Mit seinem Vorstoß für einen sogenannten Karenztag löst Allianz-Chef Oliver Bäte Aufregung aus. Nun reagiert auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung.

Kein Lohn mehr am ersten Krankheitstag, das fordert der Chef der Allianz-Versicherung Oliver Bäte in einem Interview mit dem „Handelsblatt“. Er begründet dies mit der hohen Zahl an Krankmeldungen. Im Durchschnitt seien Arbeitnehmer hierzulande 20 Tage pro Jahr krankgemeldet, während der EU-Durchschnitt bei lediglich acht Tagen liege.

Die Führung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) lehnte beide Forderungen bereits ab. Anja Piel aus dem DGB-Vorstand warnte vor einer zunehmenden Tendenz bei Beschäftigten in Deutschland, trotz Krankheit zu arbeiten. „‚Präsentismus‘, also krank bei der Arbeit zu erscheinen, ist branchenübergreifend weit verbreitet“, so Piel.

Auch der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, sieht den Vorstoß skeptisch: Man könne generell die Frage aufwerfen, warum es in den ersten Tagen einer Krankheit überhaupt eine ärztliche Krankschreibung geben müsse, so Gassen zu t-online.

„Möglich wäre eine Regelung auf Vertrauensbasis: Für die ersten drei Krankheitstage könnten sich Arbeitnehmer informell krankmelden, erst ab dem vierten Krankheitstag würde ein ärztliches Attest nötig. Das würde Praxen wirklich entlasten.“

Ob eine Lohnfortzahlung am ersten Tag gewährleistet sein soll oder nicht, sei zudem keine medizinische, sondern eine politische Frage. „Auch wenn die Zahl der Krankheitstage im internationalen Vergleich hoch sein mag, spricht das nicht dafür, dass die Deutschen automatisch ein Volk von Blaumachern sind, zumal die Zahlen einzelner Länder nicht immer vergleichbar sind.“

„Ganz klar: Wer krank ist, ist krank,“ so Gassen weiter. Wer bei einer Erkrankung sich oder andere durch den Gang zur Arbeit gefährden würde, solle zu Hause bleiben. Natürlich gebe es auch Arbeitnehmer, die „blaumachen“. „Das ist aber nicht die Regel – und man sollte hier keine pauschale Misstrauenskultur gegenüber Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern schüren.“

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