Salzmythos im Check

Natursalz statt Supermarkt-Salz: Ist es wirklich gesünder?

Aktualisiert am 05.11.2024 – 10:33 UhrLesedauer: 3 Min.

Mit Jod angereichertes Salz: für viele eine gute Wahl. (Symbolbild) (Quelle: Andrea Warnecke/dpa-tmn/dpa/dpa-bilder)

Die Frage nach dem richtigen Salz: Sind Himalaja-Salz, Meer-Salz und Co. wirklich gesünder als Supermarkt-Salz? Ernährungsexperten klären auf.

Salz gehört in jede Küche – und in die meisten Gerichte. Außerdem ist es für den Körper lebenswichtig. Doch die Auswahl ist groß: Stein-Salz, Meer-Salz oder vielleicht besser Himalaja-Salz? Manche Quellen raten dazu, bestimmte Salz-Alternativen zu kaufen und das herkömmliche Supermarkt-Salz zu meiden, was ist dran an der Behauptung?

Kritiker behaupten, Speisesalz aus dem Supermarkt sei gesundheitsschädlich. Es werde von wichtigen, natürlichen Mineralstoffen bereinigt und stattdessen mit schädlichen Zusatzstoffen angereichert.

Diese Aussage ist jedoch größtenteils falsch. Speisesalz ist nicht weniger gesund als Natursalz. Eine der sogenannten Rieselhilfen ist allerdings umstritten.

Die verschiedenen Salze unterscheiden sich hauptsächlich in ihrer Herkunft. Meer-Salz wird beim Eintrocknen von Meerwasser gewonnen, Stein-Salz unterirdisch in Stollen abgebaut. „Dabei handelt es sich um Vorkommen von Urmeeren“, erklärt Judith Schryro, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Berlin.

Salz liegt in Deutschland tief unter der Erde und wird in Bergwerken abgebaut. (Archivbild) (Quelle: Bernd Weißbrod/dpa/dpa-bilder)

Auch das als Kochsalz bekannte Speisesalz wird in Deutschland überwiegend in unterirdischen Salinen gewonnen und anschließend industriell aufbereitet. Das bedeutet, dass es gereinigt und raffiniert wird. Elemente wie Kalium, Eisen und Calcium werden ausgelöst, zurückbleibt das Natriumchlorid. Bei sogenannten Natursalzen wird auf das Raffinieren verzichtet.

„Natursalz hat keinen gesundheitlichen Vorteil gegenüber dem herkömmlichen Speisesalz“, sagt Schryro. Bei den Spurenelementen handele es sich um „verschwindend geringe Mengen“, die keinen Beitrag zu unserer Gesundheit leisteten. Der größte Unterschied zwischen den Salzen liege im Preis. Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) teilt auf Nachfrage mit: Sogenannte Gourmetsalze seien nicht gesünder als herkömmliches Salz.

„Wenn Speisesalz verwendet wird, dann sollte es mit Jod und Fluorid angereichert sein“, sagt Silke Restemeyer von der DGE. Die Jod-Versorgung der Bevölkerung in Deutschland zeige einen rückläufigen Trend. Eine längerfristige Unterversorgung mit dem lebenswichtigen Spurenelement könne zu Funktionsstörungen der Schilddrüse führen. Mit Fluorid angereichertes Salz hilft laut DGE, der Entstehung von Karies an den Zähnen vorzubeugen.

Mit Folsäure angereichertes Speisesalz zu konsumieren, sei dagegen nicht notwendig. Die empfohlene Folatzufuhr lasse sich auch bei erhöhtem Bedarf durch folatreiche Lebensmittel decken. Lediglich Schwangeren und Frauen mit Schwangerschaftswunsch werde die Einnahme spezieller Folsäurepräparate empfohlen.

Folsäure ist die synthetische Variante des B-Vitamins Folat. Dieses spielt bei der Zellteilung eine Rolle und ist an vielen Wachstums- und Entwicklungsprozessen im Körper beteiligt. Gerade zu Beginn einer Schwangerschaft ist die Versorgung damit sehr wichtig.

Im Unterschied zu anderen Zusätzen stehen die sogenannten Rieselhilfen teilweise in der Kritik. Diese Stoffe sollen verhindern, dass das Salz verklumpt. Diskussionen gab es in den vergangenen Jahren um die Rieselhilfe Siliziumdioxid (E 551). Laut Verbraucherzentrale ist die Körnergröße des Pulvers besonders gering – die Nanopartikel stünden in Verdacht, sich negativ auf die Gesundheit auszuwirken. Rieselhilfen müssen auf der Packung gekennzeichnet sein, die erlaubten Mengen sind in der Europäischen Union genau festgelegt.

  • Was genau hinter den Rieselhilfen steckt, erfahren Sie hier: Problemstoffe im Salz?

Grundsätzlich ist es laut Verbraucherzentrale aber auch nicht schädlich, naturbelassene Salze zu konsumieren. In Meer-Salz seien allerdings immer wieder Spuren von Mikroplastik zu finden, sagt Schryro. Bei den oft als Gourmetsalzen beworbenen exotischen Salzen sei außerdem zu beachten, dass diese weniger nachhaltig seien. So habe Salz aus Pakistan oder Südamerika lange Transportwege hinter sich.

Die Ernährungsexpertin sieht noch einen weiteren möglichen Nachteil von Natursalzen: Sie seien oft deutlich grobkörniger als Speisesalz. Das könne Menschen dazu verleiten, größere Mengen zu sich zu nehmen – vor allem, wenn das Salz auch noch als gesundheitsfördernd beworben werde. „Wir essen sowieso alle viel zu viel Salz“, betont Schryro. Sechs Gramm pro Tag empfiehlt die DGE.

Der Mensch benötigt eine gewisse Menge Natriumchlorid, um die verschiedenen Funktionen im Körper erfüllen zu können. Geschätzt wird, dass Erwachsene täglich mindestens 1,4 Gramm Kochsalz aufnehmen müssen. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.

„Vor dem Nachsalzen immer zuerst das Essen probieren und Speisen mit Gewürzen und Kräutern verfeinern“, rät Ernährungswissenschaftlerin Restemeyer. So könne Salz eingespart und der Eigengeschmack der Speisen unterstrichen werden. „Verschiedene Untersuchungen weisen darauf hin, dass Gerichte salziger schmecken, wenn das Salz darin nicht so gut verteilt ist und die Körnergröße etwas gröber ist.“

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