Urlaub von Aldi, Tchibo und Lidl – die Discounter kehren in den Reisemarkt zurück. Künftig soll das Geschäft aber etwas anders verlaufen als bisher.

Urlaub vom Discounter: Das war fast 20 Jahre lang ein Garant für Reisen zum Schnäppchenpreis. Doch die Liebe zum Urlaub war in den vergangenen Jahren geschwunden. Tchibo und Lidl hatten sich vom Reisethema verabschiedet. Jetzt sind beide wieder da – und wollen den Markt neu aufmischen. Die Urlauber können sich freuen, denn Konkurrenz belebt das Geschäft.

Tchibo war mal der Erfinder des Urlaubsverkaufs zwischen Kaffeebohnen und Damensocken: 1997 starteten die Hamburger mit ihren ersten Reiseangeboten. Das Geschäft war bald derart erfolgreich, dass auch andere Einzelhändler wie Lidl, Aldi, Netto und Rewe mit der Vermittlung von Urlaubsreisen begannen. Doch im vergangenen Jahr war dann Schluss: Tchibo stieg aus.

Jetzt die Kehrtwende, aber im neuen Stil. Prospekte soll es zwar nicht mehr geben, aber der Kaffeeröster hat ja acht Millionen Stammkunden mit Tchibo-Card. Und die erhalten jetzt wieder Reiseangebote, wie zuletzt eine Reise zur Vorpremiere des Michael-Jackson-Musicals im Stage-Theater an der Elbe in Hamburg. Dazu werden Reisen verlost, wie jüngst der Besuch einer Kaffeefarm in Tansania.

Mit der neuen Lust aufs Reisen steht Tchibo nicht allein da: Der Discounter Lidl hatte erst vor einem halben Jahr angekündigt, die Reisevermittlung einzustellen. Jetzt will er doch neu durchstarten. Im Angebot sind aktuell Reisekracher wie eine Rundreise „Singapur und Bali“ sowie ein Trip zum Formel-1-Qualifying in Imola/Italien im kommenden Mai.

Mit Vollgas in den Reisemarkt: So einfach dürfte das nicht werden, denn da ist immer noch Aldi, der zuvor letzte Verbliebene der einst sehr erfolgreichen Discounter mit Reiseangebot. Die Essener haben sich in der Zwischenzeit die Rosinen aus dem Kuchen geholt: Heute stammen die von Aldi angebotenen Reisen exklusiv von der ehemaligen Tui-Tochterfirma Berge & Meer, die einst gemeinsam mit Tchibo diese Art von Geschäft entwickelt und erfolgreich gemacht hatte.

Sehnsucht nach Strandurlaub: Mit solchen Prospekten warb Tchibo vor 20 Jahren für Reisen. (Quelle: IMAGO)

Wer das Aldi-Reiseprogramm genauer betrachtet, stellt bald fest: Auch da hat sich einiges getan. Fast die Hälfte des Programms sind mittlerweile Kreuzfahrten und gefühlt ein Drittel Rundreisen in exotischen Gefilden. Das einstige Brot- und Buttergeschäft mit drei Nächten im Bayerischen Wald für 149 Euro gibt es nur noch am Rande.

Dazu kommen neuerdings „Aldi-Deals“: Auf einer speziellen Website werden unter diesem Namen Reisen und andere Lifestyle-Angebote beworben. Der Discounter will sich bei den Aldi-Deals auf Angebote „aus den Bereichen Freizeit, Wellness oder Reise“ konzentrieren, hieß es zum Start des neuen Digital-Angebots. Dazu gehören zum Beispiel vergünstigte Thermeneintritte und Festivaltickets. Aber nicht für alle: Das Angebot gilt nur für angemeldete Stammkunden von Aldi-Süd.

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Die neue Reisewelt der Discounter ist kein Zufall. Sie folgt einer Nachfrage, die sich geändert hat. Tchibo war seit der Pandemie in Raten aus dem Reisegeschäft ausgestiegen: zunächst aus der Kreuzfahrtvermittlung, die angeblich nicht mehr zum nachhaltigen Anspruch von Tchibo passte, dann aus dem Rest, weil der sich allein wohl nicht mehr getragen hat. Jetzt geht es neu los – offenbar mit dem Fokus auf Reisen mit Aufmerksamkeitswert – gern auch Kreuzfahrten – und nur noch digital für die Besitzer der App.

Lidl hatte sich im ersten Halbjahr 2024 aus dem Reisesegment verabschiedet. Eine Bestätigung gab es nie, aber die Vermutung liegt nahe, dass sich der Discounter die Finger an seinem damals größten Lieferanten verbrannt hat: Das war die FTI-Tochter Big-Xtra. Als FTI im Frühjahr pleite ging, hat vermutlich auch Lidl viel Geld verloren.

Dass der Discounter jetzt zurückkommt, hat laut Fachmagazin fvw mit einem neuen Management zu tun: Der neue Vertriebsleiter Jens Thiemer hat offenbar den Auftrag, dem Bananenkisten-Image von Lidl mehr Emotionalität einzuhauchen. Und stärker in die Online-Kanäle holen soll er die Kunden auch. Für beides könnte das gefühlsbetonte Thema Reisen einen guten Beitrag leisten, schätzt die fvw.

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