Mit der dauerhaften Stationierung von bis zu 5000 Soldaten an der Nato-Ostflanke schlägt die Bundeswehr ein neues Kapitel auf. Deutschland reagiert auf Sicherheitsbedürfnisse des Partners Litauen.

Die für Abschreckung und Verteidigung in Litauen geplante Kampfbrigade der Bundeswehr soll im Jahr 2025 mit einem formellen Appell in Dienst gestellt werden. Dazu soll nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur im zweiten Quartal des kommenden Jahres ein Vorkommando auf das Gebiet des Nato-Partners verlegt werden. Dieses soll dann weiter wachsen, so dass spätestens zum Jahresende hin der Aufstellungsstab im Land ist, geführt vom ersten Kommandeur der Brigade.

Verteidigungsminister Boris Pistorius will am morgigen Montag in der litauischen Hauptstadt Vilnius mit seinem Amtskollegen Arvydas Anusauskas einen Fahrplan („Roadmap“) für die Stationierung zu unterzeichnen.

Deutschland trägt damit dem Sicherheitsbedürfnis Litauens nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine Rechnung. Litauen und Deutschland werden sich verpflichten, Rahmenbedingungen für die Aufstellung einer einsatzbereiten und kriegstüchtigen Brigade zu schaffen. Pistorius hatte das Vorhaben als „Leuchtturmprojekt der Zeitenwende“ bezeichnet.

Das ist konkret geplant

Nach Militärangaben geht es bei der Litauen-Brigade um die dauerhafte Verlegung von insgesamt rund 5000 Männern und Frauen, darunter 4800 Soldaten und 200 Zivilbeschäftigte. Zwei Kampftruppenbataillone aus Bayern und Nordrhein-Westfalen sollen als Kern der neuen Brigade verlegt werden. Drittes Bataillon wird der multinationale Nato-Gefechtsverband (eFP battle group) in Litauen, der schon unter Führung Deutschlands in dem baltischen Staat ist und rotierendes Personal hat.

Für Litauen ist die geplante Stationierung ein Zeichen von Beistand und Solidarität. Im Grunde sei die Bundeswehr-Brigade eine Art zweite Armee, die die Sicherheit der Region erheblich erhöhen werde, sagte der litauische Verteidigungsminister Anusauskas der Deutschen Presse-Agentur auf dem Truppenübungsplatz Gaiziunai vor dem Treffen.

Die Verlegung von bis zu 5000 Männern und Frauen aus Deutschland bedeutet für die litauischen Streitkräfte eine große Unterstützung. Ihnen gehören nur 15.000 Soldaten an, darunter 3500 Wehrpflichtige. Bis 2030 sollen es 17.000 bis 18.000 Soldaten sein. Litauen hat 2,8 Millionen Einwohner.

Nach Angaben von Anusauskas werde die Roadmap den Infrastrukturaufbau spezifizieren und den Zeitplan für die Truppenverlegung festlegen. Konkrete Einzelheiten sollen dann in detaillierten technischen Vereinbarungen für jedes Objekt und jede Anlage geregelt werden. Diese sollen zusätzlich zu einer generellen Vereinbarung zwischen Deutschland und Litauen abgeschlossen werden, sagte Anusauskas.

Litauen repariert bereits Leopard 2-Panzer für Kiew

Deutschland gilt als Schlüsselpartner bei der Aufrüstung und Modernisierung der litauischen Armee, die deutsche Waffensysteme und Fahrzeuge nutzt. Nicht wenige litauische Offiziere wurden zudem an den Hochschulen der Bundeswehr ausgebildet.

In Litauen sind unterdessen die ersten von Deutschland an die Ukraine gelieferten und im Kampf gegen Russland beschädigten Leopard 2-Panzer repariert worden. Die wieder instandgesetzten Kampfpanzer sollen schon bald wieder aus dem baltischen EU- und Nato-Land auf das Schlachtfeld zurückkehren. „Litauen unterstützt konsequent den Kampf der Ukraine um ihre Unabhängigkeit und entsendet nicht nur Militärhilfe, sondern hilft auch bei der Reparatur von Leopard-Panzern“, betonte Verteidigungsminister Anusauskas.

Repariert wurden die Leopard 2-Panzer in einem Wartungszentrum, das von den beiden deutschen Rüstungsfirmen Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und Rheinmetall in Litauen errichtet worden ist. Vorgeführt und getestet wurden sie auf dem litauischen Truppenübungsplatz Gaiziunai – sie sollen voraussichtlich Anfang Januar zurück in die Ukraine transportiert werden. „Was soll ich sagen? Ein kraftvoller Panzer“, sagte Anusauskas am Freitag nach einer kurzen Testfahrt.

Mit der Reparatur der im Kampfeinsatz beschädigten Panzer wurde im Oktober begonnen. „Wir haben alle Arten von Schäden durch direkte Treffer, Minen, Drohnenangriffe und auch Wasserschäden“, sagte Sebastian Dietz, Leiter von Lithuania Defense Services (LDS), der litauischen Gemeinschaftsfirma von KMW und Rheinmetall. Dabei handle sich es teils um Gefechtsschäden, die es bis jetzt in Deutschland oder generell an diesen Panzern überhaupt noch nicht gegeben habe – sowohl am Fahrzeug als auch am Turm.

Deutschland hatte der Ukraine im März nach langem Zögern Leopard-2-Panzer vom Typ A6 übergeben. Auch andere europäische Partner sagten Lieferungen an die Ukraine zu, die sich seit fast 22 Monaten gegen Russlands Angriffskrieg verteidigt. Wie viele Leopard 2-Panzer in Litauen repariert werden sollen, wollten weder Anusauskas noch Dietz verraten. Beide verwiesen darauf, dass dies auch von der ukrainischen Seite abhänge.

Ausgerichtet sei das Wartungszentrum, in dem zuvor bereits die von Deutschland an die Ukraine gelieferten Panzerhaubitzen gewartet wurden, auf die Leopard-Varianten 2A5 und 2A6. Dafür sei es der nahezu einzige Hub in Europa, sagte Dietz. Dagegen werde etwa die Leopard-Variante 2A4 in einer Panzerwerkstatt in Polen repariert.

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