Mit Stimmen der AfD

Dieser Mann will Kretschmer stürzen


Aktualisiert am 18.12.2024 – 10:08 UhrLesedauer: 3 Min.

Matthias Berger (Archivbild): Er will Michael Kretschmer beerben. (Quelle: IMAGO/Andreas Weihs/imago)

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In Sachsen wird der Ministerpräsident gewählt. Michael Kretschmer will wieder ins Amt, hat aber keine Mehrheit. Das könnte für einen anderen Mann eine große Chance bieten.

Gut dreieinhalb Monate nach der Landtagswahl in Sachsen stellt sich Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) am Mittwoch im Landtag zur Wiederwahl. Die Ausgangslage ist denkbar schwierig, denn das von Kretschmer geplante Bündnis mit der SPD hat keine eigene Mehrheit. Mehr dazu lesen Sie hier.

Hinzu kommt: Er ist nicht der einzige Kandidat. AfD-Fraktionschef Jörg Urban kandidiert ebenfalls. Der fraktionslose Abgeordnete Matthias Berger hatte bereits vorher seinen Hut offiziell in den Ring geworfen. Doch wer ist der Mann?

Berichten zufolge wartet Berger auf den zweiten Wahlgang und wittert dort seine Chance zum Sturz von Kretschmer. Das klingt zunächst unwahrscheinlich, aber, wie die Wahl von FDP-Mann Thomas Kemmerich mit Stimmen der AfD vor fünf Jahren in Thüringen zeigt, nicht unmöglich. Dass er es daraus durchaus angelegt hat, belegen einige seiner jüngsten Aussagen. „Ich würde die Wahl selbstverständlich annehmen, mich für das Vertrauen bedanken und an die Arbeit gehen“, zitiert die „Bild“ Berger.

Auch darüber, wie er die Regierungsarbeit angehen würde, hat sich Berger bereits Gedanken gemacht. „Zunächst gilt es, eine funktionierende Regierung auf die Beine zu stellen. Die bisherigen Minister würden entlassen. Bis zur Ernennung einer Expertenregierung würde ich zunächst jeweils einen Staatssekretär bitten, die Geschäfte zu führen. Das Kabinett steht dann im neuen Jahr“, so Berger weiter.

Er wolle die Anzahl der Minister von zehn auf sieben senken. Eingesetzte Personen müssten über einen Berufsabschluss und Berufserfahrung verfügen. Grüne, Linke und SPD hatten bereits angekündigt, sich an einer solchen Expertenregierung nicht beteiligen zu wollen. Berger sieht das pragmatisch. „Wenn einzelne Fraktionen nicht wollen, werden die Ministerien unter denen, die mithelfen wollen, aufgeteilt.“

Berger mit seinem Hund Apoll. (Quelle: IMAGO/EHL Media/Dietmar Thomas/imago)

Und inhaltlich? Berger will die Schuldenbremse einhalten, Lebenshaltungskosten senken, für bezahlbare Energie sorgen, die Verwaltung verschlanken und sich für Frieden einsetzen. Sein vorgestelltes Programm war gerade einmal drei Seiten lang. Zum Vergleich: CDU und SPD hatten einen 110-seitigen Entwurf für ihren Koalitionsvertrag vorgelegt.

„Wir kenne keine Brandmauern“

Der politische Betrieb ist dabei für Berger kein Neuland. Er ist zwar erst seit diesem Jahr Mitglied des Sächsischen Landtags. Für die Freien Wähler holte er das Direktmandat im Wahlkreis Leipzig Land 3. Er ist selbst allerdings kein Mitglied der Freien Wähler. Auf seiner Seite bezeichnet er sich selbst als „modern-konservativ“. Zuvor war er bereits von 2001 an Bürgermeister in Grimma. Bei seiner ersten Wahl wurde er von der CDU unterstützt.

Für seine Arbeit im Kampf gegen die sogenannte „Jahrhundertflut“ wurde er 2002 auch überregional bekannt. Damals organisierte er nicht nur die Krisenhilfe, sondern packte auch selbst mit dem Radlader an. 2008 wurde er mit 98,2 Prozent der Stimmen dann zum Oberbürgermeister in Grimma gewählt, 2015 mit fast 90 Prozent wiedergewählt. 2022 wurde er abermals mit 85,9 Prozent im Amt bestätigt. In seiner Stadt ist Berger sehr beliebt. Die Lokalpresse beschreibt, wie er von Bürgern freundlich empfangen, auf der Straße angesprochen wird. In die Kritik geriet er – vor allem aber überregional – 2019 als er einen Auftritt von AfD-Thüringen-Chef Björn Höcke im Rathaus zuließ.

Damals sagte Berger: „Man muss die AfD nicht mögen, man muss aber akzeptieren, dass sie ein öffentliches Haus mietet.“ Und weiter: „Wer Höcke nicht mag, sollte ihn mit Ignoranz strafen.“ Dies könnte darauf hindeuten, dass Berger auch bei der anstehenden Wahl zum Ministerpräsidenten die Stimmen der AfD nicht unbedingt ablehnen würde. Bereits kurz nach der Wahl hatte er angeboten, zwischen der CDU und der AfD zu vermitteln. „Ich kenne keine Brandmauern. Eine gute Idee ist eine gute Idee, egal von wem“, erklärte Berger damals.

In diesem Zusammenhang auch spannend: Berger und die Freien Wähler schreiben auf ihrer Webseite: „Wir reden mit jedem! Eine gute Idee ist eine gute Idee, egal von wem sie kommt. Wir kennen keine Brandmauern.“

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