CDU-Chef Friedrich Merz fordert mehr Respekt für Besserverdienende. Ein gut verdienender t-online-Leser pflichtet ihm bei und meint: Wertschätzt uns mehr!

In den vergangenen paar Jahren habe ich so manchen Seitenhieb gegen die Gutverdiener, zu denen ich laut Statistik in Deutschland gehöre, schweigend und anfangs sogar solidarisch zur Kenntnis genommen.

Seit einiger Zeit scheint mir aber politisch wie gesellschaftlich eine reine Hetzjagd gegen die „bösen Reichen“ begonnen zu haben. Da man zudem weder in Talkshows noch in den Medien auch mal Stellungnahmen, gepaart mit einem persönlichen Einblick in das reale Umfeld, liest, möchte ich die Person sein, die zu all den schlauen Forderungen und Fingererheb-Meinungen eine Stellungnahme abgibt.

Zu meinem persönlichen Umfeld: Ich bin 46 Jahre alt und in einer leitenden Position tätig. Ich bin verheiratet und habe im Haushalt drei nicht leibliche Kinder leben, wovon eines behindert ist. Dazu besitzen wir ganz klassisch eine Doppelhaushälfte mit kleinem Garten und runden das Profil mit unserem Hund Anton ab. Soweit nicht wirklich besonders, mit der Ausnahme, dass unser Haushaltseinkommen dem von Gutverdienern entspricht.

Klar ist das eine große Summe, aber fragt auch nur einer der „anklagenden“ Stimmungsmacher, wie man zu solch einem Einkommen gekommen ist und was man dafür alles aufgeben musste und muss?

Neben der Tatsache, dass man als sehr guter Verdiener in diesem Land den Höchstsatz an Rentenbeitrag, Krankenkassenbeitrag und Lohnsteuer bezahlen muss, geben wir – als wäre es selbstverständlich – auch weiterhin den Solidaritätszuschlag ab.

Zudem zählen für mich als nicht-leiblicher Vater ja gesetzlich andere Regeln. Denn auch wenn ich mich maßgeblich um die Erziehung der Kinder kümmere, sie ökonomisch absichere, bei ihrer bestmöglichen Ausbildung finanziell unterstütze und ernähre, interessiert das bei den Abgaben zur Pflegeversicherung keinen. Hier zähle ich als kinderlos und werde wie andere Familien behandelt, die biologisch leider nicht in der Lage sind, Kinder in die Welt zu setzen – als hätte ich nichts mit all dem zu tun, was tagtäglich bei uns zu Hause passiert. Also zahle ich auch hier brav meinen solidarischen Pflegegeldhöchstsatz.

Aber damit nicht genug: Von jeglichen staatlichen Förderungen sind wir grundsätzlich wegen unseres Bruttoeinkommens ausgenommen. Dass ich bis hierhin jedoch Tausende Euro pro Monat mehr in die Sozial- und Staatskassen gezahlt habe als andere, scheint komplett in eine Selbstverständlichkeit zu münden.

Sicherlich hat sich keine der anklagenden Personen auch nur eine Sekunde die Frage gestellt, was der Preis für ein solches Einkommen ist. Denn die Stimmen aus der Politikerriege sind persönlich niemals von all ihren „guten Ideen“ zur weiteren Lastenverteilung auf Kosten der Gutverdiener betroffen. Es ist leicht, mit über 10.000 Euro Nettoeinkommen im Monat und fetter Pension über andere zu richten, die das Land am Laufen halten.

Dazu kommt noch diese subjektive Meinungsmache und Polemik aus der unteren Mittelschicht, aus der einige wenige es einfach genießen, ihr eigenes Nichtstun und ihre Faulheit damit zu verteidigen, anderen einfach etwas wegnehmen zu wollen, ohne selbst etwas dafür zu tun.

Mir ist bewusst, wie angreifend das klingen mag. Aber ist es nicht komisch, dass es immer der gleiche Schlag Mensch in unserer Gesellschaft ist, der den ganzen Tag auf der Couch sitzend am lautesten schreit, wenn es darum geht, den Gutverdienern noch mehr abzuverlangen? Merkwürdig, dass ich solche Worte von meiner Friseurin, die übrigens tagein, tagaus hart für ihre Existenz arbeiten muss, noch nie gehört habe.

Aus diesem Grund kläre ich jetzt mal über meinen persönlichen Preis meines Einkommens auf, denn von nichts kommt nichts.

Ich machte eine Ausbildung als Kfz-Mechaniker und arbeitete in dem Beruf auch fast zehn Jahre. Erst mit 26 Jahren beschloss ich, Informatik zu studieren – ohne Fachabitur oder Abitur, sondern über eine Sonderzugangsprüfung. Jeder, wirklich jeder aus meinem Umfeld lachte mich aus, traute es mir nicht zu und ich lebte vier Jahre im Schnitt 14 Stunden am Tag nur mit Büchern zusammen. Isoliert von der Außenwelt, isoliert von irgendwelchen staatlichen Hilfen, da ich ja bereits eine Ausbildung hatte. Somit hieß es also: studieren und nebenher arbeiten. Mehr gab es in meinem Leben nicht.

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