Im Internet gibt sich Dr. Omar Samadzade als sympathischer, moderner Hausarzt. Doch der Mediziner soll einer der Köpfe einer verbotenen islamistischen Organisation sein.

Die Hausarztpraxis von Dr. Omar Samadzade liegt am Rande von Hamburg-Steilshoop, in der Nähe des Bramfelder Sees. Seit fast 20 Jahren ist der 51-Jährige in dem Stadtteil mit Kollegen als Allgemeinmediziner tätig, betreibt seit einigen Jahren noch eine zweite Praxis in Jenfeld. Samadzade ist für Beschneidungen bekannt, vor allem für solche aus religiösen Gründen bei muslimischen Jungen. Auf TikTok betreibt er zwei Kanäle, auf denen er für seine Arbeit wirbt. Mehrere Tausend Menschen schauen sich die Clips regelmäßig an, sein beliebtestes Video liegt bei mehr als 440.000 Klicks.

Doch bei Dr. Omar Samadzade könnte es sich um ein ranghohes Mitglied der Hizb ut-Tahrir handeln. Der Aussteiger Aslan Kaya, er soll ein ehemaliger Freund des Arztes sein, berichtete der „Zeit“ von dessen Rolle innerhalb der islamistischen Organisation, die in Deutschland seit 2003 verboten ist. Die Gruppierung Muslim Interaktiv, im Frühjahr 2024 für die Kalifatsdemonstrationen in Hamburg verantwortlich, gilt als ihr geistiger Nachfolger.

In Hamburg soll die Hizb ut-Tahrir Ende 2023 410 Mitglieder gehabt haben, 50 mehr als 2022, heißt es im aktuellen Verfassungsschutzbericht. Das Ziel der Gruppierung sei „ein weltweites Kalifat auf Basis der Scharia“ als Gesellschaftsform. Ob der Verfassungsschutz Samadzade bereits im Visier hat und aktuell gegen ihn oder weitere Personen aus dem Umfeld der Hizb ut-Tahrir ermittelt, bleibt offen. „Aus rechtlichen Gründen können wir uns grundsätzlich nicht zu Einzelpersonen äußern“, sagt ein Sprecher t-online. Auch die Staatsanwaltschaft äußert sich öffentlich nicht.

Auf eine Bitte um Stellungnahme reagiert Omar Samadzade erst verspätet. Zu den Vorwürfen gegen ihn schweigt er, er sagt, es sei „eine Form von unzulässiger Neugier“. Ältere Einträge auf einem Facebook-Profil, das seinen Namen trägt und auf die Hausarztpraxen verlinkt, sind jedoch vielsagend: Es geht dort um „gelenkte Massenmedien“ oder um eine „von der Politik (…) propagierte islamophobe Stimmung“. „Wir hoffen, dass der Islam das korrupte säkular-kapitalistische System alsbald als weltweite Leitidee ablösen wird und die Menschheit dadurch einen intellektuell-ideellen sowie zivilisatorischen Aufstieg erreichen wird“, heißt es außerdem auf dem Profil.

Der Mediziner Dr. Omar Samadzade ist den Hamburger Behörden durchaus bekannt. Seine Praxisräume gehören der Finanzbehörde und werden über den gemeinnützigen Träger Alraune vermietet. Die Vorwürfe gegen den Arzt waren bei der Vergabe im Sommer 2023 nicht bekannt, sagt ein Sprecher t-online. Der Mietvertrag ist bis Ende Dezember 2024 befristet. Ob es eine Verlängerung gibt, werde unter Berücksichtigung der „aktuell in der Diskussion stehenden Gesichtspunkte“ entschieden.

Ungeachtet der Vorwürfe darf Omar Samadzade weiterhin als Allgemeinmediziner arbeiten. Ein Widerruf der Approbation, also der Zulassung als Arzt, käme einem Berufsverbot gleich. Das ist nur „unter engen verfassungsrechtlichen Voraussetzungen“ möglich, sagt eine Sprecherin der Gesundheitsbehörde zu t-online. Es brauche konkrete, gerichtsfeste Nachweise darüber, dass ein Arzt ein Verhalten gezeigt hat, das mit dem Berufsbild nicht vereinbar ist.

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