Gerhard Struber kam ohne Erfahrung bei großen Clubs zum 1. FC Köln. Das musste der Österreicher nun feststellen. Die Krise hat dem Trainer zugesetzt.

Als Gerhard Struber zum neuen Trainer des 1. FC Köln erkoren wurde, waren die ausschlaggebenden Gründe klar: Der Österreicher steht für eine offensive Spielidee, wie man sie in Köln spielen lassen will. Zudem gilt der 47-Jährige als Trainer, der bereit ist, auf junge Spieler zu setzen. Auch das war beim FC ein essenzielles Kriterium.

Was Struber nicht mitbrachte, war die Erfahrung – nicht nur im deutschen Fußball, sondern auch mit einem großen, fan-starken Club, in dem ein Cheftrainer auch immer als Galionsfigur im Rampenlicht steht. Schon früh merkte der eher kühl wirkende Struber, dass er sich daran würde gewöhnen müssen. Und nun, nach der ersten Krise, weiß er es noch besser.

Die ersten Anzeichen hatte Struber bereits im Sommer mitbekommen können, als hunderte Fans zu den ersten Trainingseinheiten kamen und auch die Medien alles und jedes Wort des Trainers hautnah miterleben und mithören konnten. Von seinen vorherigen Stationen in Salzburg, New York oder Burnley hatte er das nicht gekannt. Schon gar nicht, weil er dort nur sehr selten öffentlich vor Fans trainieren ließ.

Als dann nun erstmals nicht nur die Leistungen nicht mehr stimmten, sondern auch die Ergebnisse den FC in die Niederrungen der 2. Bundesliga führten, brach dann ein Gewitter über Struber hinweg, was er so noch nicht erlebt hatte. „Ehrlicherweise haben die letzten Wochen uns viel abverlangt“, gestand Struber daher nun, nachdem er mit seiner Mannschaft dank dreier Siege in Folge die Kurve bekommen konnte. „In so emotionalen Phasen wollen wir sachlich bleiben, aber wir müssen auch in der Tabelle oben dran bleiben. Da waren Siege unumgänglich.“

Umso größer war nun die Befreiung, die man Struber auch nach den jeweiligen Schlusspfiffen gegen Kiel, Berlin und Fürth anzusehen war. „Da spürt man natürlich eine gewisse Erleichterung“, sagte Struber. Zwar hatte der Österreicher bereits bei RB Salzburg einen prestigeträchtigen Cheftrainer-Posten inne, der in seiner Heimat unter besonderer Beobachtung steht. Mit der Wucht der 50.000 Zuschauer in Müngersdorf, der 140.000 Mitglieder und der Fans vor Ort und in den sozialen Netzwerken hingegen konnte bislang keine von Strubers Stationen mithalten.

Und so war die erste Krise für den 47-Jährigen auch eine Prüfung. Mit drei Siegen scheint er sie zunächst gemeistert zu haben. Intern soll der Österreicher, zumindest bei der sportlichen Leitung, nie ernsthaft gefährdet gewesen sein. Im Nachhinein lässt sich das aber immer einfacher behaupten als in der Krise selbst. Struber weiß wohl, dass es in der Woche mit den Spielen gegen Kiel bei der Hertha durchaus in eine andere Richtung hätte gehen können. Doch der FC-Trainer zog die richtigen Schlüsse und rettete damit womöglich nicht nur seinen Job, sondern zeigte eine beachtliche Lernkurve mit seiner Mannschaft.

Diese Kurve soll auch in den kommenden Wochen weiter nach oben zeigen. Dabei hilft, dass Struber inzwischen gut einschätzen kann, auf was es in der 2. Bundesliga ankommt. Und genau das will er seinen Spielern in den nächsten Tagen weiter einschärfen, um in zehn Tagen gegen Preußen Münster die Siegesserie fortsetzen zu können. „Wir sind voll in der Liga angekommen“, sagte Struber – und meinte damit wohl auch sich und sein Trainerteam.

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