„War mir klar“
Kein Handschlag in Damaskus – Baerbock wird deutlich
Aktualisiert am 04.01.2025 – 11:39 UhrLesedauer: 2 Min.
Ihrem französischen Amtskollegen reichte Syriens neuer Machthaber die Hand, Außenministerin Baerbock aber nicht. Ein bewusster Eklat des Islamisten?
Es war nur ein kurzer Moment beim Besuch der Außenministerin in Damaskus, doch in Deutschland löste er Irritationen aus. Während Syriens neuer Machthaber Ahmed al-Scharaa ihrem französischen Amtskollegen Barrot zur Begrüßung die Hand reichte, fasste er sich für Baerbock nur kurz an die Brust – einer Frau die Hand zu geben, ging dem islamistischen Politiker offenbar zu weit. Nach ihrem Treffen äußerte sich Baerbock persönlich zu der Szene.
„Schon als ich angereist war, war mir jedenfalls klar, dass es hier offensichtlich nicht gewöhnliche Handschläge geben wird“, sagte die Grünen-Politikerin auf die Frage einer Journalistin. Aber ebenso klar habe man den islamistischen Gastgebern gemacht, dass man diese Praxis missbillige, so Baerbock. Vor allem habe man im Gespräch mit al-Scharaa klargemacht, dass Frauenrechte ein „Gradmesser“ dafür seien, wie frei eine Gesellschaft ist, sagte Baerbock.
Aus Delegationskreisen war zu hören, dass al-Scharaa am Ende des Gesprächs noch mal die Hand ausgestreckt habe, es dann aber nicht mehr zu einem Handschlag gekommen sei. Auch Grünen-Spitzenkandidat Robert Habeck äußerte sich zu der Szene in Damaskus: „Es ist richtig und wichtig, dass Annalena Baerbock als erste EU-Außenministerin nach Syrien gereist ist“, sagte er „Bild“. „Wenn wir uns nur mit Regierungen treffen würden, die genauso denken wie wir, wären wir ziemlich allein.“
Al-Scharaa, Anführer der islamistischen Rebellengruppe Hajat Tahrir al-Scham (HTS), hatte Baerbock und Barrot im früheren Palast des vor rund vier Wochen gestürzten Langzeitmachthabers Baschar al-Assad in der Hauptstadt Damaskus empfangen. Während er Baerbock nicht per Handschlag begrüßte, streckte er Barrot die Hand entgegen. Nachdem der Franzose zunächst zur Begrüßung seine rechte Hand auf die Herzgegend gelegt hatte, ergriff er dann doch kurz die Hand al-Scharaas.
Der frühere Leiter der Stiftung Wissenschaft und Politik, Volker Perthes, bewertete den verweigerten Handschlag als schlechtes Zeichen. „Das ist nicht gut, auch wenn wir das aus anderen Ländern kennen, wo extrem konservativ-islamische Männer an der Macht sind: Iran etwa und bis vor einiger Zeit auch Saudi-Arabien“, sagte Perthes dem „Stern“. Er fügte hinzu: „In Syrien gehört das nicht zur Tradition. Ich hoffe, dass al-Scharaa dafür auch in Syrien kritisiert werden wird.“