Ein Jahr lang sind sie auf 160 Quadratmeter eingesperrt gewesen. Jetzt kehren die zwei Frauen und zwei Männer von ihrer simulierten Mars-Mission zurück.

Vier Menschen, 160 Quadratmeter – und das mehr als ein ganzes Jahr lang: Nach 378 Tagen in einem Mars-Simulationsgelände der US-Raumfahrtbehörde Nasa im texanischen Houston sollen zwei Frauen und zwei Männer am 6. Juli wieder in ihren Alltag auf der Erde zurückkehren.

Zwölf Monate lang haben die vier Freiwilligen das mithilfe eines 3D-Druckers geschaffene, fensterlose „Mars Dune Alpha“-Gelände dann nicht verlassen. Sie haben Geburtstage dort gefeiert, an Weihnachten ein Plastikbäumchen aufgestellt und Weihnachtsstrümpfe aufgehängt – vor einem Bildschirm, auf dem ein Kamin zu sehen war.

All das im Dienst der Wissenschaft: Das sogenannte „Chapea“-Programm (Crew Health and Performance Exploration Analog) soll der Nasa dabei helfen, eines Tages wieder Menschen auf den Mond und später auch weiter weg zu bringen. „Das Wissen, das wir hier sammeln werden, wird uns ermöglichen, irgendwann Menschen zum Mars und sicher wieder nach Hause zu bringen“, sagte Nasa-Managerin Grace Douglas beim Einzug der vier Bewohner im Juni 2023.

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Während der einjährigen Mission müssen die Besatzungsmitglieder unter anderem Proben untersuchen mithilfe einer Handschuhbox.
Während der einjährigen Mission müssen die Besatzungsmitglieder unter anderem Proben untersuchen mithilfe einer Handschuhbox. (Quelle: Bill Stafford / NASA)

Frühestens in den 2030er-Jahren könnte es nach derzeitigem Planungsstand so weit sein. Mit dem nach der griechischen Göttin des Mondes benannten „Artemis“-Programm will die Nasa erstmals seit mehr als einem halben Jahrhundert wieder Menschen auf den Mond bringen – darunter auch den ersten nicht weißen Menschen und die erste Frau. Das langfristige Ziel von „Artemis“ ist die Errichtung einer permanenten Mondbasis als Grundlage für bemannte Missionen zum Mars.

Die vier Teilnehmer der ersten „Chapea“-Mission sind keine ausgebildeten Nasa-Astronauten. Bewerben durfte sich jeder zwischen 30 und 55 Jahren, der „gesund und motiviert“ ist, nicht raucht und die US-amerikanische Staatsbürgerschaft oder eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung sowie einen naturwissenschaftlichen Universitätsabschluss und mindestens 1.000 Flugstunden vorzuweisen hat.

Ausgewählt wurden Ross Brockwell, der öffentliche Bauarbeiten im US-Bundesstaat Virginia organisiert, die Biologin Kelly Haston aus San Francisco, der Arzt und dreifache Vater Nathan Jones aus dem US-Bundesstaat Illinois und die Mikrobiologin Anca Selariu. „Ich kann es gar nicht glauben, hier zu sein“, sagte Selariu vor dem Einzug – und Jones bedankte sich bei seiner Familie für die Unterstützung: „An meine Frau und meine Kinder: Ich liebe euch bis zum Mars und zurück.“

Ein Jahr lang lebten die vier auf 160 Quadratmetern – mit etwa zwei mal drei Meter großen Schlafzellen, einer Art Wohnzimmer mit Fernseher und Sesseln, Arbeitstischen mit Computern und einer medizinischen Station. Mit Familie und Freunden kommunizieren durften die vier Insassen – allerdings in „Mars-Zeit“, das heißt, dass sogar das Übermitteln einer kurzen SMS meist 22 Minuten dauerte.

Das Gebäude für die simulierte Marsmission wurde mit einem 3D-Drucker erstellt. (Quelle: Nasa)

In einem kleinen Außenbereich simulierten die vier Bewohner Mars-Außeneinsätze. Daneben standen die Instandhaltung der Anlage und Sport unter anderem auf Heimtrainern an. „Um es so Mars-realistisch wie möglich zu machen, ist die Crew auch mit Umweltstress-Faktoren konfrontiert – zum Beispiel limitierten Ressourcen, Isolation und kaputtgehender Ausrüstung“, hieß es von der Nasa.

„Der Hauptgrund, warum wir das finanziert haben, ist, dass wir bessere Antworten auf die Frage brauchen: Wie viel Essen benötigt man wirklich für eine Mars-Mission?“, sagte Nasa-Managerin Rachel McCauley der „New York Times“. „Und was hat es mit dem psychologischen Aspekt der Mission auf sich? Der Monotonie? Der Einsamkeit?“

Um den knappen Speiseplan etwas aufzulockern, baute die Crew in einem Innen-Garten unter anderem Tomaten, Paprika und Salat an. „Pflanzen anzubauen kann auch einen psychologischen Nutzen haben für Astronauten, die in einer isolierten Umgebung weit weg von der Erde wohnen“, sagte Nasa-Managerin Gioia Massa. Auch dazu erhoffe man sich Daten.

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