Wenn der BVB sein ganzes Potenzial auf den Platz bringt, wird es unangenehm für jeden Gegner. Doch warum tut er es auch in der nur sporadisch?
Es war am vergangenen Dienstag mal wieder eine dieser rauschenden Europapokalnächte, die Borussia Dortmund im eigenen Stadion vor mehr als 80.000 Fans veranstaltete. Am Ende stand ein furioses 7:1 gegen Schottlands Rekordmeister Celtic Glasgow – nie hatte der BVB in der Champions League höher gewonnen.
Solche Abende kennen die BVB-Fans noch gut aus der vorherigen Saison, als ihre Mannschaft international begeisterte und sich völlig unerwartet ins Endspiel der Königsklasse kämpfte.
Der große Haken daran: Von dem, was die Schwarz-Gelben unter der Woche auf dem Rasen ablieferten, war an diesem Wochenende mal wieder nur noch eine Sparversion zu sehen. Nicht unverdient verlor der BVB sein Auswärtsspiel bei Union Berlin mit 1:2. Nach dem 1:5-Debakel in Stuttgart vor zwei Wochen war die Pleite bei den „Eisernen“ die zweite Saisonniederlage in der immer noch recht jungen Saison. Wie schon in der Vergangenheit zeigt die Mannschaft im Europapokal und im Ligaalltag zwei völlig unterschiedliche Gesichter.
Schon die Borussia unter Ex-Trainer Edin Terzić bekam die große Diskrepanz zwischen Europapokal und Liga in der zurückliegenden Spielzeit nicht in den Griff. Auf ein 2:0 gegen Newcastle in der Gruppenphase der Champions League folgte eine Niederlage in Stuttgart. Auf den Gruppensieg mit einem 1:1 gegen Paris ein enttäuschendes Remis in Augsburg. Und auf den Finaleinzug eine 0:3-Offenbarung in Mainz.
Das Endergebnis in der Liga lautete Rang fünf – die schlechteste Platzierung der vergangenen neun Jahre. Nur dank der Reform und des zusätzlichen fünften Startplatzes – den sich der BVB durch seine guten Ergebnisse immerhin selbst ermöglicht hatte – durfte der Vorjahresfinalist auch in dieser Spielzeit wieder in der Königsklasse an den Start gehen.
Und wie er das tut: Nach zwei Spieltagen ist Dortmund Tabellenführer in der neuen 36er-Liga. Die nach dem Meistertitel lechzenden Fans fürchten dennoch ein Déjà-vu, legte ihr Team doch schon in der Frühphase bekannte und wenig gemochte Verhaltensmuster aus den Vorjahren an den Tag.
Dem 3:0 bei Club Brügge zum Königsklassen-Auftakt folgte etwa das eingangs erwähnte krachende 1:5 bei Vizemeister VfB Stuttgart. Dazu leistete sich Dortmund zuvor schon ein uninspiriertes 0:0 bei Werder Bremen. Und nun eben die 1:2-Niederlage gegen Union, nachdem Celtic wenige Tage zuvor noch nach allen Regeln der Kunst auseinandergenommen worden war. Die Inkonstanz zeigt sich dabei nicht nur von Spiel zu Spiel, sondern regelmäßig auch innerhalb der 90 Minuten.
Gegen Union agierte der BVB insbesondere im ersten Durchgang viel zu passiv, geriet durch einen unnötigen Elfmeter in Rückstand, weil Nico Schlotterbeck im Strafraum zu ungestüm zu Werke ging. Auch in der Vorwoche offenbarte die Sahin-Elf eklatante Schwächen im Defensivbereich. Sky-Experte Didi Hamann, bekannt für extreme Aussagen, wählte drastische Worte: „Die letzten drei Leistungen in der Bundesliga waren unterirdisch“, so der Ex-Profi, der damit auch den 4:2-Sieg gegen den VfL Bochum mit einschloss.
Gegen den aktuellen Tabellenletzten der Bundesliga war der BVB früh mit 0:2 in Rückstand geraten. Torhüter Gregor Kobel hatte dabei übel gepatzt. Die Mannschaft hatte letzten Endes gehöriges Glück, dass sie nach 33 Minuten nicht das 0:3 gegen den sieglosen Lokalrivalen kassierte. In der zweiten Hälfte gelang es den Dortmundern zumindest, ein Offensiv-Feuerwerk abzubrennen, das Spiel zu drehen und noch 4:2 zu gewinnen. Ein Auf und Ab binnen 90 Minuten.