Frisch zum Parteivorsitzenden gekürt, laufen Ex-Verfassungsschutzchef Maaßen die ersten Mitglieder weg. Die Aussagen der Werteunion zeugten von „Selbstüberschätzung“.

Zwei prominente Mitglieder haben kurz nach Gründung der Partei Werteunion ihren Austritt erklärt. Max Otte, früher Bundesvorsitzender der Werteunion, teilte am Mittwoch auf der Plattform X mit: „Die Aussagen aus den Reihen der Werteunion lassen zweifeln, dass die Partei geeignet ist, die Politikwende in Deutschland mitzugestalten.“ Stattdessen deuteten sie auf „erhebliche politische Fehleinschätzungen und Selbstüberschätzung hin“.

Otte ist Ökonom und Publizist und wurde vor allem während der Finanzkrise bekannt. Besondere Aufmerksamkeit erfuhr er, als die AfD ihn 2022 für das Amt des Bundespräsidenten vorschlug, was er als „große Ehre“ empfand. Wegen der angenommenen Nominierung und Spenden an die AfD wurde Otte 2022 „wegen parteischädigenden Verhaltens“ aus der CDU ausgeschlossen.

In einer deutlich längeren Erklärung legte Unternehmensberater und Autor Markus Krall seine Austrittsgründe auf X dar. Auch er zweifelt demnach an einer Politikveränderung durch die Werteunion. Die Partei wolle möglichst alle Personen „einsammeln“, die mit der aktuellen Politik unzufrieden seien und bliebe deshalb „programmatisch möglichst unverbindlich“, so Krall. Die Partei sehe sich in einem „Anfall von Größenwahn schon als neue Volkspartei“.

Krall war erst 2023 in die Werteunion eingetreten und arbeitete an der Umwandlung zur Partei mit. Ein Parteiamt war ihm vom Parteivorsitzenden Hans-Georg Maaßen verwehrt worden. Zuvor war er wegen mutmaßlicher Treffen mit der rechtsterroristischen „Patriotischen Union“ im Jahr 2022 in Erscheinung getreten. Damals berichtete die „Zeit“.

Werteunion war schon zu Vereinszeiten umstritten

Die Werteunion wurde im Februar 2024 als Partei gegründet und geht auf den 2017 gegründeten Verein Werteunion e. V. zurück. Es handelte sich dabei um einen Zusammenschluss von Unionsmitgliedern mit dem selbsterklärten Ziel, den „konservativen Markenkern“ der CDU und CSU zu vertreten.

Der Verein war keine anerkannte Parteigliederung. Immer wieder wurde der Werteunion Nähe zur AfD vorgeworfen, innerhalb der Union war sie umstritten. Im März 2023 wurde bekannt, dass einige CDU-Politiker einen formellen Unvereinbarkeitsbeschluss bezüglich der Werteunion gefordert hatten. Vorsitzender der neu gegründeten Partei ist der frühere Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen.

Über Maaßen ärgert sich auch Krall in seiner Austrittserklärung. Dieser hatte auf der ersten Pressekonferenz die CDU als „Premiumpartner“ für eine mögliche Koalition bezeichnet. Das sei ein Infragestellen „einer echten Politikwende“, schreibt Krall. Auch neue Mitglieder in der Partei, die zuvor in Union oder FDP aktiv waren, ärgern Krall. Diese brächten Intrigen, Seilschaften und Machtstreben in die Partei, behauptet Krall. „Ich bin zu alt und zu stur für solche Spielchen.“

Die Werteunion selbst äußerte sich zu den Austritten ebenfalls auf X. „Wir bedauern natürlich sehr, dass Dr. Markus Krall und Prof. Dr. Max Otte heute den Werteunion-Förderverein verließen, wünschen beiden jedoch weiterhin privat, beruflich und auch politisch alles Gute“, schreibt die Partei.

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