Ein virtueller Priester, der absurde Glaubenstipps und sogar Sakramente verteilt. Dessen Erfindern wurde es zu bunt – sie schalteten „Father Justin“ schnell ab.

Eigentlich klingt die Idee nicht schlecht: Ein virtueller Priester, dem sich die Gläubigen anvertrauen können und der ihnen in Glaubensfragen zur Seite stehen kann. Doch die Begeisterung der US-amerikanischen katholischen Lobbyorganisation Catholic Answer über ihren virtuellen „Father Justin“ hielt nicht lange an – und der KI-gesteuerte Geistliche wurde nach nur zwei Tagen seines „Amtes“ enthoben.

Zuerst hatte das US-Portal „Futurism“ über den virtuellen Priester berichtet. „Father Justin“ hatte einem User der Plattform X laut dessen Aussage nicht nur die Beichte abgenommen, sondern ihm sogar das Bußsakrament gespendet. „Father Justin“ rechtfertigte diese Tat, in dem er im Chat erklärte, ein echtes Mitglied des Klerus zu sein.

Dabei entsprach „Father Justin“ einem recht klischeebehafteten Bild eines Geistlichen: Ein ordentlich gezogener Seitenscheitel, dazu ein Vollbart – und eine entspannte Sitzposition vor der italienischen Stadt Assisi, wo die Heimat des „Geistlichen“ laut der Aussage des Chatbots liege. Bereits in jungen Jahre habe „Justin“ den inneren Ruf verspürt, Priester zu werden, berichtet „Futurism“.

Selbstbefriedigung als „schwere moralische Störung“

In anderen Fragen sei der KI-Priester dabei durch seine konservative Art aufgefallen, berichtet der Blog „techdirt.com“. So habe er etwa erklärt, die Praxis der Selbstbefriedigung sei „eine schwere moralische Störung“. Einem anderen User bestätigte der „Priester“, es sei kein Problem, ein Kind mit Energydrinks anstelle von Wasser zu taufen.

Die Berichte über den vermeintlichen Priester zogen die Aufmerksamkeit einiger Nachrichtenportale auf sich, die Catholic Answer als Mutterorganisation des virtuellen Priesters anfragten. Auf eine Stellungnahme warteten sie zwar vergeblich – allerdings wurde „Father Justin“ seines Amtes enthoben. Aus dem Priester wurde der Laientheologe Justin, die schwarze Soutane wurde zu einem Casual-Business-Outfit, bestehend aus Sakko und Hemd.

Auch seine frühere Rolle als Priester verleumdet Justin mittlerweile. Er sei nie Priester, Diakon oder Bischof gewesen, zitiert der österreichische „Standard“ die neue Selbstbeschreibung des Laien Justin. Er sei auch nur eine KI, kein echter Mensch. „Ich bin hier, um die Schönheit des Katholizismus zu teilen und Ihnen zu helfen, ihn besser zu verstehen“, heißt es in der Selbstbeschreibung.

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