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Der Fall Jannik Sinner schwelt weiter über der Tenniswelt. Wird der Starspieler wegen Dopings gesperrt? Boris Becker kritisiert den Umgang Außenstehender mit der Thematik.

Ab Mitte Januar saust der gelbe Ball wieder über den Hartplatz: In Melbourne kämpft die Tennis-Elite bei den Australian Open um den ersten Grand-Slam-Sieg des Jahres. Topfavorit bei den Männern ist Jannik Sinner, die Nummer eins der Welt. Er gewann das Turnier in Down Under auch im vergangenen Jahr, als er Daniil Medvedev im Finale bezwingen konnte. Doch aktuell stellt sich die Frage: Wie lange darf Sinner überhaupt noch spielen?

Seit Monaten schwelt der Dopingverdacht über der eigentlichen Bilderbuchkarriere des 23-jährigen Italieners. Die Sachlage: Im August 2024 hatte die International Tennis Integrity Agency bekannt gegeben, dass Sinner bei einem Turnier im März und einer Trainingskontrolle wenige Tage später positiv auf das verbotene Steroid Clostebol getestet worden war. Der Spieler beteuerte, dass das verbotene Mittel durch Massagen eines Betreuers in seinen Körper gelangt sei, der eine Wunde am eigenen Finger mit dem Clostebol enthaltenden Trofodermin-Spray behandelt hatte. Sinner wurde daraufhin von einem unabhängigen Gericht freigesprochen.

Im Fokus: Die Zukunft von Jannik Sinner bleibt weiterhin Gegenstand von Diskussionen. (Quelle: IMAGO/JAMES ROSS/imago)

Kurze Zeit später schaltete sich dann aber die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) ein. Sie sieht den Freispruch als unrechtmäßig. Die Konsequenz: Die Wada legte Berufung ein und forderte „eine Sperre zwischen einem und zwei Jahren“ für Sinner. Eine Entscheidung diesbezüglich wird aller Voraussicht nach erst in einigen Wochen vor dem Internationalen Sportgerichtshof Cas fallen.

Dass sich aber bereits seit Monaten immer wieder Außenstehende ihr Urteil zu dem Fall bilden, stört derweil eine deutsche Tennislegende massiv: Boris Becker. Der 57-Jährige wählte am Mittwoch diesbezüglich klare Worte.

In einer Eurosport-Medienrunde, bei der auch t-online zugegen war, sagte der sechsfache Grand-Slam-Sieger über Sinner, dass das Urteil der Wada für diesen „kriegsentscheidend“ sei. „Ob er gesperrt wird und wenn ja, wie lange. Da sind wir alle im Februar schlauer“, meinte Becker.

Konkreter angesprochen auf seine Einschätzung des Dopingfalls, wurde der Ex-Profi dann deutlich. „Ich werde jetzt nicht auch noch meinen Senf dazugeben, nachdem unglaublich viele unqualifizierte, unwissende Leute ihren Senf dazugegeben haben“, sagte Becker. „Ich finde das eine absolute Frechheit, wer sich da alles zu Wort gemeldet hat. Sparen Sie mir, die Namen zu nennen.“

Wen Becker genau meint, ist nicht klar. Fakt ist aber: Kritik am Sinner-Freispruch gab es aus einigen Ecken. Besonders Doping-Experte Fritz Sörgel äußerte in den vergangenen Monaten immer wieder Zweifel hinsichtlich Sinners Unschuld in dem Fall. Auch Tennisprofis wie Nick Kyrgios, Denis Shapovalov und Lucas Pouille sparten nicht mit Kritik.

Allerdings gibt es seit Bekanntwerden des Dopingfalls auch zahlreiche Unterstützer Sinners, darunter Rafael Nadal, der sich im September 2024 hinter den Beschuldigten stellte und betonte: „Wenn er nicht bestraft wurde, dann weil der Richter deutlich gesehen hat, dass er nicht gedopt hat.“

„Jeder andere sollte sich zurückhalten“

Boris Becker brach den Fall Sinner am Mittwoch noch einmal grob herunter. „Es gibt ein klares Reglement für Sinner und es gab ein klares Reglement für Świątek“, erklärte er zunächst. Iga Świątek, Weltranglistenzweite der Frauen, war bei den French Open im vergangenen Jahr ebenfalls positiv auf eine verbotene Substanz getestet und im Anschluss einen Monat gesperrt worden. Ursächlich war offenbar ein verunreinigtes Medikament gewesen.

„Die haben sich daran gehalten, was ihnen rechtlich erlaubt war. Punkt“, erklärte Becker. „Da gab es eine Entscheidung bei beiden und die muss man respektieren.“ Nun habe sich aber die Wada eingeschaltet und den Fall neu aufgerollt, „weil Tennis ein olympischer Sport ist, und das ist ihr gutes Recht.“

Iga Świątek: Die 23-Jährige musste zwischenzeitlich eine Sperre absitzen. (Quelle: IMAGO/MARK EVANS/imago)
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