Seine Tochter starb mit vier Jahren

Tysons schwerster Schlag hatte nichts mit Boxen zu tun


15.11.2024 – 12:34 UhrLesedauer: 3 Min.

Mike Tyson: Er wurde zum jüngsten Schwergewichts-Weltmeister. (Quelle: IMAGO/Kevin Jairaj/imago)

Der 58-jährige Mike Tyson boxt wieder. Sein Kampf gegen Influencer Jake Paul ist zwar eher ein Show-Event, doch die Übertragung bei Netflix macht es zu etwas Besonderem. Genau wie der Auftritt von „Iron Mike“.

Die brennende Frage nach dem Warum beantwortete Mike Tyson mit leicht verstörenden Sätzen. „Wenn ich gewinne, werde ich unsterblich sein“, sagte der einstige Box-Superstar vor seiner viel diskutierten Rückkehr in den Ring mit ernster Miene. „Wenn ich es aber schlecht mache, möchte ich nicht in einem Krankenhausbett sterben. Ich möchte im Ring sterben.“

Die Aussagen stammen aus einer dreiteiligen Netflix-Dokumentation, die als Appetizer für den vom Streaming-Giganten übertragenen Kampf des Ex-Weltmeisters im Schwergewicht gegen Influencer Jake Paul dient. Und zumindest da liefert Tyson ab. „Ich könnte mich auch ausruhen“, sagte der 58-Jährige, „aber ich will gegen diesen Kerl kämpfen und ihm in den Arsch treten“.

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Sportlich ist das Duell des Megastars der 80er- und 90er-Jahre mit dem 31 Jahre jüngeren Konkurrenten in der Nacht zu Samstag zwar kaum ernst zu nehmen. Aber die Tatsachen, dass „Iron Mike“ für einen offiziellen Kampf wieder in den Ring steigt und die Reichweite und Vermarktungs-Power von Netflix dahinterstehen, lässt es zu einem Mega-Event werden. Pauls Promoter Nakisa Bidarian prophezeite gar „das meistgesehene Boxereignis der modernen Boxgeschichte“.

Im AT&T Stadium in Arlington/Texas, dem Stadion der Dallas Cowboys in der NFL, werden 80.000 Fans dabei sein. Netflix will mit dem Event das Potenzial von Sportübertragungen austesten. „Ich finde es sensationell“, sagte der Boxer Axel Schulz der Deutschen Presse-Agentur, „weil es dadurch wieder Aufmerksamkeit für die Sportart gibt. Das ist weltweit gut fürs Boxen“.

Und die Gage stimmt auch. Experten gehen davon aus, dass Tyson als großes Zugpferd der Nummer zwischen 50 und 100 Millionen Euro kassieren wird. Und das dürfte auch der Hauptgrund für seine Rückkehr sein.

Video | Hier ohrfeigt Mike Tyson seinen Gegner Jake Paul

Quelle: t-online

Mike Tyson gehört zu den besten Boxern der Sportgeschichte, wurde 1986 im Alter von 20 Jahren mit einem K.-o.-Sieg in der zweiten Runde über WBC-Weltmeister Trevor Berbick der bis dato jüngste Schwergewichtsweltmeister. Er hatte alles, bis es in den 1990er-Jahren schwerer wurde, mitzuhalten und Mike Tyson am Ende abstürzte. In größter Erinnerung bei allen Boxfans dürfte da natürlich der Skandal-Kampf vom 28. Juni 1997 gegen Evander Holyfield sein, als „Iron Mike“ seinem Gegner ein Stück aus dem rechten Ohr biss (mehr dazu lesen Sie hier).

Fortan hatte Tyson immer wieder mit Rückschlägen zu kämpfen. Eine halbe Milliarde US-Dollar habe er in seinem Leben verprasst, sagte Tyson einmal. Der extravagante Lebensstil, falsche Freunde, schlechte Entscheidungen – all das führte 2003 in den finanziellen Ruin. Die letzte Million auf seinem Konto, verriet Tyson, habe er für eine Reha gegen seine Alkohol- und Drogensucht ausgegeben.

Sein größter Schicksalsschlag datiert aber auf das Jahr 2009, als Tysons Tochter, Exodus Tyson, bei einem tragischen Unfall ums Leben kam. Die Vierjährige hatte sich mit dem Kopf in einem Kabelseil eines Laufbands verwickelt und selbst stranguliert. Ärzte konnten sie zunächst reaniminieren, das kleine Mädchen starb jedoch einen Tag später auf der Intensivstation. „Es gibt keine Worte für den tragischen Verlust unserer geliebten Exodus“, erklärte die Familie damals in einer Stellungnahme.

Mike Tyson gab trotz der vielen Rückschläge aber nicht auf. Es war dann auch irgendwie typisch für Tyson, dass er sich ausgerechnet durch die Beteiligung an einer Firma für Cannabis-Produkte finanziell wieder erholte.

Doch das ganz große Geld fließt nicht mehr, der Netflix-Deal ist verständlicherweise verlockend. Aber dafür die Gesundheit riskieren? „Ich würde es nicht tun, wenn es nicht riskant wäre und ich mich nicht blamieren könnte“, sagte Tyson: „Ich will meine Ängste überwinden.“

Rein äußerlich gibt Tyson eine gute Figur ab. Auf seinen Social-Media-Kanälen postet er fleißig Bilder und Videos von sich beim Training. Der Körper ist austrainiert, die Schläge sind wuchtig, die Bewegungen geschmeidig. An seiner Seite ist erneut Trainer Rafael Cordeiro, der ihn schon 2020 beim Showkampf gegen Roy Jones junior betreut hatte.

Mike Tyson ist immer wieder aufgestanden. Nun will er es noch mal gegen Jake Paul wissen. „Im Boxen sagt man: Ein bewegliches Ziel ist schwer zu treffen. Und das gilt auch fürs Leben“, sagte Tyson. Er hat bewiesen, dass er Comeback-Qualitäten in beiden Welten hat.

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