Die Traditionsfirma Breckle musste Anfang 2024 Insolvenz anmelden. Nun wagt der ehemalige Geschäftsführer einen Neuanfang. Kann das gut gehen?
Seit 50 Jahren produzierte das Unternehmen Breckle Matratzen im niedersächsischen Northeim. Zeitweise rollten hier bis zu 4.000 Matratzen täglich vom Band. Die gesamte Produktion fand im eigenen Haus statt – von der Herstellung von Taschenfederkernen bis zur Schaumstoffproduktion. Auch Boxspringbetten wurden in der firmeneigenen Schreinerei gefertigt. Doch im Jahr 2024 war das alles zu Ende.
Im März musste die Geschäftsführung Insolvenz anmelden, spätestens zum August wurden die meisten Mitarbeiter entlassen, weil sich kein Investor fand. Darüber, wie es zur Insolvenz kommen konnte, wird bis heute gestritten. Im Jahr 2020 verkauften die Gebrüder Breckle das Unternehmen an einen Investor aus Norddeutschland, „schuldenfrei“, wie sie beteuerten. Einen Schritt, den Andreas Breckle später gegenüber t-online den „größten Fehler unseres Lebens“ nannte (mehr zur Insolvenz der Matratzenfabrik Breckle lesen Sie hier).
Allerdings gibt es jetzt eine Art Hoffnungsschimmer. Die Matratzenproduktion in der Tradition von Breckle kehrt nach Northeim zurück – dank des letzten Geschäftsführers der Breckle GmbH: Christian Paar.
Seit Dezember laufen erste, wenige Matratzen vom Band. Elf Mitarbeiter sind insgesamt an Bord der neu gegründeten Paar GmbH, alle waren auch vorher bei Breckle angestellt. „Riesige Gewinne stehen hier am Anfang sicher nicht an“, sagt Paar t-online. „Doch Schritt für Schritt wollen wir wachsen.“
Die Paar GmbH wurde durch eine Partnerschaft zwischen Christian Paar und den Brüdern Martin und Tobias Sommer gegründet, die ebenfalls Gesellschafter sind. Die Brüder leiten das mittelständische Unternehmen „Bönning+Sommer“, einen traditionsreichen Matratzenhersteller aus dem ostwestfälischen Warburg-Scherfede.
Zudem haben die Sommers in diesem Jahr die insolvente LaPur GmbH aus der Breckle-Gruppe in Northeim übernommen. Das Unternehmen wird nun unter dem neuen Namen BS Foam GmbH weitergeführt – und stellt die Schaumstoffe für die Matratzen der Paar-Gesellschaft her.
Bei der neuen Firma setzt Paar auf ein in der Handelsbranche bewährtes Konzept: das sogenannte Dropshipping. Dabei kommt die Ware direkt vom Produzenten zum Einzelhandel – und muss nicht mehr den Großhandel passieren. Was beim Online-Matratzenverkauf längst geläufig ist, so Paar, wäre beim stationären Handel bislang nicht so recht angekommen.
In diese Lücke will das neue Unternehmen stoßen. Innerhalb von drei Tagen sollen die Matratzen im Möbelhaus sein. Dort soll sich der Kunde die Matratze dann abholen können. Das spart Kosten, versichert Paar.
Für dieses neue Konzept sind Kooperationen in der Branche entscheidend, weiß auch Mitgesellschafter Tobias Sommer. „Das Ziel der Paar GmbH ist es, Partnerschaften aufzubauen und nachhaltig zu pflegen“, teilte er t-online mit.
„Herr Paar betreut in der Gruppe nun die bislang noch nicht erschlossenen Vertriebspotenziale. Uns war von Anfang an bewusst, dass wir nur gemeinsam stark sind“, so Sommer. Paar habe sich während seiner beruflichen Laufbahn „ein beachtliches Netzwerk“ aufgebaut.
„Er pflegt nach wie vor freundschaftliche Verhältnisse zu nahezu allen Verbänden, Möbelhäusern und Einzelhändlern der Branche“, sagt Sommer. Für den Erfolg der Firma dürfte das entscheidend sein. Ein Vorteil der jetzigen Firma sei zudem, „dass wir viele Maschinen günstig aus der Insolvenz erwerben konnten“, erklärt Paar.
Die Ziele sind jedenfalls groß. Bald will die Firma mehr Mitarbeiter einstellen. „300 wie bei Breckle werden es sicher nicht, so groß werden wir sicher nicht werden, nicht zuletzt, weil wir viel automatisieren möchten“, sagt Unternehmenschef Paar. „Aber rund 100 Mitarbeiter können es durchaus werden, abhängig davon, wie es läuft. Ich bin froh, dass wir aktuell eine sehr motivierte Mannschaft an Bord haben.“
Der ehemalige Matratzen-Miteigentümer Andreas Breckle sieht die Unternehmung derweil noch kritisch. „Ich hoffe sehr, dass die neue Firma Erfolg haben wird. Ich drücke Herrn Paar alle Daumen“, sagt er t-online. „Doch die Vergangenheit hat gezeigt, dass hier eine skeptischere Sichtweise angebracht ist.“