Marathonlaufen fordert nicht nur die Muskeln – auch das Gehirn kann unter der Extrembelastung beeinflusst werden. Das zeigt eine Studie, die aufhorchen lässt.

Läufer, die an Marathons teilnehmen, könnten ihrem Gehirn kurzfristig Schaden zufügen. Das berichten aktuell Forscher der Universität des Baskenlandes (Spanien). Sie haben entdeckt, dass bei extremer körperlicher Belastung eine wichtige Schutzsubstanz im Gehirn abnimmt: das sogenannte Myelin. Diese Substanz umhüllt die Nervenfasern und ist entscheidend für die schnelle Weiterleitung von Informationen im Gehirn.

Das Forschungsteam nutzte MRT-Aufnahmen, um die Gehirne von zehn Läufern – acht Männer und zwei Frauen im Alter zwischen 45 und 73 Jahren – vor und nach einem Marathon zu untersuchen. Die Scans zeigten: In Bereichen des Gehirns, die für Bewegung, Sinneswahrnehmung und Emotionen zuständig sind, war das Myelin nach dem Lauf deutlich reduziert.

Der Grund liegt in der Energieversorgung des Körpers: Sind Kohlenhydrate wie Glykogen in Muskeln und Leber verbraucht, greift der Körper auf Fettreserven zurück. Dabei nutzt er auch Lipide – also Fette – aus dem Gehirn. Da Myelin zu 70 bis 80 Prozent aus Lipiden besteht, wird bei langanhaltender Belastung auch diese schützende Substanz „verbrannt“.

Zwei Wochen nach dem Marathon begann sich das Myelin wieder zu regenerieren. Nach etwa zwei Monaten war das Niveau der Schutzsubstanz wieder auf dem Stand von vor dem Lauf. Dennoch bleibt die Frage offen, welche Auswirkungen diese wiederholten Schwankungen auf lange Sicht haben könnten – besonders für Menschen, die häufig an Extremläufen teilnehmen.

Interessanterweise zeigte sich der Abbau nicht im gesamten Gehirn gleichmäßig: Einige Regionen blieben vollkommen unberührt, während andere deutlich betroffen waren. Welche Faktoren diese Unterschiede verursachen, ist noch unklar.

Da nur zehn Personen an der Studie teilnahmen, sind die Ergebnisse noch nicht repräsentativ. Auch die Frage, ob die Veränderungen im Gehirn langfristige kognitive Einschränkungen mit sich bringen, konnte das Team nicht beantworten. Sicher ist nur: Es gibt einen nachweisbaren Zusammenhang zwischen körperlicher Extrembelastung und messbaren Veränderungen im Gehirn.

Bisher galt Ausdauersport als besonders gesund – gerade auch für das Gehirn. Doch die neuen Ergebnisse zeigen, dass bei sehr hoher Belastung möglicherweise auch Risiken bestehen. Die Forscher raten deshalb nicht grundsätzlich vom Marathonlaufen ab, empfehlen aber weitere Untersuchungen.

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