Aufgedeckt
Diese Produkte tarnen Preissteigerungen als Extra-Portion
26.05.2025 – 14:55 UhrLesedauer: 3 Min.
Auf vielen Lebensmitteln prangen Hinweise zum Inhalt, die Verbraucher zum Kauf anregen sollen. Doch was nach einem guten Deal klingt, entpuppt sich beim genaueren Hinsehen oft als Täuschung.
Ob Nudeln, Kakao oder Käse – Hersteller nutzen auffällige Werbeaussagen wie „Jetzt mehr drin“ oder „+2 Portionen gratis“, um ihre Produkte besser dastehen zu lassen. Doch die Verbraucherzentrale Hamburg hat genau hingeschaut – und zeigt an konkreten Beispielen, wie sehr sich der Blick aufs Kleingedruckte lohnt.
Der Lebensmittelkonzern Unilever bewirbt seine Fertiggerichte der Marke Knorr Spaghetteria mit „Jetzt mehr drin. Mehr Geschmack“. Auf den ersten Blick stimmt das: Die Sorte „Pasta Carbonara“ enthält neuerdings 172 statt bisher 155 Gramm. Doch der Preis stieg gleichzeitig von 1,39 Euro auf 1,99 Euro. Das entspricht einem Preisanstieg von rund 30 Prozent – bei allen Sorten der Reihe.
Zudem zeigt ein Blick in die Zutatenlisten: Der Geschmack soll offenbar durch günstigere Inhaltsstoffe ersetzt werden. Die Carbonara enthält nun weniger Sahnepulver, die Bolognese weniger Rindfleisch. Auch Tomatenpulver oder Mozzarella wurden reduziert – bei gleichzeitiger Preissteigerung.

Unilever erklärt die Erhöhung gegenüber den Verbraucherschützern so: Man habe die Füllmenge um durchschnittlich elf Prozent gesteigert und die unverbindliche Preisempfehlung entsprechend angepasst. Zudem habe man die Rezeptur überarbeitet – „mit nun mehr Inhalt und unveränderter Wasserzugabe für intensiveren Geschmack“.
Die Verbraucherzentrale kommt dennoch zu einem klaren Urteil: Das Knorr-Produkt ist eine Mogelpackung. Mehr Inhalt, deutlich höherer Preis – aber weniger Qualität.
Auch bei Getränken wird getrickst. Die Kakaozubereitung Tassimo Milka von Jacobs Douwe Egberts (JDE) wirbt mit „8+2 Extra Tassen“. Das klingt nach einem klaren Mehrwert: 10 statt 8 Portionen – zum gleichen Preis.
Doch die Gesamtfüllmenge schrumpfte: von 240 auf 160 Gramm. Das heißt: nur noch 16 Gramm Pulver pro Tasse – statt 30 Gramm wie früher. Bezogen auf das Gewicht wurde das Produkt damit um 50 Prozent teurer.
Auch bei der Rezeptur wurde geschraubt. Der Zuckergehalt sank deutlich, was grundsätzlich positiv ist. Doch um die Süße zu erhalten, setzt der Hersteller nun auf Süßstoffe wie Acesulfam (E 950) und Sucralose (E 955). Diese tauchen nur im Kleingedruckten auf, nicht auf der Vorderseite – und sind umstritten. Laut Weltgesundheitsorganisation können Süßstoffe bei regelmäßigem Konsum das Risiko für Frühgeburten, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Studien zeigen zudem mögliche Auswirkungen auf die Darmflora.
Immerhin: Der Kakaoanteil blieb gleich – insgesamt enthält die neue Packung sogar etwas mehr Kakao. Trotzdem bewerten viele Verbraucher den Geschmack der neuen Variante als deutlich schlechter.

Der Hersteller rechtfertigte sich gegenüber der Verbraucherzentrale damit, dass das Pulver nun ergiebiger sei, die neue Rezeptur reduziere Kalorien, Fett und Zucker bei gleichem Kakaoanteil. Preislich ändere sich nichts.
Beim Käse von Grünländer verspricht der Hinweis „+1 Scheibe mehr“ oder „+20 g mehr“ tatsächlich einen Mehrwert. Sorten wie „Würzig“ oder „Cremig“ enthalten nun 140 statt 120 Gramm – zum gleichen Preis. Das spart rund 14 Prozent.
Aber: Nicht alle Sorten sind entsprechend gekennzeichnet. Produkte wie „Mild & Nussig“ oder „Leicht“ enthalten ebenfalls 140 Gramm, werben aber nicht mit „+1 Scheibe mehr“. Das sorgt bei Kunden für Verwirrung.
Laut Hersteller Hochland wurde die Werbeaussage nur auf Sorten angebracht, die zuvor tatsächlich weniger Inhalt hatten. Fakt ist aber auch: Über Jahre hinweg wurde die Füllmenge bei Grünländer-Käse immer weiter reduziert – von 200 Gramm auf zuletzt nur 120 Gramm. Die aktuelle Steigerung ist also lediglich eine kleine Korrektur nach vielen Jahren „Shrinkflation“.

Lassen Sie sich nicht vom Werbeversprechen auf der Vorderseite täuschen. „Entscheidend ist, was wirklich drin steckt. Achten Sie auf Grundpreis, Füllmenge und Zutatenliste.“ Oft werden mehr Portionen durch geänderte Rezepturen oder andere Zubereitungsempfehlungen herbeigeführt. Hier lohnt sich ein Vergleich zum Vorgängerprodukt besonders, so die Experten.