Nestlé, das größte Schweizer Unternehmen, steht in Frankreich wegen fragwürdiger Praktiken in der Kritik. Die französische Regierung soll davon gewusst haben.
Der Großkonzern Nestlé steckt hinter vielen Produkten im Supermarkt – unter anderem auch abgefüllten Wasserflaschen. Marken wie Perrier, Vittel und San Pellegrino gehören alle zum Unternehmen Nestlé Waters. Nun untersucht ein Senatsausschuss des französischen Parlaments Vorwürfe der bewussten Täuschung von Verbrauchern. Zudem soll das Unternehmen Druck auf die französische Regierung ausgeübt haben.
Das Schweizer Unternehmen Nestlé soll auf illegale Weise verunreinigtes Mineralwasser gefiltert und dieses dann als „natürliches Mineralwasser“ verkauft haben. Bei den Marken Perrier, Contrex und Hépar habe das Unternehmen UV- und Aktivkohlefiltersysteme verwendet. Das deckte eine Investigativrecherche der Zeitung „Le Monde“ und der Radiostation Radio France aus dem vorigen Jahr auf.
Nach EU-Richtlinien darf Mineralwasser den Zusatz „natürlich“ nur dann tragen, wenn es lediglich minimal behandelt wurde. Die von Nestlé verwendeten Filter gehören nicht zu den erlaubten Behandlungsverfahren. Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch Frankreich verklagte Nestlé daraufhin. Mitte 2024 hatte der Großkonzern den Vorwurf der unrechtmäßigen Reinigung des Wassers zugegeben und mit einer Zahlung von zwei Millionen Euro ein gerichtliches Verfahren abgewendet.
In Frankreich hat sich der Skandal mittlerweile zu einer „Staatsaffäre“ entwickelt, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) den Senatsbericht zitiert. Denn demnach soll die französische Regierung von der Täuschung gewusst und diese sogar bewusst vertuscht haben. Ein Bericht der regionalen Gesundheitsagentur ARS habe eine Liste von Pestiziden und Bakterien enthalten, mit denen das Wasser der Marke Perrier zwischen 2020 und 2023 belastet gewesen sein soll. Auf Bitte von Nestlé habe das französische Gesundheitsministerium gemeinsam mit ARS diese Liste gestrichen und den Bericht somit deutlich abgeschwächt.
Foodwatch Frankreich klagte daher erneut. Die Verbraucherschützer fordern eine Aufklärung des Skandals – auch über die Rolle der französischen Regierung.
„Der französische Staat hat einen massiven Betrug vertuscht und es Nestlé ermöglicht, die Kontaminationen seines Wassers mit Pestiziden, E.coli-Bakterien und PFAS zu verschleiern“, wird die Gründerin von Foodwatch Frankreich, Ingrid Kragl, in einer Mitteilung der Organisation zitiert. Laut Foodwatch ermittelt die französische Justiz in dem Fall seit Februar 2025.