Ein Fischer fängt vor Osttimor einen Hai und entdeckt im Magen des Tieres Leichenteile einer vermissten Urlauberin. Aber: Starb die Touristin wirklich durch eine Hai-Attacke?
Die ersten Meldungen Anfang der Woche schienen eindeutig. „Amerikanerin auf Traumreise in Indonesien von einem Hai gefressen“, titelte die „New York Post“, nachdem im Magen eines vor Osttimor gefangenen Hais Körperteile einer Taucherin gefunden worden waren.
Inzwischen stellt sich die Sache möglicherweise etwas anders dar: Eine Freundin der toten Touristin postete bei Facebook ihre Version der Geschehnisse.
„Hier sind die Fakten, wie wir sie kennen“, schrieb Kim Sass in ihrem Beitrag. Im Magen des Hais seien zwar tatsächlich Körperteile ihrer Freundin Colleen Monfore gefunden worden. Aber alles spreche gegen eine tödliche Hai-Attacke. Vielmehr habe der Hai höchstwahrscheinlich erst viele Tage nach ihrem Tod Teile der Leiche der 68-Jährigen verschlungen.
Demnach war die US-Bürgerin Monfore mit Familie und Freunden auf einem Tauchtrip in Indonesien. Ende September sei dann das Unglück geschehen: Eine Strömung habe die erfahrene Taucherin fortgetragen. Seither habe sie als vermisst gegolten.
Aufgrund von Tauchcomputerdaten, Fotos, die während des Tauchgangs entstanden seien, und Aussagen der anderen Taucher „glauben wir, dass Colleen an einem medizinischen Problem gestorben ist“, schrieb ihre Freundin. Die Strömung sei zwar stark gewesen, aber Colleen Monfore hätte als ausgezeichnete Taucherin eigentlich damit zurechtkommen müssen.
Sie glaube daher nicht, dass es die Strömung war, die Monfores Leben beendete. Und schon gar nicht sei es der Hai gewesen. Denn: Die Leichenteile im Hai seien erst vor drei Tagen gefunden worden, etwa 110 Kilometer vom Tauchort entfernt. Die Behörden hätten Monfore zweifelsfrei an Fingerabdrücken identifizieren können. Dies spreche dafür, dass der Hai die Leichenteile erst kurz bevor er gefangen wurde, gefressen hat. Ein Haimagen enthalte nämlich starke Säuren und Enzyme, die Nahrung schnell zersetzen würden.
„Es waren schreckliche Wochen für ihre Familie und für uns, ihre Freunde“, schrieb Kim Sass über ihre Freundin. Und: Es hätte ihr wohl das Herz gebrochen, „wenn sie gewusst hätte, dass ihr Tod den Haien wieder einmal einen schlechten Ruf einbringt“.
Bei dem gefangenen und getöteten Hai soll es sich um ein krankes Tier gehandelt haben. Es habe auffälliges Verhalten gezeigt, hieß es.