Lionel Messi ist erneut zum Weltfußballer gekürt worden. Die Wahl wurde jedoch zur Farce. Die Veranstaltung geizte zudem nicht mit unangenehmen Momenten.
Am Ende gewann der, der eigentlich immer gewinnt. Lionel Messi sicherte sich am Montagabend zum achten Mal in seiner Karriere den Titel als Fifa-Weltfußballer. Der Argentinier bleibt damit das Nonplusultra des Sports. Doch dass Messi den Titel in London dieses Mal einheimste, rief nicht nur vor Ort Verwirrung hervor.
Weltweit war eigentlich mit einem anderen Sieger der Wahl für den besten Fußballer des Jahres 2023 gerechnet worden. Erling Haaland holte mit seinem Klub Manchester City nicht nur das Triple aus englischer Meisterschaft, FA Cup und Champions League. Der Norweger brach in der englischen Liga in seiner ersten Saison gleich den Torrekord, schoss im Kalenderjahr 2023 sagenhafte 50 Tore.
Doch für die Auszeichnung als Weltfußballer reichte das nicht, obwohl Messi bei Paris Saint-Germain keine überragende Rückrunde spielte und sich dann im Sommer in die vom Niveau her überschaubare amerikanische MLS verabschiedete. Der WM-Titel von „La Pulga“ dürfte eigentlich nicht mehr in die Wahl mit hineinspielen, gewann er den Pokal mit Argentinien doch schon im Dezember 2022. So führte die Ehrung des Argentiniers zu Kopfschütteln. Doch dafür gab es noch weitere Gründe.
Gleichstand: Trotzdem siegt Messi
Denn wie sich herausstellte, hatten Messi und Haaland am Ende die gleiche Punktzahl. Sowohl der 36-Jährige als auch sein 13 Jahre jüngeres Pendant kamen auf 48 Punkte. Dass Messi am Ende Weltfußballer wurde, lag an einem Teil der Wähler.
Die Stimmen setzen sich nämlich aus denen der Kapitäne der Nationalmannschaften, von Trainern, Pressevertretern und Fans zusammen. Jeder Wahlberechtigte entscheidet sich für die seiner Meinung nach drei besten Fußballer des Jahres.
Doch bei einem Gleichstand richtet sich das Augenmerk besonders auf die Wahl der Spielführer. Deren Erststimmen, also die Stimmen für den Spieler, den sie an die erste Stelle gesetzt haben, sind dann entscheidend. Hier lag Messi deutlich vor Haaland. England-Kapitän und Bayern-Star Harry Kane entschied sich zum Beispiel für den Argentinier.
Wenig Applaus für Messi
Dass das Ergebnis so ausfiel, konnte derweil kaum jemand verstehen. Das zeigte sich schon, als verkündet wurde, dass Messi und eben nicht Haaland die Auszeichnung erhalten würde. Der Applaus im Saal: verhalten.
Der Blick von Ex-Bayern-Trainer Pep Guardiola, der beide Stars schon trainiert hatte, sprach Bände. Der Spanier wirkte äußerst überrascht. Auch Erling Haalands Vater Alf-Inge zeigte eine recht eindeutige Reaktion. Als Messis Name verlesen wurde, sah es so aus, als würde der Ex-Fußballer die Augenbrauen heben.
Witz von Moderator Henry zündet nicht
Richtig unangenehm wurde es aber kurz danach. Denn der Preisträger war, wie auch Konkurrent Erling Haaland, gar nicht vor Ort. Und: Einen Videoeinspieler, wie er in solchen Fällen üblich ist, gab es auch nicht. Daraus ergab sich eine seltsame Situation auf der Bühne, bei der dann auch noch der Moderator und Ex-Fußballer Thierry Henry verbal danebengriff.
Der frühere Stürmerstar versuchte, die seltsame Stimmung zu überbrücken. Er nahm die Trophäe stellvertretend für Messi entgegen und sagte: „Ich habe zwei Gründe, sie zu nehmen. Erstens: Ich habe sie nie gewonnen, also behalte ich sie.“ Das entlockte dem Publikum nur vereinzelte Lacher.
Dann schob Henry an seine Co-Moderation Reshmin Chowdhury gerichtet nach: „Du bist Tottenham-Fan, richtig?“ Stille im Saal. „Ihr bekommt eure Hände normalerweise nicht an Trophäen“, sagte Henry dann. Im Publikum gab es ein paar Lacher und etwas Applaus für die Spitze der Arsenal-Legende gegen den Erzrivalen Tottenham. Doch richtig gute Stimmung kam nicht auf. Relativ zügig ging die Veranstaltung dann zur Wahl der Weltfußballerin über.