Im Lötschental zeichnet sich eine leichte Entspannung ab. Die finanzielle Hilfsbereitschaft der Menschen ist groß. Alle Entwicklungen im Newsblog.

Der Pegel des Sees oberhalb des Schuttkegels in Blatten sinkt langsam weiter. Das sagte der Informationschef des regionalen Führungsstabs der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, wie der SRF meldete. Unterdessen zeigt sich die große Solidarität mit der Bevölkerung in Blatten – auch finanziell: Laut der Schweizer Stiftung „Glückskette“ sind bis Sonntagnachmittag rund 4,3 Millionen Schweizer Franken zusammengekommen. Das entspricht rund 4,6 Millionen Euro.

Die Stiftung teilte mit: „Angesichts des Ausmaßes der Schäden und der Entwicklung der Lage ist mit einem sehr hohen Bedarf zu rechnen. Deshalb aktivieren wir unseren Fonds ‚Naturkatastrophen Schweiz'“. Ob das Dorf Blatten je wieder aufgebaut werden kann – und wie viel das kosten würde – ist unklar.

Auch wenn sich die Lage des aufgestauten Flusses Lonza zuletzt entspannt hat – Sorgen bereitet den Anwohnern der Blick auf die Wetteraussichten. Am Sonntag soll Regen einsetzen, auch die neue Woche startet nass. Dazu kommt die Eisschmelze – das alles kann den gigantischen Schuttkegel, der den Abfluss der Lonza teils blockiert, destabilisieren. Damit würde auch die Gefahr eines Murgangs wieder steigen. Am Mittag hatte der Führungsstab mitgeteilt, der Pegelstand des aufgestauten Sees sinke leicht. Das Wasser konnte gleichmäßig über die Geröllmassen ins Tal und schließlich in den Stausee bei Ferden fließen.

Die Suche nach dem 64 Jahre alten Schafhalter, der nach dem Felssturz in Blatten weiter vermisst wird, kann auch am Samstag aller Voraussicht nach nicht fortgesetzt werden. Wie ein Sprecher der Kantonspolizei Wallis t-online sagte, können derzeit keine Retter in die Geröllmassen geschickt werden, das sei zu gefährlich. Es besteht die Gefahr weiterer Felsstürze. „Die Chance, dass er überlebt, ist klein“, sagte der Sprecher. Aber: „Es gibt immer wieder Wunder.“ Bis jemand gefunden werde, gelte er nicht als tot.

Der hinter einem gigantischen Schuttkegel aufgestaute Gebirgsfluss Lonza hat sich neue Wege ins Tal gesucht, das abgestürzte Eis-, Fels- und Geröllmaterial ist weitgehend stabil geblieben und die zeitweise befürchtete Flutwelle oder eine Gerölllawine sind vorerst nicht eingetreten. Das Kanton Wallis teilte am Samstagmittag mit: „Tendenziell scheint der Pegel des angestauten Sees oberhalb des Schuttkegels leicht zu sinken.“ Das Wasser der Lonza, das im Stausee bei Ferden ankommt, ist jedoch stark durch Geröll, Schutt und Schlamm verunreinigt. Deshalb wurden die Turbinen, die eigentlich Strom produzieren sollen, vorsorglich abgeschaltet.

Nach dem massiven Gletscherabbruch in der Schweiz fließt nun mehr des gefährlich aufgestauten Wassers am Fluss Lonza ab. „Das ist eine gute Nachricht“, sagte Jonas Jeitziner vom Regionalen Führungsstab im Lötschental der Deutschen Presse-Agentur. „Das heißt, der See hinter dem Schuttkegel hat einen Durchlass gefunden.“ Das Flussbett der Lonza ist seit Mittwoch durch gigantische Geröllmengen blockiert. Dahinter ist ein riesiger See entstanden, der den Behörden Sorge bereitet hat.

Die Gemeinden Gampel und Steg informierten die Bevölkerung in der Nacht, dass nun Baumaschinen eingesetzt werden, um den Abfluss sicherzustellen. „Es geht darum, den reibungslosen Ablauf von Geröll und Schwemmholz durch das Bachbett der Lonza innerhalb der Dorfschaften zu gewährleisten“, hieß es.

Immer noch sei damit zu rechnen, dass sich mit dem Wasser auch Geröll oder Eis aus dem gigantischen Schuttberg löse und abgehe. „Das dürfte aber keine Konsequenzen für andere Talbewohner haben“, sagte Jeitziner. Das Gelände dort sei relativ flach und das Flussbett der Lonza weit, sodass der Krisenstab eine Gerölllawine weitgehend ausschließe.

Der Schaden durch die Naturkatastrophe in der Schweiz beläuft sich nach einer Schätzung des Schweizerischen Versicherungsverbandes (SVV) bei umgerechnet mehreren hundert Millionen Euro. Das geht aus einer aktuellen Pressemitteilung des Verbandes hervor. Laut der Mitteilung sei es für eine präzisere Schätzung des Schadens noch zu früh.

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