Laura Müller singt in einem Song über ihre Erotikkarriere auf OnlyFans – und erntet dafür Häme. Sie ist nicht die Einzige, die für ihr Auftreten auf der Plattform kritisiert wird. Denn die ist umstritten.

Als sich Laura Müller und ihr Ehemann Michael Wendler im November 2021 zum ersten Mal über ihren neuen OnlyFans-Account meldeten, war der Aufschrei groß. Auf der kostenpflichtigen Plattform wurden überwiegend erotische Inhalte geteilt. „Lasst uns gemeinsam OnlyFans anheizen“, kündigten die Eheleute damals an. Vor allem Laura Müllers Alter stieß vielen auf: Sie war da gerade 21 Jahre alt.

Für die ersten Postings posierten die beiden noch zusammen. Doch schon bald war es nur noch Laura Müller, die sich präsentierte. Mittlerweile hat sie sogar einen zweiten Account. Bei einem Blick auf die „Gefällt mir“-Angaben kaum verwunderlich: Sie allein erntet viel mehr Zuspruch. Auch in Sachen Freizügigkeit traut sich Laura Müller inzwischen mehr zu. Zu Beginn trug sie kurze, hautenge Kleider. Mittlerweile überwiegen Auftritte in Dessous und Bilder mit entblößten Brüsten.

Doch ihre Aufnahmen werden in den sozialen Netzwerken regelrecht zerrissen. Unter Instagram-Beiträgen sind Kommentare dieser Art zu lesen: „Ich finde es nur traurig, dass sie so abrutscht.“ Oder: „Irgendwann wird sie alles bereuen.“ Ebenso wie: „Schade um dieses junge, hübsche Mädchen.“ Auch für ihren jüngst veröffentlichten Song „Superstar“, in dem sie ihre OnlyFans-Karriere besingt, erntet sie durchweg Spott und Kritik.

OnlyFans ist ein Erotik-Internetdienst, der polarisiert. In den vergangenen Jahren hat er sowie die gesamte Branche einen Aufschwung erlebt, während der Corona-Pandemie 2020 boomte auf einmal das Geschäft. Auch Promis wie Laura Müller haben entdeckt, wie viel Geld sich mit einem gewissen Bekanntheitsgrad und erotischen Aufnahmen auf der Plattform verdienen lässt. Doch wieso stößt ihre Arbeit und die vieler anderer dort auf so viel Unverständnis? Und welche Rolle spielt dabei das gesellschaftliche Frauen-Bild?

„Ich mache mein Hobby zum Beruf“

Für Influencerin Anne Wünsche ist OnlyFans so lukrativ, dass es mittlerweile zu ihrer Haupteinnahmequelle geworden ist. 2022 nahm sie satte 1.193.000 Euro ein. Doch es seien nicht in erster Linie die hohen Einnahmen, die sie dort halten, sagt sie t-online: „Wenn man es allein wegen des Geldes macht, würde es sich mit der Zeit auch unschön anfühlen. Man muss es lieben.“ Die 32-Jährige hat Spaß daran, erotische Inhalte zu kreieren. „Ich mache mein Hobby zum Beruf.“

Wünsche spricht einen Vorwurf an, der vielen Frauen auf OnlyFans und in der Branche gemacht wird: Sie seien „von Geld oder psychologischen Defiziten getrieben“. Die Medienpsychologin Marina Thomas hält das für ein Vorurteil. Sie befasst sich unter anderem mit Social Media, Selbstdarstellung im Netz und Sexualität und sagt: „Im Endeffekt ist es eine Arbeit und Arbeit kann auch Spaß machen. Eine Ärztin würde man nie fragen, ob sie ihren Beruf wegen des Geldes ausübt oder weil sie wirklich Menschen helfen will.“

Marina Thomas: Es ist ein gesellschaftliches Problem

Anne Wünsche sagt, ihr mache die Arbeit Spaß, weil sie „etwas ausleben kann“. Auch die Psychologin Marina Thomas spricht von einem Kick, den Frauen auf solchen Plattformen erlebten: „Zu Hause kann ihnen physisch nichts passieren, sie können aber trotzdem das Exhibitionistische ausleben.“ Doch dass sie sich gern freizügig präsentiere – und damit auch noch Geld verdiene – stoße auf viel Unverständnis, sagt Anne Wünsche. Marina Thomas erklärt das auch damit: „Sobald Frauen eine aktive sexuelle Position einnehmen und sich zum Beispiel freizügig im Internet zeigen, ist das eine Rolle, die in der patriarchalen Gesellschaft überhaupt nicht vorgegeben ist.“

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