Seine Wirkung ist bis heute spürbar: Ein historisches Treffen in Berlin Ende 1884/Anfang 1885 hatte schwerwiegende Folgen: 1884 lud Reichskanzler Otto von Bismarck hochrangige Gesandte der wichtigsten Kolonialmächte nach Berlin ein. „Im weiteren Verlauf der Kolonisierung kam es immer häufiger zu Konflikten zwischen den Kolonialmächten“, erklärt der Historiker Dr. Felix Schürmann vom Forschungszentrum für Transkulturelle Studien der Universität Erfurt. „Die größte Meinungsverschiedenheit betraf die Handelspolitik – den Protektionismus, den die Kolonialmächte verfolgten. Sie alle wollten den Zugang ihrer Rivalen zu Ressourcen und Exportmärkten in Afrika einschränken, um ihren eigenen Nutzen zu maximieren.“ Um den Ausbruch eines Krieges zwischen ihnen zu verhindern, einigten sich die Kolonialmächte auf der historischen Berliner Westafrika-Konferenz, auch „Berliner Konferenz“ genannt, auf ihre kolonialen Interessen in Afrika. Sie unterzeichneten am 26. Februar 1885 ein Regelwerk, das sogenannte „Kongo-Gesetz“, an das sich anschließend keiner von ihnen mehr hielt.
Fast 35 Jahre deutsche Kolonialgeschichte
Die historische Berliner Westafrika-Konferenz hat nichts dazu beigetragen, die brutale Enteignung und Entfernung unzähliger Kulturgüter aus Afrika abzumildern – eher das Gegenteil war der Fall. Die Konferenz unter Bismarcks Vorsitz markierte den Beginn der deutschen Kolonialgeschichte, die fast 35 Jahre (1884–1919) bis zum Ende des Ersten Weltkriegs dauerte. Das Deutsche Reich unterhielt zahlreiche Kolonien, darunter Gebiete, die heute zu Tansania, Burundi, Ruanda, Namibia, Kamerun, Togo und Ghana gehören. Kolonien wurden auch in Kiautschou in China, auf den pazifischen Inseln Papua-Neuguinea, Samoa, Nauru, den Karolinen, Palau, den Marianen und den Marshallinseln gegründet.
Bis heute befindet sich beispielsweise in öffentlichen Museen der Bundesrepublik Deutschland die weltweit größte Sammlung des Kulturerbes aus Kamerun. Das hat kürzlich das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte kamerunisch-deutsche Forschungsprojekt Reversed History of Collections ans Licht gebracht.