Der Betreiber eines Burger-Ladens hatte sich eine besondere Aktion zum Schulstart ausgedacht. Plötzlich kommen Kinder – und fangen an, zu schreien.
Ein Erlebnis zum Schulbeginn hat Mike Hairston, den Betreiber eines Burger-Ladens in Regensburg, schwer erschüttert zurückgelassen. „Ich muss immer noch jeden Tag darüber nachdenken“, sagt er t-online. „Es tut immer noch weh.“
Zur Einschulung in Bayern hatte er sich diese Woche eine besondere Aktion ausgedacht, sie richtete sich speziell an Kinder. Für sie hatte er einen eigenen Burger auf die Karte gesetzt. „Und dann kam eine Gruppe Kinder herein“, schilderte Hairston in einem Instagram-Video. „Ich hab‘ mich gefreut, alles cool. Aber auf einmal laufen diese Kinder durch meinen Laden und schreien: ‚Ausländer raus! Ausländer raus!'“
Das Video hat Hairston mit einer grafischen Sprechblase versehen. „Let’s talk about Trauma“, steht in ihr. Also: „Lasst uns über Traumata reden.“
Hairston, der seit Jahren in Regensburg Burger verkauft, sagt, es sei emotional eines der schlimmsten Erlebnisse gewesen, die er persönlich je gehabt habe. Hairston ist 42 Jahre alt, er wurde in Bamberg geboren und hat eine dunkle Hautfarbe. Dass sich die Kinder nicht genierten, vor ihm fremdenfeindliche Sprüche zu skandieren, hat ihn schwer verletzt. „Als ob so etwas ganz normal wäre“, sagt er t-online. „Als ob es nichts wäre.“
Er fragt sich, was in Deutschland gerade schiefläuft, dass so etwas passiert. „Woher kommt das?“, möchte er wissen. Und: Wo führt das noch hin? Was kann man dagegen tun?
Im Fall der fünf Kinder – Hairston schätzt, dass sie zwischen sechs und acht Jahren alt waren – half möglicherweise die sofortige Ansprache: Hairston wies sie zurecht. Er bat sie, seinen Laden zu verlassen, und sagte ihnen, dass sie heute keinen Burger mehr bekommen würden.
Das wirkte offenbar: Die ganze Gruppe kam kurz darauf noch einmal zurück, um sich zu entschuldigen. Hairston nimmt ihnen ihre Worte ab. Eines der Kinder habe Tränen in den Augen gehabt, sagt er.
Auch zwei Frauen, die die Kinder begleitet hatten, baten um Entschuldigung. Ob die beiden Frauen die verletzenden Rufe der Kinder mitbekommen haben, weiß er nicht. Sie seien an jenem Tag kurz vor dem Laden gewesen, vielleicht hörten sie nicht, was die Kinder riefen.
Vielleicht haben sie es aber auch doch registriert – und nicht eingegriffen. „Wer ist letztlich verantwortlich?“, grübelt Hairston nun. Sind es die Eltern, ist es die Schule? Sind es Freunde oder Social Media? Ist eventuell die ganze Gesellschaft gerade dabei, zu verrohen?
„Ich verstehe den Frust, den es gibt“, sagt Hairston. „Es ist keine leichte Zeit.“ Aber was kann man tun? „Vielleicht“, antwortet er, „einfach das Internet abstellen.“ Oder: Mutig dazwischengehen, wann immer etwas Ähnliches passiert. Und nie als „normal“ hinnehmen, was Menschen verletzt.