Nachfrage auf Rekordhoch
Matcha-Tee: „Es wird im Herbst wirklich knapp“
06.04.2025 – 01:27 UhrLesedauer: 3 Min.
Der beliebte Matcha-Tee könnte bald knapp werden. Die Nachfrage wächst, aber Japan kann kaum mit der Produktion hinterherkommen.
Ein grünes Pulver aus Japan erfreut sich weltweit zunehmender Beliebtheit. Matcha, bislang vor allem als Tee bekannt, wird nun in verschiedensten Lebensmitteln verwendet: Als Eis, als Bonbon, mit Kaffee vermischt oder gar über gebratene Nudeln gestreut. Bereits im vergangenen Jahr gab es erste Gerüchte, dass die Landwirte in Japan bald nicht mehr die Nachfrage befriedigen könnten. Die Großhändler Ippodo and Marukyu Koyamaen verkündeten bereits Höchstgrenzen für Bestellungen. In einigen japanischen Läden war Matcha-Pulver bereits ausverkauft. Jetzt hat die neue Ernte begonnen, doch ob es reicht, die Nachfrage zu befriedigen.
Die Entlastung wird wohl nur vorübergehend sein. Der Überseekonsum „erreichte letztes Jahr ein Rekordhoch“, sagte Fumi Ueki, Leiterin der Leaf Brand Group, einer Abteilung von Ito En, einem der größten japanischen Teeunternehmen, gegenüber der „Japan Times“.
Der Trend wird von Millionen von Videos auf Plattformen wie TikTok befeuert. Kaum ein Influencer, der nicht ein neues Matcha-Rezept ausprobiert. Manche sehen darin eine Delikatesse, andere trinken den Tee, weil er Antioxidantien enthalten soll.
Matcha wird in Pulverform angeboten und aus fein gemahlenen Blättern der Camellia sinensis-Pflanze hergestellt. Der Unterschied zum normalen grünen Tee besteht darin, dass die Bäume, von denen Matcha geerntet wird, vor der Ernte im Frühjahr wochenlang im Schatten gehalten wird. Nach der Ernte werden die Blätter gedämpft, getrocknet und dann zu Pulver gemahlen, das für die Zubereitung von Tee oder Milchkaffees verwendet wird. Der Tee schmeckt bitter und enthält je nach Zubereitung fast so viel Koffein wie Kaffee.
- Wie gesund Matcha ist – und wer besser die Finger davon lässt
Das Pulver ist ein Exportschlager geworden. Ähnlich wie japanischer Whisky, der mittlerweile weltweit in Supermarktregalen steht, ist auch Matcha auf allen Kontinenten beliebt geworden. Nach Angaben des Ministeriums für Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei (MAFF) wurden Japan im Jahr 2023 4.176 Tonnen Matcha produziert – fast eine Verdreifachung gegenüber 1.471 Tonnen im Jahr 2010. Innerhalb der letzten fünf Jahre hat die Matcha-Produktion einen Wendepunkt erreicht: Inzwischen wird mehr als die Hälfte des japanischen Matcha exportiert.

Shiori Yuen, vom Teeunternehmen Yamasan in Uji in der Präfektur Kyoto, sagte der „Japan Times“, dass Yamasan in den letzten drei Jahren mehr Großhandelsaufträge in neuen Regionen wie Afrika und dem Nahen Osten ausgeführt hat.
Eine mögliche Knappheit zu vermeiden, ist nicht einfach. Zwar könnten japanische Bauern weitere Teesträucher anpflanzen. Doch diese brauchen fünf Jahre, bis die ersten Blätter geerntet werden können. Und selbst dann ist das Problem noch nicht gelöst. Die Blätter müssen zu Pulver verarbeitet werden, was aber schnell an Qualität verliert.
Deshalb werden, so die „Japan Times“ Blätter zunächst gelagert und je nach Bedarf gemahlen. Doch die Mahlwerke sind langsam, sie können pro Stunde nur 40 Gramm des edlen Pulvers produzieren. Das reicht gerade einmal für 10 Tees, so Simona Suzuki, Mitbegründerin der Global Japanese Tea Association. Die Mühlen sind aus Stein und von höchster Präzision. Matcha-Pulver-Körner sind nur 10 Mikrometer groß – etwa die Größe von Feinstaubpartikeln. Die Maschinen sind auch deshalb so langsam, weil entstehende Reibungshitze vermieden werden soll, die die Qualität beeinträchtigen könnte.
Die Knappheit noch weiter antreiben könnte außerdem die Entwicklung in der japanischen Landwirtschaft. Gab es im Jahr 2000 noch 53.000 Bauern, waren es 2020 nur noch 12.353. Viele alte Bauern finden keine Nachfolger mehr, so der Bericht. Und selbst wer bleibt, überlegt, ob er statt Tee-Blätter zu verkaufen, in die Matcha-Produktion einsteigen soll. Mittlerweile bauen auch andere Länder wie Thailand Matcha an, zum Teil als Joint-Venture mit japanischen Firmen. Doch selbst dort kündigte vor kurzem der Coffeeshop-Betreiber Punthai an, dass man mit einer Knappheit im Jahr 2025 rechne.
Die diesjährige Ernte wird mit Spannung erwartet. „Dieses Jahr wird ein interessantes Jahr“, sagt Jason Eng. „Wir sind noch nicht an einem Punkt angelangt, an dem uns das Material ausgeht, aber es wird in diesem Herbst wirklich knapp werden – nicht nur für uns, sondern für alle. Die Nachfrage übersteigt alle Erwartungen.“