Eng mit Ebola verwandt

Marburg-Virus: Was über den tödlichen Erreger bekannt ist


Aktualisiert am 29.09.2024 – 11:00 UhrLesedauer: 3 Min.

Illustration des Marburg-Virus: Bei Betroffenen kann es ein hämorrhagisches Fieber auslösen. (Quelle: Stocktrek Images/imago-images-bilder)

Sechs Menschen sind in den vergangenen Wochen in Ruanda an den Folgen des Marburg-Fiebers gestorben. Welche Symptome sind typisch? Und gibt es eine Impfung?

Im zentralafrikanischen Ruanda ist erstmals ein Ausbruch des lebensgefährlichen Marburg-Fiebers bestätigt worden. Sechs Menschen starben bisher, 20 weitere Menschen sind derzeit infiziert. Aber warum ist das Marburg-Virus so gefährlich?

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Das Marburg-Virus verursacht die Marburg-Virus-Krankheit (MVD) – ein sogenanntes hämorrhagisches Fieber – das ohne Behandlung mit hoher Wahrscheinlichkeit tödlich verläuft. Nach Angaben der WHO liegt die Sterblichkeitsrate bei bis zu 88 Prozent, kann bei guter Versorgung des betroffenen Patienten aber auch wesentlich niedriger sein.

Das Marburg-Virus ist verwandt mit dem Ebola-Virus. Es sieht aus wie eine kleine Schnur und ist mit einem Durchmesser von etwa 80 Nanometern und einer Länge von 14.000 Nanometern winzig klein. Die Krankheit ist zwar extrem selten, kann sich bei einem Ausbruch aber, genau wie Ebola, rasend schnell verbreiten.

Das Marburg-Virus wird von Tier zu Mensch oder von Mensch zu Mensch übertragen. Anfangs waren Ansteckungen von Menschen aufgezeichnet worden, die sich länger in Höhlen aufgehalten hatten, die von den sogenannten Rousettus-Fledermauskolonien bewohnt waren. Beim ersten großen Marburg-Ausbruch im Jahr 1967 waren afrikanische Grüne Meerkatzen (Cercopithecus aethiops), die für Tierversuche aus Uganda geholt worden waren, die Infektionsquelle.

Wird Marburg von Mensch zu Mensch übertragen, dann erfolgt das laut WHO über den direkten Kontakt (also über verletzte Hautstellen oder Schleimhäute) mit Blut, Sekreten, Organen oder anderen Körperflüssigkeiten von infizierten Personen. Außerdem kann das Virus über kontaminierte Oberflächen und Materialien wie Bettzeug oder Kleidung auf einen anderen Menschen übergehen.

Die Inkubationszeit, also der Zeitraum von der Ansteckung bis zum Auftreten der Symptome, liegt zwischen zwei und 21 Tagen.

Die Krankheit beginnt abrupt mit hohem Fieber, starken Kopfschmerzen und starkem Unwohlsein. Auch Muskel- und Gliederschmerzen werden als häufiges Merkmal beschrieben. Ab dem dritten Krankheitstag beobachten Mediziner schweren, wässrigen Durchfall, Magenkrämpfe, Übelkeit und Erbrechen. Der Durchfall kann bis zu einer Woche andauern.

Das Erscheinungsbild der Patienten in dieser Phase wird mit „geisterhaft“ gezeichneten Zügen, tiefliegenden Augen, ausdruckslosen Gesichtern und extremer Lethargie beschrieben.

Fatal ist das Fieber, das viele Patienten zwischen Krankheitstag fünf und sieben entwickeln und das von schweren Blutungen begleitet wird. Frisches Blut in Erbrochenem und Fäkalien wird häufig von Blutungen aus Nase, Zahnfleisch und Vagina begleitet, schreiben die Experten der WHO. Problematisch für die Mediziner sind spontane Blutungen, die auftreten, wenn zum Beispiel ein intravenöser Zugang gelegt wird, um Flüssigkeiten zu verabreichen.

  • hohes Fieber, starke Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen
  • wässriger Durchfall
  • Magenkrämpfe
  • Übelkeit und Erbrechen
  • hämorrhagisches Fieber, heißt: einhergehend mit Blutungen

Bei den bislang beobachteten Todesfällen trat der Tod des Patienten nach schwerem Blutverlust zwischen acht und neun Tagen nach Auftreten der Symptome ein.

Kann MVD behandelt werden?

Zugelassene Impfstoffe oder antivirale Behandlungsmethoden gibt es bislang nicht. Eine unterstützende Pflege, das heißt die Versorgung des Patienten mit Flüssigkeit und Flüssignahrung sowie die Behandlung spezifischer Symptome, verbessert nach Angaben der WHO jedoch die Überlebensrate.

Geforscht werde zurzeit an monoklonalen Antikörpern und antiviralen Mitteln wie Remdesivir und Favipiravir, die bisher in klinischen Studien für die Ebola-Viruskrankheit eingesetzt wurden.

Zwei große Ausbrüche, die 1967 gleichzeitig in Marburg und Frankfurt sowie in Belgrad (Serbien), auftraten, führten zur ersten Anerkennung der Krankheit. Damals war im Sommer ein Mann mit grippeartigen Beschwerden in die Marburger Uni-Klinik eingeliefert worden. Seine Symptome wurden aber immer schlimmer und diffuser. Dann folgten weitere Kranke mit dem gleichen Krankheitsbild und für die Forscher begann ein Wettlauf mit der Zeit, um dem Erreger auf die Spur zu kommen. Das gelang schließlich in Marburg, daher der Name.

In der Folgezeit wurden Ausbrüche und sporadische Fälle aus Angola, der Demokratischen Republik Kongo, Kenia, Südafrika (bei einer Person, die kürzlich nach Simbabwe gereist war) und Uganda gemeldet. Im Jahr 2008 wurden zwei unabhängige Fälle bei Reisenden gemeldet, die eine von Rousettus-Fledermauskolonien bewohnte Höhle in Uganda besucht hatten. 2022 bestätigte die WHO zwei Fälle von Marburg in Ghana.

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