Schmutzige Hände, Panikattacken, Performance-Kunst und Saxofon-Improvisation – das Veranstaltungsangebot in Berlin ist in dieser Woche vielfältig und politisch.
Das Wichtigste im Überblick
Von Sartre und Mariupol über Bjarne Mädel und Bosse bis hin zur Kompostierung eines Herrenhauses: Diese Veranstaltungen in Berlin vom 26. Januar bis 2. Februar sind einen Besuch wert.
CTM Festival und Transmediale
Gemeinsam sind sie eine der weltgrößten Plattformen für digitale Kultur: Auch 2024 kooperieren das CTM Festival unter dem Motto „Sustain“ (zu Deutsch: erhalten) und die Transmediale unter dem Motto „You’re doing amazing, sweetie“ (zu Deutsch: Du machst das großartig, Süße). An Orten des Berliner Nachtlebens – Berghain, Silent Green oder Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz – befassen sich diverse Künstlerinnen und Künstler im Rahmen des CTM Festivals mit Musik und Sounds, die Gefühle zwischen Entschlossenheit und Angst, zwischen Dauerhaftigkeit und Verlust, zwischen Überleben und Schmerz ausdrücken. Im Line-up stehen neben vielen weiteren: Kali Malone, Neon Dance, Félicia Atkinson, Jules Reidy, Crys Cole und Heith.
Die Transmediale verarbeitet im Silent Green und im Haus der Kulturen der Welt toxische Wirkungen des Internets und untersucht, wie die konstante Produktion von Online-Inhalten die eigenen Beziehungen zur Technologie bestimmt.
Freitag, 26.1.2024 bis Sonntag, 4.2.2024, verschiedene Veranstaltungsorte und Zeiten
Jean-Paul Sartres schmutzige Hände
In „Die schmutzigen Hände“ wirft der französische Dramatiker und Philosoph Jean-Paul Sartre einen Blick auf den Konflikt zwischen Idealismus und Realpolitik. Genauer geht es um Hoederer, den Anführer einer revolutionären Partei, der eine Allianz mit dem Feind plant. Er will kein weiteres Blutvergießen, und gleichzeitig will er Macht nach dem Krieg. Die Partei beauftragt Hugo damit, Hoederer zu töten. Hugo zögert, bevor er ihn tötet. Doch als er es tut, tötet er nicht aus Überzeugung, sondern aus Eifersucht.
Am Berliner Ensemble ist das Stück in der Inszenierung von Mateja Koležnik zu sehen. Die slowenische Regisseurin wirft Fragen danach auf, ob die Tat eine politische war, aus welcher Überzeugung heraus sie begangen wurde und ob die Überzeugung bei einem Mord wirklich einen Unterschied machen kann.
Berliner Ensemble, Premiere am Freitag, 26.1.2024, 19.30 Uhr
C/O Berlin: Vernissage
Das C/O Berlin, Ausstellungshaus für Fotografie, eröffnet drei neue Ausstellungen. Gezeigt werden die Retrospektive von Valie Export, feministische Performance-Künstlerin aus Österreich, und Werke der katalanischen Künstlerin Laila Abril, die sich mit der Kulturgeschichte von Frauenhass und Vergewaltigung auseinandersetzt. Zudem werden Arbeiten über das Zusammenleben von Bienen und Menschen von Aladin Borioli ausgestellt, Künstler aus der Schweiz und Gewinner des C/O Berlin Talent Award 2023. Die Künstlerinnen und der Künstler werden bei an der Vernissage anwesend sein. Ab 21 Uhr legt DJ Mama Lior auf.
C/O Berlin, Freitag, 26.1.2024, 20 Uhr
Nora oder Wie man das Herrenhaus kompostiert
1879 schrieb Henrik Ibsen mit „Nora oder Ein Puppenheim“ die Emanzipationsgeschichte einer Frau, die Mann und Kinder verlässt, um sich zu befreien aus ihrem unglücklichen Leben. In Sivan Ben Yishais Inszenierung unter dem Titel „Nora oder Wie man das Herrenhaus kompostiert“ rückt nicht Nora, sondern die Geschichte des Hauses und seiner Bewohner in den Fokus. Das Stück handelt von Helene, dem Hausmädchen, vom Paketboten, der auf seinen großen Auftritt wartet, und vom Kindermädchen Anne-Marie, das sein eigenes Leben aufgab, um Noras Kinder großzuziehen. Damit verleiht die preisgekrönte Autorin den unsichtbaren Protagonisten des Ibsen-Klassikers Bedeutung. Sie nimmt das Herrinnenhaus von Nora Helmer auseinander, untersucht das zerfallende Konstrukt und hinterfragt, ob man der eigenen Lebensgeschichte entkommen und neue Erzählungen pflanzen kann. Im Anschluss an die Aufführung gibt es eine Premierenparty.