Schärfere Richtlinien

Kult-Transporter Ape verschwindet aus Europa


Aktualisiert am 04.12.2024 – 08:12 UhrLesedauer: 3 Min.

Kultfahrzeug: Eine rote Piaggio „Ape“ steht vor einem Haus. (Archivbild) (Quelle: Philipp von Ditfurth/dpa)

Der Kleintransporter Ape gehörte in Italien jahrzehntelang überall zum Straßenbild. Nun stellt Piaggio dessen Produktion ein – zumindest für den italienischen Markt.

Italien muss Abschied von einem seiner Straßen-Klassiker nehmen: Die legendären Kleintransporter auf drei Rädern namens Ape – italienisch für Biene – werden nach mehr als einem Dreivierteljahrhundert nicht mehr in der Toskana gebaut, sondern nur noch in Indien. Dort sind die Kosten für die Herstellerfirma Piaggio geringer und auch die Sicherheits- und Umweltvorschriften niedriger.

Die Ape mit ihren Zweitaktmotoren hätte im Rahmen der Euro 5+-Vorschriften abgesehen von der Einhaltung der neuen Emissionsvorschriften auch mit Airbags sowie einer modernen Bremsanlage ausgerüstet werden müssen, schreibt „Auto Motor und Sport“

Das Aus für die heimische Produktion wurde der Belegschaft nach Gewerkschaftsangaben von der Konzernspitze in den vergangenen Tagen mitgeteilt. Die Informationen wurden der Nachrichtenagentur Ansa jetzt aus dem Unternehmen bestätigt. Mit der vollständigen Verlagerung der Produktion endet in Europa dann wohl auch der Verkauf: Die neuen Modelle sollen nur noch in Asien und Afrika auf den Markt kommen.

Der erste solche Kleintransporter lief 1948 in der toskanischen Stadt Pontedera vom Band – nur zwei Jahre, nachdem Piaggio seine ersten Vespa-Roller auf die Räder gestellt hatte. Im Grundsatz war die Arbeitsbiene namens Ape auch nichts Anderes als eine Vespa (deutsch: Wespe) auf drei Rädern mit Fahrerkabine und Ladefläche. Der Komfort im Führerhäuschen ist gleich null: weder Heizung oder Radio lenken ab.

In Italien gehörten die Blechkisten seit Jahrzehnten fest zum Straßenbild dazu. Aus den Großstädten wie Rom oder Mailand ist die Ape inzwischen allerdings weitgehend verschwunden – nur in der Nachbarschaft von Märkten sieht man sie noch des Öfteren. In Dörfern und kleineren Gemeinden knattern sie aber weiterhin umher: Mit einer Länge von nur 2,50 Metern und eine Breite von 1,30 Metern ist die Ape vielerorts immer noch das einzige Nutzfahrzeug, das sich durch enge Gässchen zwängen kann.

Nach Angaben der Gewerkschaften soll die letzte „Arbeitsbiene“ in der Toskana zum Jahresende vom Band laufen. In den Lagern in Pontedera sind aber noch Restbestände vorhanden, sodass der Verkauf in Italien über die Händler noch einige Zeit weiterlaufen wird. In Indien hat Piaggio bereits seit mehreren Jahren Produktionsstätten. Dort wird die Ape auch schon als Elektro-Modell hergestellt und auch mit einem Antrieb aus Erdgas.

Das Aus für den Kleintransporter wird in Italien bedauert. In die Trauer mischt sich aber auch Zorn, vor allem in der Nachbarschaft der Piaggio-Zentrale in der Toskana. Der Regional-Sekretär der Gewerkschaft UIIM, Samuele Nacci, sagte, mit den heutigen EU-Vorschriften gebe es für eine Produktion in Italien keinen Spielraum mehr. „Vielleicht wurden einige Gesetze ein wenig übereilt eingeführt. Es sieht so aus, als ob sich nur Europa um den Umweltschutz kümmert, während der Rest der Welt sich einen Dreck darum schert.“

Piaggio will sich im Segment der Kleinsttransporter künftig voll auf den vierrädrigen Porter konzentrieren, der rein elektrisch fährt und alle Unwelt- und Sicherheitsanforderungen erfüllt. Die Produktion im Werk in Pontedera soll zum Jahreswechsel entsprechend auf das neue Modell umgestellt werden.

Über Generationen hinweg war die Ape auch ein perfekter Untersatz für Leute, die sich nicht einmal das kleinste Auto leisten konnten. Auch eine Kleinfamilie ließ sich dort unterbringen, wenn auch ziemlich zusammengezwängt. Die Kinder fanden dann oft genug auf der Ladefläche Platz, allen gesetzlichen Vorschriften zum Trotz. Inzwischen liegt der Preis für das kleinste Modell mit 50 Kubik aber auch bei mehr als 7.000 Euro.

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