankenschwester hatte Tränen in den Augen“.

Wenige Wochen vor diesem Satz, mit dem seine „gesamte Welt zerbrach“, wie er berichtet, musste seine Frau Sarra ebenfalls in ärztliche Behandlung. Auch bei ihr fing es harmlos an, mit einem Kribbeln, das sie seit einiger Zeit im Gesicht und auf der Zunge verspürte. Kurz vor Weihnachten erhärtete sich dann nach zahlreichen weiteren Untersuchungen ein schlimmer Verdacht: Multiple Sklerose. Eine chronische Erkrankung des zentralen Nervensystems.

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Chris Hoy als Ehrengast bei einer Zeremonie am Rande der olympischen Bahnrad-Wettbewerbe in Paris. (Quelle: Tim de Waele/Getty)

Da saßen die beiden nun, mit ihren beiden Kindern Callum (10) und Chloe (6), und mussten ihnen beibringen, dass ihre Eltern schwer erkrankt waren. „Wirst du sterben?“, fragte sein Sohn Callum. Hoy erklärte ihm, dass niemand ewig lebe, aber er hoffe, dank der Medizin noch „viele, viele Jahre hier zu sein“.

Ein Jahr ist seit der Diagnose vergangen, ein Jahr, in dem Hoy laut eigener Aussage gelernt habe zu sterben. Aber es sei ein schweres Jahr gewesen, gibt der Olympiasieger und Weltmeister zu. Eine Zeit voller Ängste, schlafloser Nächte und großer Schmerzen. Die Ärzte hatten nach dem ersten Befund noch einen zweiten Scan anfertigen lassen, dabei wurden Metastasen in der Hüfte, im Becken, in Rippen und Wirbelsäule gefunden; ausgegangen war der Krebs wohl von der Prostata.

Die Chemotherapie beschreibt Hoy als Tortur. Weil er seinen Kindern den Anblick eines glatzköpfigen Vaters ersparen wollte, entschied er sich zu einer radikalen Maßnahme: dem Cold Capping. Damit die Haare nicht komplett ausfallen, werden Krebspatienten dabei nach den Chemotherapien eine eiskalte Kappe auf den Kopf gestülpt, die sie bis zu einer Stunde tragen müssen. Die Kopfhaut wird dabei auf bis zu Minus 34 Grad heruntergekühlt, um die Haarfollikel zu erhalten.

Hoy vor einem Bahnrad-Wettbewerb bei den Olympischen Spielen 2012. (Quelle: Ian MacNicol/Getty)

Hoy beschreibt die Tortur als „Horror-Show“. Als ob sein Kopf in einen Schraubstock eingespannt worden sei. Es seien die „schlimmsten Schmerzen“ gewesen, die er je erfahren habe. „Und ich habe eine sehr hohe Schmerztoleranz“, so der ehemalige Leistungssportler zur „Sunday Times“.

Seine Frau Sarra hatte ihre Multiple-Sklerose-Diagnose schon im November 2023 erhalten, wegen Chris‘ Chemotherapien sagte sie ihrem Mann aber wochenlang nichts davon. Erst vor dem Weihnachtsfest weihte sie ihn ein. Es war ein Doppel-Schock. Zumal Sarras Nervenerkrankung ebenfalls sehr aggressiv sein soll, wie die Ärzte feststellten. Dennoch schafften es die beiden, diese schwierigen Wochen und die Zeit danach zu meistern.

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