Nürnberg muss sparen. Gleichzeitig hat die Stadt mehrere Großprojekte zu stemmen. Bringt das den Haushalt in Gefahr? Der OB klärt im Interview auf.
Das Stadion soll umgebaut werden, das geschichtsträchtige Opernhaus muss saniert werden und gleichzeitig steht Nürnberg vor einem Schuldenberg. Mit t-online spricht Oberbürgermeister Marcus König (CSU) darüber, wie schwierig die Haushaltslage wirklich ist, wie die Stadt den Umbau des Max-Morlock-Stadions stemmen will – und er stellt infrage, dass im Operhaus auch künftig Opern zu sehen sein werden.
t-online: Herr König, die Liste an Projekten in Nürnberg ist lang, die Kassen sind leer. Macht Ihnen das Sorgen?
Die Frage ist aber doch auch, mit welcher Stadt wollen Sie Nürnberg vergleichen? München spielt Champions League, allein wegen der vielen Dax-Konzerne und der Rolle als Landeshauptstadt. Alle anderen Städte in Bayern sind kleiner als Nürnberg. Wir können uns mit Bremen, Leipzig oder Düsseldorf messen. Da schneiden wir, was die Verschuldung angeht, ziemlich gut ab. Als ich Oberbürgermeister geworden bin, lagen die Gewerbesteuereinnahmen in Nürnberg bei 490 Millionen Euro im Jahr. Jetzt sind wir bei 675 Millionen Euro. Das ist auch mein Verdienst. Eine proaktive Wirtschaftspolitik ist mir deshalb sehr wichtig.
Fakt ist: Die Bezirksregierung zwingt Nürnberg wegen des Schuldenbergs zum Sparen. Wie viel Spielraum bleibt überhaupt für künftige Investitionen?
Das Sparpaket ist auf dem Weg. Ich will die Referatsstruktur verändern und so Doppelstrukturen abbauen. Daraus werden sich Spareffekte ergeben. Das Problem Schulden ist aber nicht neu. 2008 und 2009 haben wir schon einmal Sparbeschlüsse bekommen. Etwas Spielraum bleibt uns, aber auch der Bund und der Freistaat sind gefragt. Wir brauchen grundsätzlich andere Förderprogramme, sonst werden wir das System hier nicht am Laufen halten können.
Ein Projekt, das viele bewegt, ist der Stadionumbau. Im Februar wurde öffentlich, dass es an Geld fehlt. Die Rede war dann von einem Umbau in abgespeckter Version. Jetzt springt der Freistaat in die Bresche. Markus Söder will die Hälfte zahlen. Kommt jetzt der Umbau ohne Abstriche?
Wir haben mit dem Max-Morlock-Stadion ein Stadion, das jetzt saniert werden muss. Derzeit verschlingt schon die Instandhaltung Millionen. Vor zwei Monaten haben wir im Stadtrat beschlossen, dass wir ein reines Fußballstadion wollen. Mit dem Freistaat kommt jetzt ein neuer Partner dazu, der sich mit uns und dem 1. FC Nürnberg um das Stadion kümmern will. Dafür bin ich sehr dankbar und gehe davon aus, dass das Finanzkonzept für den Umbau im April 2026 vorliegt. Dann müssen wir klären, wer wie viel geben kann. Vielleicht bekommen wir ja noch einen vierten Mitspieler aus der Wirtschaft.
- Lesen Sie hier mehr zu der Aussage des Ministerpräsidenten zum Stadionumbau.
- Im Februar ist durchgesickert, dass für die Finanzierung des Stadionumbaus Millionen fehlen. Lesen Sie hier mehr.
Gibt es schon Interessenten?
Es gibt immer Gespräche. Die Verantwortung dafür liegt aber beim Club.
Ursprünglich war die Rede davon, dass das Stadion weiter 50.000 Plätze haben soll. Später hieß es, man müsse, um zu sparen, eventuell Abstriche machen. Bleibt es dank des Freistaats jetzt bei 50.000 Plätzen?
Die Staatsregierung hat entschieden, dass Bayern zwei Sportstätten braucht, die international ausgerichtet sind. Bislang gibt es nur eine – die Allianz-Arena in München. In Bayern gibt es aber zwei große Städte. Ob wir eine Förderung für den Stadionumbau bekommen, wird also auch davon abhängen, ob das Projekt international ausgerichtet ist. Dafür benötigt man eine gewisse Kapazität. Dazu kommt noch ein neuer Aspekt. Wenn sich Bayern für die Olympischen Spiele bewerben will, dann ist die Stadt Nürnberg daran interessiert, neben München und Augsburg auch einen Teil der Spiele auszurichten. Dazu habe ich auch schon mit dem Ministerpräsidenten und dem Innenminister gesprochen.

Oberbürgermeister König ist daran interessiert, Nürnberg zu einem Austragungsort für die Olympischen Spiele zu machen. München und Augsburg erwägen gerade, sich gemeinsam zu bewerben. „Ich sage: Wenn Olympische Spiele in Bayern, dann in München, Augsburg und Nürnberg“, so König zu t-online. Von einer möglichen Bewerbung erhofft sich der OB auch Geld für den Stadionumbau. Lesen Sie hier mehr dazu.
Die nächste Baustelle liegt nur wenige Meter vom Stadion entfernt. In der Kongresshalle wird eine Ausweichspielstätte für die Oper gebaut. Wann gibt es denn wieder Opern im Opernhaus?
Das Opernhaus ist seit seiner Eröffnung nicht mehr von Grund auf renoviert worden und jetzt am Ende seiner Lebenszeit angekommen. Jetzt könnten wir sagen, wir brauchen kein Staatstheater mehr, dann würde sich Nürnberg als Stadt der Meistersinger aber ein Teil seiner DNA wegnehmen. Der Erweiterungsbau an der Kongresshalle ist die beste Lösung. Fest steht, das ist kein Interim. Dort entsteht eine dauerhafte Spielstätte des Staatstheaters. Wir werden diesen Ort der Unkultur mit Kultur besetzen.