Nicht ärgern: Es ist eine Hilfestellung

Wann haben Sie sich das letzte Mal so richtig über die Lasche Ihrer Getränkedose geärgert? Wann das Gefühl gehabt, dass Sie die Lasche wirklich gern als Müll in der Hand hielten und nicht wüssten, wohin damit? Als ab 1994 die Abreißlasche an Getränkedosen verboten und durch einen Verschluss ersetzt wurde, der an der Dose bleibt, war die gesellschaftliche Empörung groß – heute erinnere ich mich kaum noch daran, dass es je anders war.

Hintergrund war auch in den 1990er-Jahren schon die Müllvermeidung. Insofern ist es fast unangenehm, dass wir uns erst rund dreißig Jahre später Gedanken über Plastikflaschendeckel machen. Natürlich finde auch ich die neuen Deckel gewöhnungsbedürftig, sie kratzen und kleckern, bis wir uns eben daran gewöhnt haben, sie nach dem Öffnen beherzt nach hinten zu knicken, wo sie dann auch verbleiben. Aber hier geht es nicht nur um unseren Komfort.

Auf der anderen Seite stehen Fische, Vögel, Schildkröten, Korallenriffe, die aktuell zwischen rund 12,7 Millionen Tonnen Plastikmüll im Meer leben müssen – und viele von ihnen verenden daran. Jede Minute kommt eine Lkw-Ladung Plastikmüll dazu. Die EU warnt, dass 2050 mehr Plastikreste als Fische im Meer schwimmen werden, wenn wir unser Verhalten nicht ändern. Schon jetzt besteht 85 Prozent des Mülls an den Stränden dieser Welt aus Kunststoff. Das ist keine schöne Aussicht.

Vielleicht beschleicht den einen oder anderen trotzdem der Gedanke, ob denn der einzelne, persönliche Colaflaschendeckel das Problem sei? Er wäre es nicht, wenn er auch als loser Deckel recycelt würde. Wer also weiter unbedingt seinen Deckel abreißen möchte: Bitte in die Recyclingtonne damit.

Aber mit der persönlichen Verantwortung ist das so eine Sache: Oft siegt die Bequemlichkeit. Also sollten die festen Deckel eher als Hilfestellung begriffen werden, um auf einfache Weise nachhaltiger zu leben. Und wer sich gar nicht daran gewöhnen kann: Bei Glasflaschen bleiben die Metalldeckel entfernbar. Auch auf diese umzusteigen, ist eine nachhaltige Entscheidung gegen Kunststoffe.

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