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Seit Jahren ist der Kölner „Stiefel“ das Mekka der Schnick-Schnack-Schnuck-Spieler. Es geht um Kampfnamen, Spielgeld – und den Titel.

„Crazy Coconut“ und „Hamburger Perle“ holen aus, rufen „Schnick, Schnack, Schnuck“ und halten ihre Hände voreinander. Stein schlägt Schere, ein Punkt für „Crazy Coconut“. Es läuft das Finale des Schnick-Schnack-Schluck-Weltcups in Köln, bei dem die Siegerin oder der Sieger zum „Weltmeister“ gekürt wird.

Austragungsort ist die Kultkneipe „Der Stiefel“ im Zülpicher Viertel. Die Waffen der Spielerinnen und Spieler: Schere. Stein. Papier. „Herr Pickartz“ spielt gegen „Jecke Nini“, „Happy Hippo“ gegen „Björnibär“. Die Kampfnamen gehören dazu wie der Ringrichter mit Fliege um den Hals, der für einen fairen Ablauf auf der Bühne sorgt. Das Publikum feiert die Siegerinnen und Sieger jeder Runde, all das in bierseliger Kneipenatmosphäre.

Mit „Muccarones“, dem Spielgeld des Wettbewerbs, können sie Wetten abschließen und die Spielscheine in Kölsch umwandeln. Über das Jahr verteilt hat das Organisationsteam um Muharrem Sahin bereits acht Weltcups veranstaltet, die acht Gewinnerinnen und Gewinner sind am Finaltag im Achtelfinale gesetzt. Auf die Runden verteilen sich die Jahresbesten aus dem Gesamtklassement. Und selbst wer heute zum ersten Mal dabei ist, kann noch bis ins Finale vorrücken.

Seit über zehn Jahren veranstaltet Sahin, genannt „Mucca“, den Schnick-Schnack-Schnuck- Wettbewerb, bei dem er den besten Spieler oder Spielerin Kölns sucht. „Ich kannte jemanden, der so einen Wettkampf in einer Kneipe moderierte und wollte es einmal etwas größer aufziehen – den Leuten macht es eine Menge Spaß, das Finale ist der 101. Weltcup“, sagt er.

Mathematisch gesehen ist die Gewinnchance immer gleich groß, nämlich ein Drittel. Und trotzdem landen immer wieder dieselben Spielerinnen und Spieler auf den vorderen Plätzen, holen oft mehrmals den Titel. Ist das Glück – oder Können? „Ein bisschen von beidem“, meint Michael Piel, der unter seinem Kampfnamen „BigMike“ im Vorjahr den Weltcup gewonnen hat, also Titelverteidiger ist.

Seine Vorgehensweise: „Gegen blutige Anfänger bin ich besonders schlecht, die kann ich nämlich überhaupt nicht einschätzen. Wenn ich Gelegenheit habe, den Gegnern eine Zeit lang zuzuschauen, kann ich ihr Spiel besser lesen“, sagt der 40-Jährige. Dann wisse er, ob sie in der ersten Runde Schere, Stein oder Papier wählten und ob sie die Waffe wechselten.

„Ich streue auch häufig ein Foul ein, zeige also etwas anderes außer den drei Zeichen. Das gibt dann eine Gelbe Karte, aber solange ich das kein zweites Mal mache, werde ich nicht disqualifiziert. Das stiftet maximale Verwirrung.“ Auch ein Pokerface schade nicht.

Doch offenbar ist sich „BigMike“ seiner Sache zu sicher geworden: Ins Finale steigt er von Platz 142, dem allerletzten im Gesamtklassement, ein. Er hat in den acht Runden zuvor die wenigsten Punkte geholt. „Das ist der Fluch des Weltmeisters, wie Deutschland bei der Fußball-WM 2018. Aber vielleicht werde ich zum Phönix aus der Asche – ich muss ganz hinten starten, aber noch ist alles möglich“, sagt er.

Doch es wird nichts mit der Titelverteidigung: Den Sieg holt sich Jonah Feld alias „Rudi“, der im Finale den erfahrenen Spieler „Wertpapier“ trotz Rückstand schlägt. Rudi dreht das Spiel, gewinnt 5:4 und darf sich Weltmeister 2024 nennen.

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