Nach dem Spiel gegen Dänemark erhielt Antonio Rüdiger die Auszeichnung zum „Man of the Match“. Gegen Spanien wird er seine Glanzleistung bestätigen müssen.

Aus Herzogenaurach berichtet Noah Platschko

Hastig rannten die Journalisten zurück zu ihren Plätzen. Entgegen der Ankündigung eines Uefa-Vertreters, Antonio Rüdiger werde nicht mehr auf der Pressekonferenz erscheinen, betrat der Champions-League-Sieger von Real Madrid am späten Samstagabend doch noch das Podium.

Zwei Fragen durfte das Auditorium dem „Man of the Match“ stellen, der in der Regel immer nach den Trainern auf den Pressekonferenzen nach EM-Spielen teilnimmt. Am Ende wurden vier daraus.

Unter strengem Blick von DFB-Pressevertreter Uli Voigt, der unruhig bereitstand, Rüdiger wieder von der Bühne zu zerren, beantwortete der Verteidiger gelassen alle Fragen. Kurioserweise auch die der deutschen Kollegen komplett in englischer Sprache.

Schon länger gilt der 31-Jährige als Abwehrchef der deutschen Mannschaft. Mit seiner Leistung im EM-Achtelfinale gegen Dänemark untermauerte er diese Stellung abermals. Seine Darbietung war möglicherweise das letzte Quäntchen, das noch gefehlt hat, um auch die größten Kritiker zu überzeugen.

Antonio Rüdiger: Er war gegen Dänemark der Spieler des Spiels. (Quelle: IMAGO/Moritz Mueller/imago)

Rüdiger bot gegen die Dänen eine blitzsaubere Leistung. Auch wenn nicht jeder seiner langen Bälle ankam, erfüllte er seinen Job in der Defensive höchst seriös. Rüdiger blockte, was das Zeug hielt, wie etwa in der 21. Minute gegen Eriksen. Oder er klärte rechtzeitig in brenzligen Situationen. Allein in der Schlussphase war der gebürtige Berliner mehrfach zur Stelle und drosch den Ball aus dem Sechzehner, was bei ihm selbst zu einem Jubelausbruch führte.

Entsprechend analysierte er bei der Pressekonferenz seine Klärungsaktion im Nachhinein: „Der Block in der ersten Halbzeit war eigentlich besser. Ich war einfach happy, bin ‚All in‘ gegangen. Das hat sich gelohnt.“ Gemeinsam mit Nebenmann Nico Schlotterbeck bewahrte Rüdiger sein Team vor einem Gegentreffer, zum zweiten Mal in diesem Turnier. Ohnehin scheint die Abwehr gefestigter denn je. Das allerdings auf eine neu gefundene Seriosität zu schieben, greift zu kurz.

Eine Frage zu seinem etwas unkonventionellen Laufstil im WM-Vorrundenspiel gegen Japan konterte er mit einem Achselzucken. „Die Aktion gegen Japan? Die mache ich immer noch“, antwortete der zweifache Champions-League-Sieger emotionslos. Jeder habe seine eigene Meinung, was seine Laufart anginge. Dass ihm diese Szene als Arroganz ausgelegt wurde, trifft bei Rüdiger bis heute auf Unverständnis. Rüdiger lächelt diese Vorwürfe weg, fokussiert auf das, was kommt, in dem Wissen, was er schon alles erreicht hat in seiner Karriere.

Die Titelsammlung des 1,90 Meter großen Abwehrhünen kann sich sehen lassen. Nicht viele deutsche Nationalspieler können von sich sagen, die Königsklasse mit zwei unterschiedlichen Vereinen gewonnen zu haben. Hinzu kommen jeweils ein Pokalsieg mit Real (2023) und Chelsea (2018) sowie weitere internationale Erfolge.

Der für ihn wertvollste Titel dürfte hingegen für leichte Verwunderung sorgen. „Der erste Titel, den ich mit Deutschland gewonnen habe, das war mein schönster Moment als Fußballer“, gab er preis – und meinte damit den Gewinn des Confederations Cup mit dem DFB-Team im Jahr 2017.

„Das war damals eine top Stimmung, ein guter Mix. Auch da hatten wir eine klare Rollenverteilung. Das und die positive Atmosphäre von damals, das können wir mitnehmen“, kündigte er noch vor dem letzten Testspiel gegen Griechenland an.

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