Unter den US-Truppen, die ab dem 29. April 1945 das KZ Dachau, die Außenlager und die Ortschaften befreiten, war auch Lockered „Bud“ Gahs. Er gehörte der „Rainbow“ Devision an, deren Motto, wie er erzählt, damals lautete: „Never forget (dt.: „Nie vergessen“). „Das finde ich sehr passend, denn: Die Bilder, die ich damals sah, werde ich nie wieder aus dem Kopf bekommen können“, erzählt der US-Amerikaner.
„In den Monaten vor der Befreiung haben die US-Truppen viele und harte Kämpfe gegen die deutsche Wehrmacht geführt. Wir waren extrem gut ausgebildete Soldaten, aber das, was wir sahen, als wir die Tore des KZ Dachau öffneten – darauf konnte uns keine Ausbildung vorbereiten. Das hat uns das Herz gebrochen“, erinnert er sich zurück. Unzählige tote Körper und lebende Menschen, die doch fast keine Menschen mehr waren.
Trotzdem, sagt der 100-Jährige heute, habe ihm dieser Anblick wieder Sinn im Leben gegeben: „Von diesen Menschen haben wir gelernt, wie wichtig Hoffnung ist. Und dass wir niemals vergessen dürfen, was hier geschehen ist. Und vor allem eines – dass wir niemals wieder diesen Weg einschlagen dürfen.“ Während der US-Amerikaner spricht, bahnt sich die Sonne für einen kurzen Moment ihren Weg durch den wolkenverhangenen Dachauer Himmel, fast so, als wäre sie bestellt worden, und lässt das Zelt ein klein weniger heller erleuchten.
Das Konzentrationslager Dachau war als erstes Konzentrationslager Deutschlands gleichzeitig das einzige, das während der gesamten Machtperiode Hitlers und des Zweiten Weltkrieges in Betrieb war. Es diente als Vorbild für nahezu alle anderen Lager. Die ersten 17 Häftlinge wurden am 22. März 1933 in das ausschließlich für Männer errichtete Lager gebracht.
In der Anfangszeit waren die Lebensbedingungen dort weitaus weniger katastrophal als nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939. In den Kriegsjahren wurden mehr und mehr Menschen in das Lager gebracht. Folter, Menschenversuche und Exekutionen waren bald an der Tagesordnung. Das Konzentrationslager Dachau war für 5.500 Menschen konzipiert – in den Jahren 1944-45 war die Auslastung mit 45.000 Häftlingen fast neunmal so hoch.
Über zwölf Jahre hinweg wurden im KZ Dachau und seinen 169 Außenlagern mehr als 200.000 Menschen inhaftiert – Kommunisten, Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Kriegsgefangene. 41.500 Menschen fanden den Tod.