In einem Freundschaftsspiel kommt es noch einmal zum Aufeinandertreffen der beiden besten Spieler der vergangenen 20 Jahre. Mitten drin: ein recht unbekannter Deutscher.
Die Debatte, wer denn der größte Fußballer des Jahrtausends ist, schwelt schon eine ganze Weile. Cristiano Ronaldo, sagen die einen. Immerhin hat der Portugiese allein fünfmal die Champions League gewonnen, nennt sich seit 2016 Europameister und besticht seit einer gefühlten Ewigkeit mit einer beinahe beispiellosen Trefferquote. Die anderen glauben, Lionel Messi sei der Beste, den es je gab. Immerhin steht der Argentinier seinem Erzrivalen in puncto Toren in kaum etwas nach, konnte in seiner Karriere etliche Titel sammeln und sich 2022 zum Weltmeister krönen.
Die Duelle der beiden Weltstars waren insbesondere zu ihrer Zeit in Spanien absolute Saisonhighlights. Barcelona gegen Real Madrid hieß vor allem eines: Messi gegen Ronaldo. Mittlerweile sind die beiden durchaus in die Jahre gekommen. Messi ist 36 Jahre alt, Ronaldo wird in wenigen Tagen sogar schon 39.
Beide spielen nicht mehr in Europa, sondern haben sich im Grunde in die fußballerische Bedeutungslosigkeit verabschiedet. Ronaldo läuft für Al-Nassr in Saudi-Arabien auf, Messi für Inter Miami in den USA. Ein Aufeinandertreffen der beiden Kontrahenten ist damit eigentlich ausgeschlossen. Nicht ganz. Denn am 1. Februar stehen sich die beiden Stars noch einmal bei einem Freundschaftsspiel gegenüber. An Messis Seite: ein hierzulande ziemlich unbekannter Deutscher.
Über das College zum MLS-Champion
Die Rede ist von Julian Gressel. Der Mittelfeldspieler wurde in Neustadt an der Aisch geboren. Gressel hat aber im Grunde fast seine gesamte Profikarriere in den Vereinigten Staaten verbracht. Ausgebildet in der Jugend von Greuther Fürth sowie der SG Quelle Fürth, machte er seine ersten Erfahrungen im Herrenbereich ab 2011 beim TSV Neustadt/Aisch und wechselte dann für ein Jahr zum FC Eintracht Bamberg, ehe es ihn in die USA ans Providence College zog.
In Rhode Island, wo die Universität gelegen ist, lief Gressel drei Jahre für das Team Providence Friars auf. Dann kam sein großer Tag. Beim MLS SuperDraft 2017, einem in der US-amerikanischen Liga gängigen Auswahlsystem für Nachwuchsspieler, wurde er von dem in dieser Spielzeit erstmals an den Start gehenden Franchise Atlanta United gedraftet.
Schon in seiner ersten Saison wusste er dann auch direkt zu überzeugen. So stand er in der regulären Saison in 32 von 34 möglichen Spielen auf dem Feld, schoss fünf Tore und bereitete neun weitere Treffer vor. Am Ende heimste Gressel ganz nebenbei die Trophäe als „Rookie of the Year“ ein, die Auszeichnung für den besten Nachwuchsspieler.
Sogar noch besser lief es ein Jahr später. „Wir wollen ganz klar Titel gewinnen“, hatte Gressel Sport1 schon während der Saison gesagt. „Das ist nicht nur ein Traum, sondern absolut realistisch.“ Und tatsächlich: Am Ende der Spielzeit krönte sich Gressel mit Atlanta zum MLS-Cup-Sieger.
Doppelte Staatsbürgerschaft und plötzlich Nationalspieler
„Ich würde es bereuen, wenn ich nicht versuchen würde, nach Europa zu gehen.“ Auch das ist eine Aussage Gressels aus dieser Zeit, kurz vor dem ersten Titelgewinn mit Atlanta. Doch der rechte Schienenspieler ist seiner Wahlheimat Nordamerika bis heute treu geblieben.
Das Kapitel Atlanta endete für ihn nach der Saison 2019. Danach kickte Gressel noch für D.C. United, die Vancouver Whitecaps und Columbus Crew. Mit dem Team aus dem Bundesstaat Ohio gelang es ihm in der vergangenen Spielzeit erneut, den MLS Cup zu gewinnen.
„Ich habe dieses Land zu meiner Heimat gemacht“, sagte Gressel Anfang 2023 im Interview mit dem „Kicker“. Da hatte er gerade sein Länderspieldebüt für die Nationalmannschaft der USA gegeben. Dass er den Vereinigten Staaten eng verbunden ist, war wenige Monate zuvor deutlich geworden. Seit Ende 2022 besitzt der mittlerweile 30-Jährige neben der deutschen auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft.