Höchststand bei CO2-Emissionen

Noch nie hat der Mensch so viel Öl, Gas und Kohle verbrannt

Aktualisiert am 13.11.2024 – 05:12 UhrLesedauer: 3 Min.

Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre steigt immer weiter an. (Archivbild) (Quelle: Swen Pförtner/dpa/dpa-bilder)

Der Energiehunger der Welt ist ungebrochen. Nie zuvor wurden solche Mengen an Öl, Gas und Kohle verbrannt, welche die Klimaerwärmung anheizen.

Anstatt weniger Öl, Gas und Kohle zu nutzen, verbrennt die Menschheit zunehmend mehr davon. In diesem Jahr dürften die weltweiten fossilen Kohlendioxid-Emissionen auf ein neues Rekordhoch klettern, wie die internationale Forschungsinitiative Global Carbon Project erklärte.

Es gebe kein klares Anzeichen dafür, dass die Welt den Höhepunkt der fossilen Emissionen bereits erreicht habe, sagte Judith Hauck vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven, eine der etwa 120 Autorinnen und Autoren des Berichts „Global Carbon Budget 2024“. Dem Report zufolge dürften die fossilen CO2-Emissionen in diesem Jahr 0,8 Prozent über denen des Vorjahres liegen und 37,4 Milliarden Tonnen erreichen.

Erstautor Pierre Friedlingstein von der britischen University of Exeter ergänzte in Richtung der Weltklimakonferenz in Baku in Aserbaidschan: „Die Staats- und Regierungschefs, die sich auf der COP29 treffen, müssen die Emissionen fossiler Brennstoffe schnell und tiefgreifend senken, damit wir eine Chance haben, die Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu halten.“

Zahlreiche Staats- und Regierungschef treffen sich derzeit in Baku in Aserbaidschan. (Quelle: Peter Dejong/AP/dpa/dpa-bilder)

Hauck betonte, dass es nun immerhin 22 Länder gebe, in denen der Ausstoß klimaschädlicher Gase in den vergangenen Jahren reduziert wurde, während die Wirtschaft wuchs. Dazu gehörten auch die USA, Deutschland und viele andere europäische Länder. „Wir sehen da einen Trend, der uns natürlich viel zu langsam geht, der aber eben in die richtige Richtung geht und der durchaus Hoffnung macht.“

Für China, das für fast ein Drittel der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich ist, kommen die Forschenden in diesem Jahr nur noch auf einen sehr leichten Anstieg von etwa 0,2 Prozent. Dort könnte der Wendepunkt erreicht sein, denn 0,2 Prozent sei innerhalb der Fehlerbandbreite, kommentierte der Klimawissenschaftler Niklas Höhne vom NewClimate Institute. China setze massiv auf Elektromobilität, wodurch der Ölverbrauch gesunken sei.

Der Ausbau der erneuerbaren Energien schreitet in China rasant voran. (Archivbild) (Quelle: Ng Han Guan/AP/dpa/dpa-bilder)

Doch der Energiehunger sei in China und überall sonst auf der Welt groß, etwa durch den vermehrten Einsatz von Klimaanlagen und Künstlicher Intelligenz. Um den Bedarf zu decken, werde die Infrastruktur für fossile Energie häufig weiter ausgebaut, fuhr Höhne fort. Auf der anderen Seite seien auch erneuerbare Energien im Wachstum, auch weil etwa Solaranlagen unglaublich günstig geworden seien. Irgendwann würden diese günstigen erneuerbaren Energien die fossilen aus dem Markt drängen. „Das ist die Hoffnung, dass das in den nächsten Jahren passiert.“

Land und Ozean nehmen CO2 auf

Für den Bericht schauten sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch an, wie viel CO2 wieder aus der Luft verschwindet. Etwas mehr als die Hälfte des von Menschen ausgestoßenen CO2 wird von den Ozeanen, Pflanzen und Böden aufgenommen. „Beide Senken werden auch getroffen oder beeinflusst durch die Klimaveränderungen“, sagte Hauck.

Land-Ökosysteme konnten im Jahr 2023 dem Bericht zufolge durch den Klimawandel etwa 27 Prozent weniger CO2 aufnehmen als noch 2014. Das liege unter anderem an einem geringeren Niederschlag und höheren Temperaturen in bestimmten Regionen. Die Meere konnten demnach in dieser Zeit knapp 6 Prozent weniger CO2 aufnehmen, was wahrscheinlich vor allem auf veränderte Winde zurückzuführen sei, welche die Ozeanzirkulation stören.

Die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre wird dem Bericht zufolge in diesem Jahr voraussichtlich 422,5 ppm (parts per million – Teilchen pro Millionen Teilchen) erreichen. Das sind mehr als 50 Prozent mehr als vor Beginn der Industrialisierung. Damit die Menge an CO2 runtergehe, müsse die Welt nicht nur weniger ausstoßen als bisher, sondern gar nichts mehr, betonte Co-Autorin Julia Pongratz von der Ludwig-Maximilians-Universität München. „Alles, was wir heute emittieren, hat sehr langfristige Folgen.“

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