Vor 500 Jahren erschütterte Martin Luther mit seiner Reformation die katholische Kirche. Im weiteren Verlauf entstand die evangelische Kirche. Beide Kirchen eint vieles. Doch gleichzeitig gibt es deutliche Unterschiede.

Während der Westen und Süden Deutschlands katholisch geprägt sind, ist die evangelische Kirche besonders im Norden und Osten stark. Hier begann Martin Luthers Reformation mit dem Thesenanschlag an die Schlosskirche von Wittenberg.

Beide Kirchen leiden heute unter hohen Austrittsquoten. 2022 bekannten sich knapp 25 Prozent der deutschen Bevölkerung zur katholischen Kirche (20,9 Millionen Menschen), knapp 23 Prozent (19,1 Millionen) gelten als Protestanten.

Ein Überblick über die zentralen Unterschiede beider Konfessionen

  1. Das Kirchenoberhaupt: Mit dem Papst, dem Bischof von Rom, steht nach katholischer Interpretation ein unfehlbares geistliches Oberhaupt vor. Dieser ist nach katholischer Lehre Nachfolger von Petrus, der zum Hirten der Kirche ernannt wurde. Die evangelische Kirche kennt diesen Führungsanspruch nicht und hat mit ihren Synoden (Entscheidungsgremien) einen anderen Ansatz.
  2. Die Rolle der Bibel: Nach protestantischer Lehre zählt nur das Wort der heiligen Schrift. Für Katholiken reicht dies nicht aus, es muss auch die Tradition der Gläubigen und der Kirchenoberen beachtet werden.
  3. Die Sakramente: Während evangelische Christen nur die Taufe und das Abendmahl als Sakramente ansehen, gehören nach katholischer Sicht auch die Firmung, Beichte, Priesterweihe, Krankensalbung und Ehe zu den Sakramenten.
  4. Das Priestertum: Nach der katholischen Lehre werden Priester während der Weihe durch Gott dauerhaft besonders geprägt. Ihre Weihe ist nur durch Bischöfe möglich, die entsprechend zuvor geweiht wurden. Damit soll die Verbundenheit der Kirche über alle Zeiten und Grenzen hinweg aufgezeigt werden. Katholische Würdenträger leben im Zölibat. Nach der evangelischen Lehre ist das Amt des Pfarrers keinem besonderen Stand zugeordnet. Der Pfarrer leitet Gottesdienste und eventuell eine Gemeinde. Bei den Protestanten können auch Frauen dieses Amt übernehmen.
  5. Das Abendmahl: In der katholischen Kirche führen Geweihte das Abendmahl. Brot und Wein wird als tatsächliches Leib und Blut Christi gesehen, weshalb Jesus unmittelbar bei der Feier anwesend ist. Jesus Anwesenheit bleibt auch nach der Feier in den Gaben. In der evangelischen Kirche kann jedes getaufte Gemeindemitglied die Feier der Eucharistie leiten, im Normalfall übernimmt dies allerdings der Pastor. Protestanten sehen Brot und Wein nur als Symbol für das Leiden des Gottessohns an. Während das evangelische Abendmahl für alle Christen offen ist, ist es in der katholischen Kirche auf Katholiken begrenzt.
  6. Heiligenverehrung: Die evangelische Kirche lehnt die katholische Verehrung von Maria und den Heiligen ab. Sie befürchtet, dass hiermit die Verehrung Gottes vermindert wird.

Die Ökumene und die orthodoxe Kirche

Es gibt in den vergangenen Jahrzehnten vermehrt die Bestrebungen, die beiden großen Konfessionen in Deutschland wieder näher zusammenzurücken. So werden gemeinsame Gottesdienste gefeiert und es gibt regelmäßigen Austausch zwischen beiden Konfessionen. Dennoch wird beispielsweise der Unterricht in den Schulen häufig weiter konfessionell getrennt erteilt. Es gibt weitere christliche Konfessionen, dazu zählt insbesondere die orthodoxe Kirche, die auch als Ostkirche bezeichnet wird.

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