Früherkennung ist oft entscheidend für die erfolgreiche Behandlung einer Krankheit. Ein neuer Test könnte sie revolutionieren, und er braucht nur einen Tropfen Blut.
Unser Blut verrät viel über unseren Gesundheitszustand, hier zeigen sich Organschädigungen, Entzündungen oder Stoffwechselfehlfunktionen. Das Blut kann aber auch Aufschluss über bevorstehende Erkrankungen geben. Bei verschiedenen Krebsarten wurde dies bereits nachgewiesen.
Nun haben sich Forscher auf die Proteine im Blut konzentriert und sind zu erstaunlichen Ergebnissen gekommen. Sie untersuchten 2.900 Proteine in über 40.000 Blutproben aus der UK Biobank – eine große Langzeitbeobachtung des Gesundheitszustandes von mittlerweile über 500.000 Menschen.
Von den ausgewählten Probanden wurden Blutproben entnommen, die mit den Daten über den Gesundheitszustand vor, während und bis sogar zehn Jahre nach der Blutentnahme verknüpft waren. In der Folge untersuchten die britischen Wissenschaftler, welche spezifischen Proteine mit einer bestimmten Krankheit in Verbindung standen. Und abschließend, was das Vorhandensein dieser Proteine in früheren Proben darüber aussagt, ob sich die Krankheit anhand von ihnen vorhersagen lässt.
Das Ergebnis ist verblüffend: „Für 163 Krankheiten reichten schon fünf Proteine aus, um genauso gut wie die klinischen Modelle abzuschneiden – ohne dass weitere Gesundheitsinformationen benötigt wurden“, berichtet die Studienleiterin Julia Carrasco-Zanini. „Bei 67 häufigen und seltenen Krankheiten verbesserte die Auswertung von fünf bis 20 Blutproteinen die klinischen Modelle signifikant.“
Zum Verständnis: Vorhersagemodelle beziehen sich derzeit häufig auf bestimmte Vorerkrankungen, Lebensstilfaktoren oder spezielle Blutwerte (Zucker- oder Cholesterinwert). Auch die Bestimmung einzelner Proteine zählt schon dazu. Nun gibt es aber offenbar Tausende neue Marker mehr.
Zu den Erkrankungen, die sich über den Proteintest vorhersagen lassen, zählen unter anderem diverse verschiedene Krebsarten wie Prostatakrebs, das Multiple Myelom oder das Non-Hodgkin-Lymphom (Blutkrebsarten), die Lungenkrankheit COPD, Leber- und Nierenerkrankungen, Rheuma oder einige Herzerkrankungen.
Wie das Wissenschaftsmagazin scinexx.de berichtet, gibt es aber auch einige Krankheitsbilder, bei denen die Proteintests nur wenige Vorteile gegenüber bestehenden Methoden brächten. Dazu gehörten unter anderem bakterielle Infekte, gutartige Darmpolypen, Osteoporose oder der Graue Star. „Diese Krankheiten erfordern Proben aus anderen Geweben oder komplett andere Ansätze, um besser vorhergesagt zu werden“, so die Forscher.
Einhellig wird das Forschungsergebnis von ihnen als großer Schritt in der neuen Form der Diagnostik gewertet. Nun soll der Test in noch größerem Maßstab und innerhalb verschiedener Bevölkerungsgruppen überprüft werden. Zunächst soll es dabei um Krankheiten mit „hoher Priorität“ gehen, also vermutlich schwere, schnell verlaufende oder häufig auftretende.