Wie viel ist der Ratsbeschluss der Stadt Köln zum Bau des Leistungszentrums für den 1. FC Köln wirklich wert? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Nach über zehn Jahren hat der 1. FC Köln Planungssicherheit für den Bau des Leistungszentrums am Geißbockheim. Doch wie geht es nach dem Beschluss des Stadtrates weiter? Gibt es womöglich sogar neuen Ärger?

Am Mittwoch nahm FC-Geschäftsführer Philipp Türoff am Geißbockheim zu den drängendsten Fragen Stellung. Dabei wurde deutlich: Die politische Entscheidung ist nur der Anfang eines neuerlichen Kampfes, womöglich erneut vor Gericht. Über allem steht die Frage: Will Köln tatsächlich eine Sportstadt sein?

Es war am späten Dienstagabend, als im nicht-öffentlichen Teil der Ratssitzung der 1. FC Köln einen Sieg errang. Die Mehrheit stimmte für den Bau des Leistungszentrums am Geißbockheim. Der FC musste diesen Sieg jedoch teuer erkaufen, denn Grüne, CDU und Volt hatten als Ratsbündnis noch eine Überraschung in Form eines Änderungsantrags an die Abstimmung gehängt.

Demnach darf der FC zwar bauen. Die geplante Miete weiterer Fußballplätze im Grüngürtel wird jedoch erheblich erschwert. Die sogenannte „Kampfbahn“, ein Fußballplatz ohne jegliche Infrastruktur am Haus am See, darf baulich nicht verändert oder verbessert werden. Damit ist er für den FC professionell nicht nutzbar. Zudem wird sich der FC am Fort Deckstein einen weiteren Platz mit zahlreichen Amateurclubs teilen müssen, obwohl der FC bereit ist, diesen von einem Asche in einen modernen Kunstrasenplatz umzuwandeln.

Türoff erklärte: „Die politische Entscheidung war ein Riesenschritt für das Leistungszentrum, aber es sind längst nicht alle Probleme gelöst.“ Was der FC-Geschäftsführer meinte: Der Ratsbeschluss ermöglicht es den Geißböcken zunächst einmal, einen bereits ausgehandelten Erbpachtvertrag für das vorgesehen Baugrundstück zu erhalten und zeitnah zu unterschreiben. Damit einher wird die Erteilung der Baugenehmigung gehen. Erbpachtvertrag und Baugenehmigung erwartet der FC noch in 2024. „Das sind jetzt nur noch Formalitäten“, sagte Türoff.

Theoretisch ja, praktisch nein. „Wir werden am 1. November keine Großbaustelle hier haben“, sagte Türoff. Die Gründe sind vielfältig. Der FC plant ein Gebäude auf einer Fläche von rund 90 auf 50 Metern. Pläne liegen vor, diese sind aber noch aus der Zeit vor der Pandemie. Durch den jahrelangen Rechtsstreit machte es für den Club keinen Sinn, die Unterlagen jedes Jahr zu aktualisieren. Dieser Schritt muss nun erst einmal erfolgen. „Das ist weiter unsere Ausgangslage, aber wir müssen nun im Detail den Bedarf analysieren und die Planungen anpassen.“

Gebaut werden soll ein Leistungszentrum, welches für Frauen, Männer wie Jugendliche und Kinder eine Vielzahl an Möglichkeiten vorsieht: eine Sporthalle, Physio-, Reha- und Ruheräume, zahlreiche Kabinen, einen Wellnessbereich mit Pool und Sauna sowie Büros- und Schulungsräume. Zudem sollte das Gebäude mit einer großen Tiefgarage unterkellert werden. Auf dem Bauplatz direkt neben dem Franz-Kremer-Stadion befindet sich aktuell noch ein Kunstrasen. Dieser soll dafür geopfert werden – und genau da fangen die Probleme an.

„Wir können erst einen Platz überbauen und aufgeben, wenn wir wissen, wo wir Fußball spielen können“, sagte Türoff am Mittwoch – und konnte seinen Ärger über einige Details des Ratsbeschlusses kaum verhehlen. Denn die regierenden Parteien sorgten nicht nur dafür, dass der FC die oben genannten Plätze am Haus am See sowie am Fort Deckstein kaum wie geplant wird nutzen können. Die Parteien sorgten damit auch dafür, dass künftig auch für den Breitensport nur noch weniger Sportflächen zur Verfügung stehen werden. Dagegen hatte es bereits vor der Abstimmung eine Demonstration am Rathaus gegeben, an der kleinere Vereine an der Seite des FC teilgenommen hatten.

„Mir fehlt jegliches Verständnis dafür“, sagte Türoff. „Die Trainingskapazitäten in Köln, nicht nur für den FC, reichen vorne und hinten nicht aus.“ Gerade zu den Kernzeiten aller Fußballclubs, an den Nachmittagen, wenn Kinder und Jugendliche trainieren wollen, gibt es in ganz Köln und auch im Grüngürtel nicht ausreichend Spielfelder. Die neuerlichen Einschränkungen des Ratsbeschlusses machen bauliche Verbesserung vor Ort praktisch unmöglich.

Zwar hieß es in dem angenommenen Änderungsantrag, die Verwaltung solle „zeitnah zusätzlich Trainingskapazitäten schaffen“. Doch es wurde bereits eingeschränkt, dass dies nicht nur in Köln stattfinden müsse, sondern „auch interkommunale Möglichkeiten geprüft werden“ müssten. Aus Türoffs Sicht ein Unding. Die Sportstadt Köln mache auf diese Weise klar, dass Kinder und Jugendliche zwar Sport machen sollten, „aber nicht unbedingt in Köln selbst“.

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