Breitscheidplatz-Anschlag
Überlebende erinnern sich an die Nacht des Terrors
14.11.2025 – 03:57 UhrLesedauer: 2 Min.
Überlebende und Angehörige brechen ihr Schweigen: Eine Dokumentation rollt das Attentat am Breitscheidplatz auf. Was sie über den Attentäter enthüllt.
Neun Jahre nach dem islamistischen Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz geben Überlebende und Angehörige in einer neuen Dokumentarfilm-Serie umfassend Auskunft über ihre Erlebnisse. Die fünfteilige Serie „Der Anschlag“ ist seit Donnerstag in der 3sat-Mediathek verfügbar und wird am 10. Dezember um 20.15 Uhr auf 3sat ausgestrahlt.
Elisabetta Ragno, eine der Überlebenden, erinnert sich an ohrenbetäubenden Lärm, Schreie und das laute Dröhnen eines Lastwagens, der alles zerstört, was ihm vor die Räder kommt – Buden, Weihnachtsdekoration und Menschen. Bei dem Attentat am 19. Dezember 2016 kamen 13 Menschen ums Leben.
Die Dokumentation beleuchtet nicht nur die Schicksale der Betroffenen, sondern wirft auch kritische Fragen zu den Ereignissen auf. In fünf Kapiteln kommen neben Überlebenden und Angehörigen auch Kriminalbeamte, Staatsanwälte, Journalisten und Politiker zu Wort, die damals mit dem Fall befasst waren. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage: Hätte der Anschlag verhindert werden können?
Der Attentäter Anis Amri war ein abgelehnter Asylbewerber aus Tunesien, der den Behörden bereits vor dem Anschlag als islamistischer Gefährder bekannt war. Er hatte Kontakte ins Salafistenmilieu und war ein Anhänger der Terrororganisation Islamischer Staat. Um den Anschlag begehen zu können, erschoss Amri zunächst einen polnischen Lastwagenfahrer und kaperte dessen Fahrzeug. Mit diesem Lastwagen raste er dann über den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche, wobei elf Menschen ums Leben kamen. Einer der Überlebenden starb später an Spätfolgen des Anschlags.
Nach dem Anschlag gelang Amri die Flucht nach Italien, wo er später bei einer Polizeikontrolle erschossen wurde.
Die Angehörige Astrid Passin beschreibt den Moment, als ihr klar wurde, dass ihr Vater zu den Opfern zählt, mit den Worten: „Es war ein Stich ins Herz.“ Auch eine Ärztin, die während des Anschlags zufällig vor Ort war und spontan Erste Hilfe leistete, kommt in der Dokumentation zu Wort. Der Lastwagen sei vor ihr vorbeigerast, keine zwei Meter entfernt.
Filmemacherin Astrid Schult hat nach eigenen Angaben sieben bis acht Jahre für die Entwicklung der Serie gebraucht. Sie habe diese Geschichte unbedingt erzählen wollen, auch aus Verantwortung gegenüber den Angehörigen und ihren Schicksalen.


