Es ist ein gigantisches Projekt mitten in der Wüste. Zuletzt wurden Mutmaßungen laut, die Saudis könnten damit eine Bruchlandung hinlegen. Jetzt gibt es Neuigkeiten von der Baustelle.

Giles Pendleton zeigt sich zuversichtlich. „Neom is real“, hat der Projektleiter des Mega-Projekts „The Line“ in der saudi-arabischen Wüste in einem LinkedIn-Beitrag geschrieben. „Neom ist Wirklichkeit.“

Dazu veröffentlichte der operative Geschäftsführer eine Reihe von Fotos. Die Luftaufnahmen würden „eine gute Momentaufnahme des Fortschritts“ bieten, behauptet er. Zu sehen ist laut ihm eine „Reihe von Neom-Infrastrukturprojekten, von der Wasserleitung über die Fertigstellung neuer Lager bis hin zu umfangreichen Arbeiten im Hafen von Oxagon“.

Neom gilt als die derzeit größte Baustelle der Welt. Das gigantische Siedlungsprojekt umfasst insgesamt eine Fläche von 26.500 Quadratkilometern, was fast der Größe Belgiens entspricht. Im Internet preist Saudi-Arabien das Vorhaben in den höchsten Tönen an. Ultramodern soll alles werden, eine CO₂-freie Kreislaufwirtschaft ermöglichen und eine „bessere Zukunft“ schaffen.

Ein Teil des Mammut-Vorhabens ist „The Line“. Die voll verspiegelte Schlauchstadt soll 170 Kilometer lang, aber nur 200 Meter breit werden. Unter der Erde braust den Plänen zufolge eines Tages eine Überschall-U-Bahn in bloß 20 Minuten von einem Ende der Kunststadt zum anderen. Neun Millionen Menschen sollen einmal in der sich durch die Wüste ziehenden Metropole leben, allesamt in einem riesigen, 500 Meter hohen Gebäude. Zum Vergleich: Das ist höher als das Empire State Building, das bis zur Antennenspitze nur rund 443 Meter misst.

Allerdings ist dies alles noch Zukunftsmusik. Und so werden regelmäßig Zweifel laut: Hat sich Saudi-Arabien, eines der vermögendsten Länder der Welt, eventuell übernommen?

Befeuert wird die Skepsis von Nachrichten wie der, dass Insidern zufolge die Ziele für „The Line“ längst zurückgeschraubt worden seien: Das Finanznachrichtenunternehmen Bloomberg berichtete im Frühjahr 2024, bis zum Ende des Jahrzehnts würden die Saudis nur noch die Fertigstellung von 2,5 Kilometern von „The Line“ anpeilen.

Zuletzt berichtete das „Wall Street Journal“ in diesem März nun, die Kosten seien dabei, ins Astronomische zu explodieren: Bis zu einem möglichen Abschluss im Jahr 2080 würden Investitionen von 8,8 Billionen US-Dollar nötig, was in etwa dem 25-fachen Staatshaushalt Saudi-Arabiens entspräche.

Um den Saudi-Prinzen Mohammed bin Salman, die treibende Kraft hinter Neom, hinters Licht zu führen, würden Führungskräfte diese Wahrheit vor ihm verbergen. Dies gehe aus einem umfassenden, internen Prüfungsbericht hervor. Das „Wall Street Journal“ berichtete von „absichtlicher Manipulation von Finanzdaten“ – auch wenn eine Neom-Sprecherin erwiderte, die Zahlen seien falsch dargestellt.

In die Kritik gerät das Mega-Projekt, an dem 140.000 Menschen arbeiten, auch noch aus anderen Gründen. Denn für den Weg in die Zukunft wählt das Königreich Menschenrechtsorganisationen zufolge Methoden aus dem Mittelalter. Saudische Behörden hätten es etwa erlaubt, Beduinen zu töten, die sich für das Projekt nicht zwangsumsiedeln lassen wollen, berichtete die BBC.

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