Verteidigung
Wehrdienst: Möller und Pistorius geben sich gesprächsbereit
Aktualisiert am 17.10.2025 – 02:00 UhrLesedauer: 3 Min.
Ein Koalitionskompromiss zum neuen Wehrdienst platzt in der SPD-Fraktion. Nun versuchen die Beteiligten, die Wogen zu glätten.
Erst heftiger Streit, dann versöhnliche Töne: Verteidigungsminister Boris Pistorius, Fraktionsvize Siemtje Möller und der Abgeordnete Falko Droßmann (alle SPD) haben sich in einem gemeinsamen Brief an ihre Fraktion gewandt. „Wir wollen nach der Diskussion in der Fraktionssitzung am Dienstag gemeinsam einige Dinge zum neuen Wehrdienst klarstellen“, schreiben sie in einem Papier, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
„Der Grundsatz der Freiwilligkeit steht an erster Stelle und bleibt leitend für unser weiteres Handeln“, erklären Möller, Pistorius und Droßmann darin. Für den Fall, dass sich nicht ausreichend Freiwillige für den Wehrdienst melden, „müssen wir klare gesetzliche Regelungen für etwaige Verpflichtungen schaffen“. Und sie betonen: „Dabei ist klar: darüber entscheidet der Deutsche Bundestag“. In dem Brief zeigen sich Möller, Pistorius und Droßmann überzeugt, gemeinsam mit der Union einen zeitgemäßen Wehrdienst entwickeln zu können. Ziel ist, dass das Wehrdienstgesetz zum 1. Januar in Kraft tritt.
Der Streit der vergangenen Tage drehte sich vor allem darum, welche Mechanismen greifen sollen, wenn sich nicht genügend Freiwillige für die Bundeswehr finden und ob künftig alle jungen Männer wieder gemustert werden sollen. Dafür hatte sich Pistorius eingesetzt.
Fachpolitiker von Union und SPD hatten stattdessen vorgeschlagen, junge Männer per Losverfahren zur Musterung und wenn nötig später auch per Zufallsauswahl für einen Pflichtdienst heranzuziehen, wenn die Freiwilligenzahlen zu gering bleiben. An dem Kompromiss war auch Möller beteiligt. Pistorius hatte in einer SPD-Fraktionssitzung zu Beginn der Woche heftig dagegen argumentiert.
In der ersten Lesung im Bundestag am Donnerstag hatten sich Pistorius sowie Abgeordnete beider Regierungsfraktionen dann jedoch zu Kompromissen bereit gezeigt. Auch Bundesinnenminister Alexander Dobrindt verwies am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“ darauf, dass alle Beteiligten erklärt hätten, „dass sie Interesse haben an einem Kompromiss“.
Die Politik müsse am Ende verschiedene Möglichkeiten erörtern und sagen: „Das glauben wir, das ist jetzt der beste Weg“, im Optimalfall auch mit großer Zustimmung in der Bevölkerung. „Dass da aber noch ein bisschen Zeit vergeht und noch ein paar Hürden kommen, das sehe ich auch“, sagte der CSU-Politiker.
Kritik vom Reservistenverband
Kritik an der Debatte und der Idee eines Losverfahrens kam von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer. „Das geht alles so nicht“, sagte er im „Spitzengespräch“ des „Spiegel“. Es müsse darum gehen, „dass mehr Menschen sich beteiligen – Jungen und Mädchen, Frauen und Männer – für den Dienst an dem eigenen Land. Das muss die Diskussion sein und das geht jetzt so verloren.“
Der Präsident des Verbands der Reservisten der Deutschen Bundeswehr, Patrick Sensburg, sieht eine Wehrpflicht per Losverfahren ebenfalls kritisch: „Das klingt, wie wer den Kürzeren zieht. Ich glaube, das geht auch viel, viel einfacher“, sagte er im „Berlin Playbook Podcast“ von „Politico“.














