Julian Nagelsmann ist seit September vergangenen Jahres Bundestrainer. Der Weg dorthin war nicht einfach für ihn – sein Leben wurde durch ein schwerwiegendes Ereignis geprägt.

Julian Nagelsmann hat im vergangenen September den Job des Bundestrainers übernommen. Mit der deutschen Nationalmannschaft will er bei der Heim-EM im Sommer angreifen. Die Karrierelaufbahn des 36-Jährigen verlief bisher erfolgreich. Privat musste Nagelsmann schon früh lernen, Verantwortung zu übernehmen. Ein Schicksalsschlag in der Familie prägte den Ex-Bayern-Trainer sehr.

In einem Interview mit dem „Spiegel“ sprach Nagelsmann über seinen Vater. Dieser nahm sich das Leben, als Nagelsmann 20 Jahre alt war. Er sei zu dem Zeitpunkt, als er vom Tod seines Vaters erfahren habe, auf einem Trainerlehrgang in Oberhaching gewesen. „Ich denke oft an diesen Tag zurück“, so Nagelsmann im Gespräch mit dem Magazin.

„Man wird schneller erwachsen“

Die Entscheidung seines Vaters zu akzeptieren sei „schwer“ gewesen. Nagelsmann erklärte: „Mein Papa hat keinen Abschiedsbrief hinterlassen, es gab keine Erklärung. Für die Familie fühlt sich das richtig scheiße an, aber mir hat es geholfen zu wissen, dass er unbedingt sterben wollte und es nicht um einen Hilfeschrei oder ein Signal ging. Ich finde, ich muss eine solche Entscheidung dann respektieren.“

„Diese Zeit hat mich geprägt“, so Nagelsmann. Er führte aus: „Ich war Anfang zwanzig, musste mich auf einmal um die Familie kümmern, die ganzen Versicherungen regeln. Alltagsdinge eben, an die man in dem Alter eigentlich keinen Gedanken verschwendet. Und natürlich prägen solche krassen Lebensphasen einen als Persönlichkeit mehr, wenn man sie so früh durchlebt. Man wird schneller erwachsen.“

„Mache mir nicht so viele Gedanken darüber, was Leute von mir halten“

Der Vater von Nagelsmann arbeitete beim Bundesnachrichtendienst und konnte laut dem Bundestrainer früher nur sehr eingeschränkt über seinen Beruf reden. „Man hat ihm den beruflichen Druck angemerkt“, sagte Nagelsmann in dem Gespräch mit dem „Spiegel“ weiter. Er selbst habe lange geglaubt, dass sein Vater Berufssoldat sei. Nagelsmann beschreibt seinen Vater als „mutig“.

Er selbst habe Eigenschaften von seinem Vater übernommen. Diese beschreibt der frühere Coach der TSG Hoffenheim (2016 bis 2019) so: „Als Trainer mache ich mir nicht so viele Gedanken darüber, was die Leute von mir oder von meinen Entscheidungen halten. Gerade zu Beginn meiner Karriere habe ich einfach Dinge gemacht, ohne Rücksicht darauf, wie sie wirken.“

Als konkretes Beispiel nannte Nagelsmann sein erstes Spiel als Bundesligatrainer der TSG. Damals habe er gegen Werder Bremen im Februar 2016 vier Stürmer aufgestellt. „Da dachten alle, ich sei bekloppt, doch wir haben einen wichtigen Punkt geholt“, so Nagelsmann heute. Inzwischen wäge er jedoch mehr ab und versuche auch nicht Arbeitsweisen von anderen Trainern zu kopieren. „Ich habe eigene Ideen und Vorstellungen, wie mein Fußball aussehen soll“, betont Nagelsmann.

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