Nächte in Großstädten sind von vielen Geräuschen geprägt, doch eines können viele Bremer zurzeit so überhaupt nicht einordnen. Der Nabu klärt auf.

Straßenbahnen rattern über Gleise, Rettungswagen mit Martinshorn rasen durch die Straßen, Menschen und Tiere sind zu hören – die Klangkulisse in Bremen hat nachts so einiges zu bieten. Doch ein Geräusch sticht zurzeit in einigen Teilen der Innenstadt besonders hervor: ein stundenlanges Fiepen, das die Bewohner rätseln lässt. Der Naturschutzbund (Nabu) Bremen hat eine Antwort.

Bei dem meist ab dem späten Nachmittag auftretenden Geräusch handelt es sich laut einer Mitteilung der Organisation um sogenannte Ästlinge der Waldohreule. Ästlinge werden die Jungen genannt, die in der Regel über mehrere Stunden und fast ununterbrochen nach ihrer Mutter rufen. Genauer gesagt schreien die Tiere, weil sie hungrig sind und nach Essen „betteln“, beschreiben es die Experten. Weil der Nabu in der vergangenen Zeit vermehrt Anfragen zu dem mysteriösen Geräusch erhalten habe, wolle man nun aufklären, heißt es.

In der Regel folge auf ein langgezogenes „Piuuuuh“ eine etwa zehn Sekunden lange Pause, dann halle ein erneutes „Piuuuh“ durch die Nacht und sorge so für die „Ruhestörung“. Dieses Vorgehen könnten die Jungen der Waldohreule über mehrere Stunden fortführen – und damit so manchen um den Schlaf bringen.

Einige der Anfragen hätten einen genervten Unterton gehabt, so Nabu-Vogelkundler Florian Scheiba. Dass Menschen sich gestört fühlten, könne er zwar verstehen, denn immerhin könne das Fiepen „gewaltig stören“. Doch das gehäufte Fiepen deute auf ein gutes Eulenjahr hin, was grundsätzlich eine gute Nachricht sei. Dies könne mit einem starken Aufkommen von Mäusen zu tun haben – der Hauptnahrungsquelle der Eulen.

Ab etwa Mitte Mai schlüpfen pro Nest etwa vier bis sechs Ästlinge und werden dann für mindestens vier Wochen von den Eltern versorgt. Solange die Jungtiere nicht fliegen können, bleiben sie im Nest. Meist nutzen Waldohreulen dafür alte Nester von Krähen. Selbst bauen sie keine. Trotz der nächtlichen Ruhestörung im Innenstadtbereich bittet der Nabu um Verständnis. Immerhin würden die Jungtiere nur Hunger haben. Sie zu vertreiben, sei verboten.

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