Kampf gegen Massentourismus

Italien: Die neuesten Verbote, Kontrollen und Gebühren für Urlauber

Aktualisiert am 10.11.2024 – 10:41 UhrLesedauer: 3 Min.

Touristen am Trevi-Brunnen – Massentourismus ist ein großes Problem in Italien. (Archivbild) (Quelle: Mauro Scrobogna/LaPresse/AP/dpa/dpa-bilder)

Zahlreiche Städte und Attraktionen in Italien verzeichnen immer neue Besucherrekorde. Der immense Urlauberandrang soll gedrosselt werden – durch Verbote, Kontrollen und Gebühren.

Kaum noch bezahlbarer Wohnraum, völlig überfüllte Städte und einst verschlafene Dörfer, die nun von Touristen überrannt werden: Italien leidet am Massentourismus wie nie zuvor. In Rom, Venedig und Florenz sowie an vielen anderen Orten prägen verstopfte Straßen und volle Attraktionen das Bild. Wer noch das authentische Italien erleben will, muss entweder viel früher als die anderen aufstehen oder in alten Fotobüchern blättern.

Die Tourismuszahlen der vergangenen Jahre sprechen eine deutliche Sprache. So viele Touristen wie im Jahr 2023 hat es nach offiziellen Zahlen in Italien noch nie gegeben: Das vor allem bei Deutschen beliebte Urlaubsland verzeichnete rund 134 Millionen Urlauberankünfte mit etwa mehr als 451 Millionen Übernachtungen in Hotels und sonstigen Unterkünften.

Die Leidtragenden sind nicht nur die Alteingesessenen, sondern auch Touristen. Um die Authentizität ihrer Innenstädte und Attraktionen zu bewahren, greifen mehrere italienische Urlaubsziele durch – mit Zugangsbegrenzungen, Gebühren und Verboten. Ein Überblick:

Er ist ein Klassiker beim Rom-Besuch: der Trevi-Brunnen mitten im historischen Zentrum der italienischen Hauptstadt. Das Selfie vor dem blauen Wasser und der Münzwurf über die Schulter gehören dazu. Doch der wohl berühmteste Brunnen der Welt ist ständig überfüllt.

Die Stadtverwaltung und mit ihr Anwohner und Geschäftsleute haben genug davon: „Wir wollen den Besuch zu einem echten Erlebnis machen und nicht zu einem chaotischen Gedränge auf der Suche nach dem besten Selfie“, heißt es. Im Gespräch sind eine Zugangsbegrenzung sowie eine Eintrittsgebühr. Beschlossen ist allerdings noch nichts.

So nah wie noch nie an die „Fontana di Trevi“ – nun möglich über einen Steg. (Quelle: Cecilia Fabiano/LaPresse via ZUMA Press/dpa/dpa-bilder)

Einen Vorgeschmack bekommen Besucher schon jetzt. Der Brunnen wird derzeit für das Heilige Jahr 2025 restauriert. Der Bereich am Becken ist abgesperrt und seit Samstag ist der Brunnen über einen Steg begehbar, um ihn trotzdem aus der Nähe betrachten können. Allerdings mit einer begrenzten Besucherzahl, um den Andrang besser zu drosseln.

Allein im Sommer dieses Jahres besuchten rund vier Millionen Menschen die versunkene Stadt Pompeji. Zu viel für die Leitung des Archäologieparks. Diese führt ein Besucher-Limit ein. Ab kommender Woche soll die Zahl der Besucher auf 20.000 pro Tag begrenzt und personalisierte Eintrittskarten eingeführt werden, um den Ansturm besser einzugrenzen.

So soll der „Druck der Menschen auf die Stätte verringert werden, der sowohl für die Besucher als auch für das einzigartige und zerbrechliche Erbe ein Risiko darstellen könnte“, heißt es vom Park. Beim Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 wurde Pompeji unter Asche begraben. Knapp 2000 Jahre später muss nun das Weltkulturerbe geschützt werden.

Die Lagunenstadt Venedig gilt als Musterbeispiel für das Phänomen des Massentourismus. Der Strom an Besuchern bringt der Stadt zwar viel Geld ein, bereitet aber auch große Probleme. Heute leben im Zentrum mit seinen Kanälen keine 50.000 Einwohner mehr. Dafür gibt es mehr als 50.000 Gästebetten. Pro Jahr kommen mehr als 15 Millionen Besucher. Venezianer bemängeln ihre Verdrängung und den „Erlebnispark Venedig“ seit langem.

Mit der Gondel durch die Kanäle: Venedig gilt als Musterbeispiel für „Overtourism“. (Archivbild) (Quelle: Luca Bruno/AP/dpa/dpa-bilder)

Als erste Stadt der Welt verlangt Venedig seit diesem Jahr Eintritt von Kurzbesuchern: bislang fünf Euro. Ein Versuch der Abschreckung, der jedoch kaum wirkte. Künftig kann es deswegen doppelt so teuer werden. 2025 werden bis zu zehn Euro fällig, um ein paar Stunden durch das Zentrum spazieren zu dürfen. Venedigs Einwohner müssen nicht zahlen.

Ferienwohnungen für nur wenige Tage findet man in Florenz wie Sand am Meer. Manche Statistiken gehen gar davon aus, dass 30 Prozent der Wohnungen im Zentrum der Stadt auf der Plattform Airbnb angeboten werden. Die Mieten in der Innenstadt sind demnach seit 2016 um 42 Prozent gestiegen – Einheimische können sich das kaum leisten und ziehen weg.

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