Die Creative Industries Independent Standards Authority (CIISA) wurde als Plattform für britische Kulturschaffende konzipiert, um missbräuchliches Verhalten wie Mobbing und Belästigung zu melden. Die Einrichtung soll nächstes Jahr starten.

Eine neue britische Regulierungsbehörde, die sich auf das Verhalten in der Kreativbranche konzentriert, soll als Abschreckung gegen die Art von Belästigung und Missbrauch dienen, die in den letzten Jahren weltweit Schlagzeilen gemacht hat.

Die Creative Industries Independent Standards Authority (CIISA) wurde von der britischen Anwältin Heather Rabbatts gegründet, die im Zuge der #MeToo-Bewegung auch Time’s Up UK ins Leben rief.

Es soll nächstes Jahr starten und wird eines der ersten Programme dieser Art weltweit sein. Es bietet Kulturschaffenden in den Bereichen Fernsehen, Film, Musik und Theater unabhängige Rechtshilfe.

CIISA, an dem seit 2022 gearbeitet wird, wurde von der britischen Regierung und Branchenführern als wichtiges Instrument begrüßt, um den Opfern eine Stimme zu geben und mächtige Missbrauchstäter in der Unterhaltungsindustrie zur Rechenschaft zu ziehen.

Im Juni unterzeichneten rund zwei Dutzend große Fernseh- und Filmstars – darunter Keira Knightley und Cara Delevingne – einen offenen Brief, in dem sie die Mission von CIISA unterstützten und Unternehmen aufforderten, sich zur Finanzierung des neuen Gremiums für kreative Standards zu verpflichten.

In dem Brief schrieben die Schauspieler: „So viele von uns in dieser Branche hätten sich über eine objektive externe Stelle gefreut, an die wir uns für Ratschläge und Vermittlung wenden könnten. In ganz extremen Fällen brauchen wir vielleicht eine externe Stelle, um Leute für das schlechte Verhalten oder die schlechten Praktiken zur Verantwortung zu ziehen, die manchmal an unseren Sets, auf unseren Bühnen und hinter den Kulissen vorkommen.“

Zur Finanzierung seines Betriebs hat CIISA Unterhaltungsunternehmen gebeten, 0,1 Prozent ihres jährlichen Umsatzes in Großbritannien beizusteuern. Unternehmen wie Sky, BBC, ITV, Channel 4 und Viacom haben dies bereits zugesagt.

CIISA wird Dienstleistungen wie frühzeitige Streitbeilegung, Mediation, Beratung für Opfer und Hilfe bei der Orientierung im Justizsystem anbieten. Es wird auch als Interessenvertretung gegen missbräuchliches Verhalten in der Kreativbranche fungieren.

Aufgrund ihrer starken Abhängigkeit von Freiberuflern und der ungleichen Machtverteilung zwischen älteren Führungskräften und jungen Talenten sind die Kreativbranchen ein Nährboden für missbräuchliches Verhalten.

Einige der eklatantesten Fälle von Machtmissbrauch kamen im letzten Jahrzehnt ans Licht, vom Sturz des Hollywood-Managers Harvey Weinstein bis zur Verurteilung des in Ungnade gefallenen BBC-Moderators Huw Edwards.

Doch könnte die Gründung von CIISA einer noch größeren Zahl von Fachleuten der Branche – insbesondere Angehörigen ethnischer Minderheiten und Frauen – die Tür öffnen, die sich bislang vielleicht nicht trauten, öffentlich ihre Meinung zu äußern.

Jüngste Untersuchungen der britischen Kreativgewerkschaft BECTU haben ergeben, dass 92 % der Kreativarbeiter in Großbritannien am Arbeitsplatz Mobbing oder Belästigung miterlebt oder erfahren haben und dass jeder fünfte britische Kreativarbeiter am Arbeitsplatz Opfer eines schweren sexuellen Übergriffs geworden ist.

Auch andere Länder Europas beschäftigen sich mit der Frage, wie dem grassierenden Missbrauch in der Kunstwelt Einhalt geboten werden kann.

In Frankreich, das selbst kürzlich eine Welle von Vorwürfe sexueller Nötigung In der Filmbranche hat das Kultusministerium 2018 eine Hotline eingerichtet, bei der sich Kulturschaffende, die mit sexueller Belästigung und Übergriffen konfrontiert wurden, anrufen können, um Rechtsberatung und psychologische Hilfe zu erhalten.

Seit 2021 sind französische audiovisuelle Unternehmen zudem verpflichtet, einen Bericht über ihr Protokoll zur Prävention und Bewältigung sexueller Gewalt und Übergriffe vorzulegen.

CIISA ist derzeit dabei, seine Verwaltung aufzubauen und Mittel zu beschaffen. Ziel ist es, im nächsten Jahr den Betrieb aufzunehmen.

Zusätzliche Quellen • BBC.com

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